29. Dezember 2020, 8:12 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Das Muskeltraining wurde im Vergleich zum Ausdauertraining bzgl. seiner Effekte auf die Gesundheit lange stiefmütterlich in der Forschung behandelt. Mittlerweile wird immer klarer: Wer seine Muskelkraft trainiert, kann sich z. B. nicht nur vor Rückenschmerzen schützen und gesünder altern, sondern auch das Risiko senken, an einer der Volkskrankheiten zu erkranken.
Wie gesund ist Muskeltraining? Immer wenn ich diese Frage gestellt bekomme, antworte ich gerne: „Das können Sie sich gar nicht vorstellen…!“ Dass Sport und Bewegung im Allgemeinen gesund sind und deshalb auch seit vielen Jahren bzw. Jahrzehnten in der Therapie eingesetzt werden, hat sich wohl mittlerweile rumgesprochen. Allerdings hört man immer noch gerne die vorherrschende Meinung, dass hier besonders Ausdauertraining, welches seit Jahr und Tag auch von der Weltgesundheitsorganisation WHO als das Mittel zur Verbesserung und Erhaltung der Gesundheit postuliert wird, wirksam ist. Das ist auch zweifelsohne der Fall!
Übersicht
Effekte von Muskeltraining auf Gesundheit lange nicht im Fokus der Forschung
Allerdings wurde bisher das Muskeltraining, also zum Beispiel klassisches Krafttraining, in dieser Beziehung etwas stiefmütterlich behandelt. Dies mag unter anderem daran liegen, dass an der Deutschen Sporthochschule Köln in den Anfangszeiten der Sportmedizin Prof. Hollmann vor allem das Fahrradergometer-Training untersuchte und die gesundheitlichen Effekte publizierte. Daraufhin wurden tausende Studien durch die Sportwissenschaft und Sportmedizin durchgeführt und schnell wurde klar: Bewegung ist Medizin!
In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren wurden aber auch immer wieder sowohl präventive als auch rehabilitative Effekte des Muskeltrainings untersucht, und mittlerweile kann man auch hier von einer breiten Evidenzbasierung sprechen. Das heißt, Kraft- bzw. Muskeltraining ist noch viel effektiver für die Gesundheit als man auch nur annähernd erahnen konnte.
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Muskeltraining hält auch das Herz-Kreislauf-System gesund
Ich gebe Ihnen ein paar Beispiele: Mittlerweile hat sogar die WHO ihre jüngsten Empfehlungen dahingehend angepasst, dass sie Muskeltraining für „Jedermann“ propagiert. Denn regelmäßiges Muskeltraining hilft nicht nur bei Rückenschmerzen (was man schon sehr lange weiß), sondern senkt auch das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen (welche immer noch Killer Nr. 1 in Deutschland sind), Diabetes Typ 2 und sogar Krebs zu erkranken bzw. frühzeitig zu sterben. Das sind doch mal triftige Argumente, die Hanteln zu heben!
Und wem das immer noch nicht reicht, dem sei gesagt, dass Muskeltraining sogar das Gehirn positiv beeinflusst. Hier könnte wahrscheinlich von einer Prophylaxe gegen Alzheimer-Demenz gesprochen werden. In einer immer älteren werdenden Bevölkerung sollte man dies nicht übersehen – besonders von Seiten der Gesundheitspolitik. Ein wissenschaftliches Paper von Pedersen und Saltin hat schon im Jahre 2015 für Aufsehen gesorgt, weil es körperliches Training als „Medikament“ gegen 26 verschiedene Erkrankungen postuliert hat.
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Apropos älter werdende Bevölkerung: Viele alte Menschen leiden unter dem Krankheitsbild der sogenannten Sarkopenie. Dies steht für den fortschreitenden Muskelabbau im Alter und den damit einhergehenden Verlust der Selbstständigkeit und Mobilität.
Und jetzt dürfen Sie genau einmal raten, welche Form der Therapie am effektivsten gegen genau diesen Verlust funktioniert… Genau! Muskeltraining!
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Wenn Sie jetzt noch bedenken, dass durch regelmäßige Muskelkontraktionen sogenannte Myokine (hormonartige Botenstoffe) ausgeschüttet werden, die so großartige Dinge wie die Stärkung Ihres Immunsystems oder die Eindämmung von Entzündungsprozessen initiieren, dann sollten auch die letzten Ungläubigen von der essentiellen Bedeutung des Muskeltrainings für die Gesundheit überzeugt sein!
Also ab an die Gewichte und pumpen für die Gesundheit!