10. Juni 2024, 20:18 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Die Wagner-Brüder zu Besuch in Deutschland. Moritz und Franz Wagner, die seit 2021 bei Orlando Magic spielen, befinden sich in der Off-Season der NBA und nutzen die Zeit, um in ihre Heimat, nämlich nach Berlin, zu reisen. Dort kamen sie jetzt zu einem Meet & Greet und Panel-Talk mit ihren Fans zusammen. FITBOOK-Redaktionsleiterin Melanie Hoffmann traf die Basketball-Stars im Anschluss zu einem kleinen Interview.
Die zweite Etage des Foot-Locker-Ladens am Alexanderplatz in Berlin brummte vor Aufregung und Erwartung. Zahlreich hatten sich junge Fans versammelt, um die Basketball-Brüder Moritz und Franz Wagner persönlich kennenlernen, in einer Podiums-Interviewrunde ein paar Fragen stellen zu dürfen und ein Foto mit den Jungs zu ergattern. Lange brauchten sie auch nicht warten, bis die NBA-Stars gut gelaunt erschienen und das Publikum mit interessanten Insights in ihren Profisportalltag sowie amüsanten Anekdoten aus ihrem Leben in der weltbesten Basketballliga unterhielten.
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Woran Moritz und Franz Wagner im Training speziell arbeiten
FITBOOK: Was sind aktuell spezifische Dinge, an denen Sie im Training arbeiten müssen?
Franz Wagner: „Ich habe zuletzt nicht so gut von der Drei-Punkte-Linie getroffen. Deswegen trainiere ich jetzt viel den Wurf und arbeite an meiner Technik. Es geht darum, möglichst viele Würfe über den Sommer zu machen und die Technik so zu verinnerlichen, dass ich nicht mehr darüber nachdenken muss. Zudem trainiere ich das Entscheidungsverhalten in der Zone. Ich gehe oft zum Korb und muss üben, trotz meiner Schnelligkeit auch den Blick für alles andere zu haben. Das bedeutet, dass ich mal langsamer werden muss, um richtige Entscheidungen treffen zu können. Aber ich arbeite an ganz vielen Sachen. Für mein Spiel ist es auch gut, mehr gefoult zu werden. Und ich arbeite an meiner linken Hand.
Moritz Wagner: „Ich kann da jetzt eigentlich nichts Spezifisches nennen. Ich lege großen Fokus auf meinen gesamten Körper, sodass ich jedes Jahr gut durch die 82 oder mehr Spiele komme. Also ich lenke meine gesamte Konzentration darauf, gesund zu bleiben. Speziell basketballerisch gesehen, arbeite ich daran, meine Effizienz hochzuschrauben durch kleine Veränderungen oder Tricks während des Spiels.“
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Core-Übungen sind manchmal langweilig, gehören aber immer dazu
Welche Übungen dürfen in Ihrem Training nicht fehlen – und sind das womöglich auch solche, die Ihnen nicht immer Spaß machen?
Franz Wagner: „Ein absoluter Klassiker sind Core-Übungen und die können manchmal recht langweilig werden. Die können sich schon recht zäh anführen, besonders am Ende eines langen Workouts. Aber während einer langen Saison sind das für mich die Übungen, die mir helfen, mich durchgehend stark im Spiel zu fühlen und die meinem Körper einfach guttun. Es sind halt manchmal gerade die langweiligen Sachen, die dahingehend den Unterschied ausmachen können, dass man sich nicht verletzt. Ich gehöre zudem zu den eher unbeweglichen Spielern, deswegen muss ich mich auch viel dehnen, besonders meine Hüften und Oberschenkel. Durch den Stand, den ich in meiner Spielerposition viel einnehme, werden manche meiner Muskeln mehr und andere weniger belastet – und das auch noch unterschiedlich auf jeder Körperseite. Daher geht es im Training über den Sommer auch darum, das wieder auszubalancieren.“
Moritz Wagner: „Core ist definitiv wichtig. Generell ist Bewegung häufig sehr unterbewertet. Viele setzen rein auf Krafttraining und spezifisch Basketball und hoffen dann, dass das zusammenpasst. Ich versuche, in meinen Übungen immer sehr dynamisch zu bleiben. Wenn es jetzt um spezielle Übungen geht, hängt das natürlich immer davon ab, was gerade mein Trainingsziel ist. Aber ich kann auch sagen: Es ist nicht immer alles schön. Manches kann auch richtig nervig sein. Es ist dann am Ende wie Arbeit und man muss sie jeden Tag machen. Das kennt sicher jeder. Manchmal quält man sich da auch durch, manchmal ist es cool und macht richtig Spaß.“
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Vom deutschen Basketball in die NBA – da sehen Moritz und Franz Wagner die größten Unterschiede
Sie kennen den Basketball in Deutschland und in der NBA – welche Unterschiede in Spiel und Training haben Sie festgestellt?
Moritz Wagner: „Da es schon über zehn Jahre her ist, dass wir in Deutschland trainiert haben, ist es schwierig, den Vergleich Deutschland-USA zu machen. Wir waren in unserer Zeit hier ja auch viel jünger. Ich kann sagen, dass das Training heute insofern anders ist, als wir viel spezifischer rangehen. Wir sind reifer in unserem Spielprozess und wissen, wer wir als Spieler sind. Daher arbeiten wir jetzt effizienter und spielspezifischer auf unsere Stärken und Schwächen, als wir das früher getan haben, als man noch versucht hat, herauszufinden, wer man als Spieler eigentlich ist. Da sind wir jetzt natürlich deutliche Schritte weiter.“
Franz Wagner: „Ich glaube, es gibt einen Unterschied zwischen den Basketballkulturen. Die Coaches in den USA gehen Spiele generell anders an. Auch ihre Art, das an die Spieler zu vermitteln, ist anders. Wenn ich dann zurück in Deutschland bin, genieße ich es, wieder mal etwas Abstand und eine andere Perspektive auf das Spiel zu gewinnen. Denn die Saison ist schon sehr lang und man macht viel das Gleiche. Es ist gut, aus dieser Routine auch mal auszubrechen und neue Eindrücke zu gewinnen.“
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Darauf setzen die Wagner-Brüder für ihre Regeneration
Was tun Sie für Ihre Regeneration? Sie haben im Panel-Talk mit Ihren Fans zum Beispiel von einer eigenen Sauna berichtet …
Franz Wagner: „Ich habe gemerkt, dass mir Saunieren auf mentaler Ebene hilft. Darüber hinaus ist es natürlich auch für den Körper sehr entspannend. Diesen Doppelpack an Wirkung hat mich überzeugt und ich mache das regelmäßig, wenn ich kann. Manchmal schaffe ich zwei Gänge, manchmal nur einen. Ich versuche, so lange wie möglich in der Sauna zu bleiben, meistens etwa 15 Minuten. Aber ich quäle mich auch nicht, damit es unbedingt die 15 Minuten sind. Das mache ich so, wie ich mich gerade fühle. Daher sind es manchmal nur zwölf und manchmal auch 18 Minuten. Bei der Regeneration geht es vor allem um das Gefühl des Spielers. Ich finde es daher zum Beispiel Quatsch, die Regeneration an der Dauer einer bestimmten Maßnahme festzumachen. Da muss jede Person für sich das richtige Maß herausfinden.“
Gibt es neben der Sauna noch weitere Maßnahmen, die Ihnen bei der Erholung helfen?
Franz Wagner: „An Tagen, an denen ich müde bin und die Beine schwer sind, mache ich ein Eisbad. Das machen wir (sein Bruder Moritz setzt auch auf Eisbaden; A. d. R.) direkt morgens kurz für zwei oder drei Minuten. Das ist ein erfrischender Start in den Tag und ich habe auch gehört, dass es gut für den Körper ist, wenn er sich selbst wieder aufwärmen muss. Nach dem Training gehört Stretching für die Recovery zum festen Programm. Vor dem Schlafengehen dehne ich mich auch nochmal. Ich nehme jetzt mal auch Moritz‘ Antwort und erzähle noch, dass auch Schlafen ganz wichtig für uns ist. Da versuchen wir, neun bis zehn Stunden zu schaffen. Und last ‚but not least‘ die Ernährung – die richtigen Sachen zur richtigen Zeit essen. Da geht es vor allem darum, den ganzen Tag über genügend Energie zu haben.“