12. Oktober 2020, 5:33 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Seit Freitag gilt ganz Berlin aufgrund steigender Coronazahlen als Risikogebiet. Wer hier trotzdem trainieren möchte, überlegt sich jetzt zweimal, ob das Gym noch der richtige Ort zum Stressabbau ist. Unser Autor hat kürzlich zu später Stunde in seinem angestammten Hauptstadt-Fitnessstudio trainiert – und war entsetzt, wie lasch dort die Hygienemaßnahmen umgesetzt werden. Seine Befürchtung: Das geht nicht mehr lange gut…
Für mich ist das Training eine Routine, der ich mindestens viermal die Woche nachgehen muss. Als die Fitnessstudios im ersten Lockdown schließen mussten, war mein Alltag ziemlich durcheinandergewirbelt. Umso mehr freue ich mich, dass ich aktuell wieder einigermaßen normal ins Gym kann. So auch kürzlich, als ich mich mit Maske, Trinkflasche, Handtuch und ein paar Trainingsutensilien auf dem Weg zu meinem Fitnessstudio in Berlin-Lichtenberg machte. Es ist 20 Uhr, als ich vor der beleuchteten Industriehalle stehe – Prime Time. Meine große Hoffnung, dass wegen des schlechten Wetters nur wenige den Weg hierher gefunden haben, entpuppt sich leider als Fehlanzeige. Das Fitnessstudio war trotz steigender Corona-Zahlen relativ gut gefüllt.
Von 50 Trainierenden tragen sieben eine Maske
Also Augen zu und durch. Die fünf Stufen im Foyer sind schnell erklommen. Auf dem Weg in die Umkleide wundere ich mich das erste Mal: Mir kommen ein paar Leute ohne Maske entgegen, die auf den Hantelbereich zusteuern. Nachdem ich mich umgezogen und den Trainierenden auf der Hallenfläche angeschlossen habe, mache ich mir den Spaß durchzuzählen, wie viele Leute an diesem Abend sporteln: Es sind fast 50. Zu meinem Erstaunen tragen lediglich sieben Personen eine Mund-Nasen-Bedeckung. Der Rest hat – soweit ich das beurteilen kann – nicht mal eine Maske dabei. Der Mundschutz ist während der Übungsausführung zwar nicht Pflicht, muss allerdings während der Pausen und beim Bewegen im Studio getragen werden.
Abgesehen von der mangelnden Masken-Disziplin wundere ich mich aber an diesem Abend auch über was anderes: Ich beobachte kein einziges Mal, wie jemand im Fitnessstudio ein Gerät desinfiziert – Corona-Angst gibt’s hier anscheinend nicht.
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Die anwesenden Trainer juckt’s nicht – sie trainieren lieber selbst
Die Nachricht von den gravierend steigenden Corona-Fallzahlen in der Hauptstadt scheint bei vielen der hier Anwesenden noch nicht angekommen zu sein. Ich erspähe zwei Trainer und erwarte, dass sie die entsprechenden Personen nun unmittelbar auf die geltende Maskenpflicht hinweisen werden. Doch spätestens ab diesem Punkt wird mir das Training gehörig versaut. Denn anstatt die Trainingsfläche im Auge zu behalten, sind die beiden Trainer damit beschäftigt, selbst Eisen zu stemmen. Und – langsam wundert mich hier nichts mehr – nur einer von beiden hat eine Maske auf. Sorry, wenn ich jetzt mal meckern muss, aber: So sieht für mich kein korrekt umgesetztes Hygienekonzept aus!
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Könnten die Fitnessstudios bald wieder schließen?
Ich befürchte, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis nicht nur mein Fitnessstudio, sondern alle Gyms der Hauptstadt wieder schließen müssen. Wieder begleitet, so vermute ich, von einem großen Aufschrei: Die Fitnessbranche stünde wegen der Corona-Pandemie am Abgrund.
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Wir wollen doch alle trainieren!
Aber es ist nicht nur das Coronavirus, das Menschen früher oder später wieder raus aus dem Studio und rein ins sichere Home Gym drängen wird. Es ist der Egoismus uneinsichtiger und gedankenloser Mitglieder sowie die fehlende Durchsetzung von Hygienemaßnahmen durch das Fitnessstudio-Personal, die dazu führen könnte. Schließlich wollen wir alle trainieren – und gerade für diejenigen, die Sport als feste Größe in ihrem Leben sehen, heißt es dann wieder, abstinent zu leben.
Darum hier mein Appell: Liebe (Berliner) Fitnessstudios, bitte sorgt dafür, dass eure Hygienekonzepte durchgesetzt werden, sodass wir uns alle risikofrei am Sport erfreuen können… Danke!