15. September 2022, 4:38 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die Kanadierin Aurora „Rory“ Van Ulft macht bereits seit Jahren Furore mit ihrer enormen Muskelkraft – und sie ist noch nicht mal ein Teenager. Nun hat die 9-Jährige beim Kreuzheben beachtliche 111 Kilogramm hochbekommen, das entspricht mehr als dem Dreifachen ihres eigenen Körpergewichts. Ob das Mädchen sich damit womöglich Schaden zufügt? FITBOOK hat herumgefragt.
Während andere Kinder in ihrem Alter vielleicht mit Puppen spielen, beschäftigt sich Rory Van Ulft am liebsten mit Gewichten, genauer mit Langhanteln. Und die werden immer üppiger beladen. Erst im vergangenen Jahr beeindruckte die zu dem Zeitpunkt 8-Jährige mit 80 Kilogramm beim Kreuzheben. Und nun hat sie mit insgesamt 111 Kilogramm noch eine Schippe draufgelegt, die ihrem eigenen aktuellen Körpergewicht entspricht.
Mädchen bricht beim Kreuzheben Rekorde
Rory ist zum dritten Mal in Folge US-Jugendmeisterin im Gewichtheben, die Jungs in ihrer Liga hat sie mühelos abgehängt. Den aktuell von ihr gebrochenen Rekord soll 2019 der Russe Elbrus Dzhatievs aufgestellt haben, heißt es beim Pumper-Portal „BarBend“. Als „Mann“ bringt dieser grundsätzlich bessere körperliche Grundvoraussetzungen für den Kraftsport mit – und außerdem einiges mehr auf die Waage. Als er die 111 Kilogramm beim Kreuzheben schaffte, wog er selbst rund 53 Kilogramm, Rory dagegen kommt auf leichte 30.
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Umso beachtlicher, was das Mädchen an kraftsportlichen Leistungen bringt. Dafür habe sie seit Jahren kontinuierlich trainiert, wie „BarBend“ weiter berichtet. Die Entwicklung können ihre Fans auf Instagram verfolgen. Nach dem 80-Kilogramm-Erfolg im Vorjahr legte sie im April 2022 90 Kilogramm beim Kreuzheben nach, und auch auf den jüngsten 111 Kilogramm wird Rory sich wohl kaum ausruhen. Ist das ein Problem?
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Krafttraining im jugendlichen Alter – sinnvoll oder gar gefährlich?
Das Thema Krafttraining im Kindes- oder jugendlichen Alter ist ein nicht unumstrittenes. So erinnern sich wohl viele an die Warnungen von früher, durch einen zu frühen Start ins Gewichtheben würden sich Kids womöglich schaden. Die Wachstumsfugen könnten sich schließen, weshalb die Betroffenen später oft unter Knochenlängen-Differenzen litten.
FITBOOK hat zu diesem Thema den Fitness-Prof alias Professor Stephan Geissler bereits ausführlich zu Wort kommen lassen. Er setzt sich seit Jahren dafür ein, das Krafttraining für Kinder und Jugendliche von seinem schlechten Image reinzuwaschen. Denn für die Horrorgeschichten, die einst verbreitet wurden, gebe es keine einzige belastbare Studie. Stattdessen betont der Experte, dass die Knochen durch eine vernünftige Belastung sogar an Stabilität gewinnen. Somit könnte kontrolliertes Krafttraining, entgegen seinem Ruf, zu einem gesunden Knochenwachstum sogar beitragen.
Trainerin mahnt zu weniger Angst
Ähnlich sieht es Trainerin und Crossfitterin Ann-Katrin Weber. Ihrer Meinung nach herrsche im Zusammenhang mit Gewichtheben und Jugendlichen noch zu viel Angst vor. Dabei zeigten zahlreiche Statistiken eindeutig auf, dass vom Krafttraining per se keine schädlichen Wirkungen ausgeht.
Doch klar könne auf der anderen Seite alles, was extrem ist, langfristig schädigend sein. Eine sehr starke Ausbelastung in jungen Jahren sei somit nicht ungefährlich. „Das betrifft aber Turnierreiten, das ebenso ein Verletzungsrisiko mitbringt, genauso wie Krafttraining“, so Weber. Dass ein solches Extrem auf die Kleine Rory Van Ulft zutrifft, sei längst nicht gesagt. Die Expertin berichtet von unterschiedlichen Muskelfasertypen, von denen manche prädestinierter sind, schnell Kraft zu entwickeln oder generell athletischer zu sein. Zuletzt sei es also auch eine Frage der Veranlagung.