12. März 2024, 11:01 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Seit FITBOOK-Redakteurin Anna Echtermeyer Mama ist, hat sie Verspannungen noch einmal auf einem anderen Level kennengelernt: Als Dauerzustand, in dem sich sämtliche Muskeln und das Gewebe in Nacken, Schultern, Brust, Gesäß und den ganzen Beinen verkürzt und unbeweglich anfühlen. Inspiration zur Entspannung des Problems fand sie an der Haltestelle.
Eltern kennen das: Man fühlt sich schon erschlagen und verspannt, da hat der Tag noch gar nicht richtig begonnen. Nach Frühstück machen, Kind anziehen, frühstücken, selbst fertigmachen, Kind zur Kita bringen und aufräumen, verbleiben, wenn’s gut läuft, noch fünf Minuten, bis der Rechner aufgeklappt werden sollte, weil die Erwerbsarbeit ruft.
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Mein „Hamsterkäfig“ steht selten offen für Sport
Es ist dasselbe, wenn man den Rechner zuklappt, auch da jagt ein To-do das nächste, bevor man das Kind abholt und der Rest des Tages vollends im Zeichen dieser kleinen bezaubernden Person voranschreitet. Wie leider auch die Verspannungen, die sich mit jedem Tragen, Bücken und Heben tiefer in der Muskulatur verbeißen. Aus der Vergangenheit ohne Kind weiß ich, dass ausgedehntes Streching, Yoga oder Sauna mir jetzt guttun würden. Das umzusetzen, kommt mir in der Gegenwart allerdings märchenhaft vor. Zwar nehme ich mein Bedürfnis nach selbstbestimmt verbrachter Zeit ernst und setze es durch, rechtzeitig, bevor ich durchdrehe. Aber der Hamsterkäfig steht für Eltern eben nicht ständig offen.
Ein großer Waldlauf? Schön, wenn es sich mal ergibt. Yoga? Gerne, aber bevor hier irgendjemand seine Korkmatte ausrollen kann, muss die Gefahr sich schmerzhaft in den Fuß drückender Murmeln und Duplosteine beseitigt werden und das drosselt die Lust doch erheblich. Für den Moment habe ich es abgehakt, sportlichen Idealen hinterherzulaufen. Vom Sport nehme ich vorerst das, was ich bekommen kann.
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Dieses morgendliche Mini-Ritual löst meine Verspannungen
Und das ist neuerdings eine kleine morgendliche Dehnungseinheit am Bahnsteig, wenn ich ins Büro fahre. Was mich dazu inspirierte, war die Zug-Information auf der Anzeigetafel: „Fährt in 5 Minuten“. Zu Hause hätte mich dieses Wissen dazu veranlasst, noch schnell eine Waschmaschine laufen zu lassen oder die Spülmaschine auszuräumen. Hier am Bahnhof erschienen mir die fünf Minuten wie ein Geschenk.
Seitdem ist das Geländer am Bahnsteig meine Turnstange: Ich dehne die Schulter- und Brustmuskulatur, die Handgelenke und jeden einzelnen Finger, die Rückseite der Oberschenkel und die Vorderseite, ich strapaziere die Drehfähigkeit meiner Wirbelsäule und beuge mich tief ins Hohlkreuz, um meine verkürzten Hüftbeuger aus der Reserve zu zwingen. Ein bisschen Zeit, um „ein paar sehr weit oben hängende Äpfel zu pflücken“ – Sie kennen die Übung bestimmt – bleibt auch noch, bis der Zug einfährt.
Meine Übungen haben keine bestimme Abfolge, ich höre darauf, was mein Körper mir sagt. Wo fehlt Bewegungsspielraum, wo ist Spannung und Schmerz im Weg? Dorthin bewege ich mich. Mir persönlich tut es gut, in den Dehnungsschmerz hineinzugehen, der sich mehr wie ein Widerstand anfühlt. Mit jeder Ausatmung gehe ich dann etwas weiter, justiere nochmal nach. Bis wirklich nichts mehr geht. Das mag sicherlich nicht für jeden das Richtige sein – wer etwa Schmerzen hat, sollte das besser von einem Arzt abklären lassen.
Doch für mich sind diese fünf intensiven Minuten morgens an der Haltestelle die Lösung ganz vieler Spannungen. Und sie hinterlassen das wunderbare Gefühl, etwas für mein Wohlbefinden getan zu haben.