
3. März 2021, 14:51 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Sie gilt als brutalste Kampfsportart der Welt: Mixed Martial Arts (MMA). Das liegt in erster Linie daran, dass hier, wie es scheint, alles erlaubt ist, um den Gegner zu besiegen. Deshalb ist der Sport bis heute höchst umstritten.
Der Ire Conor McGregor ist die wohl schillerndste Figur der MMA-Szene – er trägt die Rolex am Handgelenk, besitzt eine 4-Millionen-Dollar Jacht und trat unter anderem in einem Showkampf gegen Ex-Boxweltmeister Floyd Mayweather an. Er polarisiert aber auch durch seine exzentrischen Auftritte und sein teilweise rüpelhaftes Verhalten. Auch der gesamte Sport Mixed Martial Arts kämpft mit einem Imageproblem. Er gilt als überaus brutal. Welche Sportarten in dieser Disziplin vereint sind, welche Regeln es gibt und wie gefährlich MMA wirklich ist, lesen Sie bei FITBOOK.
Übersicht
Was bedeutet MMA?
Mixed Martial Arts steht dafür, dass möglichst viele Kampfstile in einer Vollkontaktsportart vereint werden und dabei wenig Beschränkungen in Bezug auf Regeln gelten. Dazu zählen das Schlagen, Treten, Werfen, Clinchen, sogar Kopfstöße und der Bodenkampf. Bei Letzterem darf zudem auch geschlagen und getreten werden, was das Hauptunterscheidungsmerkmal zu anderen Vollkontaktsportarten darstellt. Die Schlag- und Tritttechniken entstammen dabei hauptsächlich dem Taekwondo, Muay Thai, Boxen, Kickboxen und Karate. Die Ring- und Bodenkampftechniken wurden überwiegend aus dem Judo, Ringen, Brazilian Jiu-Jitsu und Sambo übernommen.
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Woher kommt MMA und wie unterscheidet es sich von anderen Vollkontaktsportarten?
Die Spuren des MMA führen bis in das alte Griechenland. Zu dieser Zeit entstand „Pankration“, was so viel bedeutet wie „Die ganze Stärke“. Pankration kombinierte Schlag- und Tritttechniken sowie den Ring- und Bodenkampf. Es war jedoch streng untersagt, den Gegner zu beißen, seine Genitalien zu verletzen oder in die Augen zu stechen. Verloren hatte derjenige, der aufgab, ohnmächtig wurde oder sogar starb.
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Generell entwickelten sich über die Jahrhunderte hinweg die verschiedensten Kampfstile wie Judo, Karate, Jiu-Jitsu und viele andere. Bei sogenannten Vale-Tudo-Kampfsportveranstaltungen Ende des 20. Jahrhunderts sollte ermittelt werden, welche Kampfsportart die beste ist. Nach zahlreichen solcher Vergleichskämpfe, meist zwischen Ringern und Boxern, entwickelte sich das „Shooto“ in Japan. Davon inspiriert wurde 1993 die Ultimate Fighting Championship (UFC) in den USA gegründet. Diese ist bis heute die größte Veranstaltungsreihe im MMA und prägte die Sportart maßgeblich. In Deutschland kam der Vollkontaktsport ein Jahr später an, als der neu gegründete MMA-Verband Free Fight Association (FFA) die ersten Veranstaltungen initiierte. Auch wenn der Sport seitdem an Popularität gewonnen hat und es auch bekannte deutsche Größen wie Nick Hein (34) gibt, gilt MMA in Europa noch als relativ junge Sportart. Zu den größten Stars der Szene gehören der Ire Conor McGregor (30) und der US-Amerikaner Brock Lesnar (41).
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Wie sind die Regeln? Welche Techniken werden angewendet?
Die Kämpfer werden bei der UFC in zehn verschiedene Gewichtsklassen eingeteilt. Die Frauen kämpfen vom Strohgewicht bis zum Federgewicht, während die Männer vom Fliegengewicht bis zum Schwergewicht aktiv sind. Darüber hinaus gibt es noch das Super-Schwergewicht, in welchem zurzeit nicht gekämpft wird.
- Strawweight: (Stroh- oder Strohhalmgewicht) bis 115 lb (52,15 kg)
- Flyweight (Fliegengewicht): 125 und weniger lb (57 und weniger kg)
- Bantamweight (Bantamgewicht): 126 bis 135 lb (57 bis 61 kg)
- Featherweight (Federgewicht): 136 bis 145 lb (61 bis 66 kg)
- Lightweight (Leichtgewicht): 145 bis 155 lb (66 bis 70 kg)
- Welterweight (Weltergewicht): 155 bis 170 lb (70 bis 77 kg)
- Middleweight (Mittelgewicht): 170 bis 185 lb (77 bis 84 kg)
- Light Heavyweight (Halbschwergewicht): 185 bis 205 lb (84 bis 93 kg)
- Heavyweight (Schwergewicht): 205 bis 265 lb (93 bis 120 kg)
- Super Heavyweight (Super-Schwergewicht): über 265 lbs (über 120 kg)
Ein Kampf besteht aus drei Runden, die jeweils fünf Minuten dauern. Zwischen jeder Runde gibt es zudem eine Pause von einer Minute. Titelkämpfe werden in fünf Runden ausgetragen. Ziel ist es, seinen Gegner zum Aufgeben zu zwingen, ihn k.o. zu schlagen oder so zu in die Mangel zu nehmen, dass sich der Schiedsrichter gezwungen sieht, den Kampf abzubrechen. Ein Sieg nach Punkten ist ebenso möglich wie ein Unentschieden. Besonders beliebt sind Würgegriffe oder Hebeltechniken, die dem Gegner nur die Option lassen, aufzugeben.
Dass bei einem MMA-Kampf alles erlaubt sei, ist ein Vorurteil. So ist es beispielsweise verboten, den Gegner im Genitalbereich zu attackieren, zu beißen, an Nase und Ohr zu reißen oder in die Augen zu stechen. Insgesamt gibt es 31 Fouls, die zur Strafe oder dem Punktabzug bis hin zur Disqualifikation führen können. Die genauen Bestimmungen werden seit 2009 in den international weitestgehend anerkannten „Unified Rules“ festgehalten.
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Ist MMA gefährlicher als andere Kampfsportarten?
Wenn das Thema MMA angesprochen wird, fallen oft Wörter wie brutal, unmenschlich oder gewaltverherrlichend. Der ehemalige Bundesinnenminister Thomas de Maiziere betitelte den Sport einst als „abscheuliche Form der Menschendarstellung“. Nicht zuletzt aufgrund von Negativschlagzeilen wurde 2010 ein Sendeverbot von Profikämpfen im deutschen Fernsehen verhängt. Dies wurde jedoch 2014 wieder aufgehoben, nachdem das Verwaltungsgericht München das Verbot für rechtswidrig erklärte. Wegen all dieser Kritik gibt es daher zahlreiche Vorurteile gegenüber MMA. Nicht viele davon können entkräftet werden:
- Die MMA-Kämpfer sind keine Straßenschläger. Der Sport setzte sich aus den verschiedensten Kampftechniken unterschiedlichster Sportarten zusammen. So viele komplexe Stile zu beherrschen, erfordert ein langwieriges und hartes Training. MMA ist Hochleistungssport.
- MMA-Fighter sind alle dumm? Keineswegs! In der Historie der UFC finden sich reichlich Athleten mit höherer Bildung, darunter u.a. Ärzte, Psychologen, Architekten und Ingenieure.
- Oft kommt das Argument auf, dass man auf wehrlos am Boden liegende Kämpfer einschlägt. Allerdings ist der Bodenkampf Teil des Sports. Falls jemand tatsächlich wehr- oder gar bewusstlos ist, schreitet der Ringrichter sofort ein und beendet den Kampf.
- Auch, dass das Boxen sicherer als MMA sein soll, kann man nicht verallgemeinern. Laut einer Studie der John Hopkins University School of Medicine ist die Wahrscheinlichkeit eines Knockouts beim MMA geringer, während die Belastung für den Kopf beim Boxkampf höher ist. Insgesamt sind natürlich beide Sportarten reich an Verletzungen.
Zudem ist auch die richtige Taktik entscheidend. Brutalität allein reicht nicht, den Gegner zu besiegen. Neben Kraft brauchen die Kämpfer etwa ein hohes Maß an Koordination, Handlungsschnelligkeit und Technik.
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Ab welchem Alter kann man mit MMA anfangen?
In vielen Fällen sind MMA-Kämpfer Quereinsteiger. Sie bringen meist Vorerfahrungen aus anderen Kampfsportarten mit, beispielsweise Judo oder Kickboxen. Viele Vereine bieten Kurse für Neueinsteiger an. Zu Beginn werden die Techniken und Grundwerte beigebracht. Als Regel Nummer eins gilt es, Respekt für den Gegner zu zeigen. Risikoreiche Griffe oder Schläge dürfen sind nicht erlaubt und wenn der Gegner aufgibt, muss man ihn sofort loslassen. Außerdem steht immer die Technik und nicht die Kraft im Vordergrund. Grundsätzlich können sich Kinder ab zehn Jahren für Kurse anmelden.