3. Juli 2020, 12:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Beim Krafttraining geht es wohl den meisten Menschen um einen gestärkten Körper und die entsprechende Optik. Doch wie eine aktuelle Studie zeigt, bewirkt Gewichtheben zunächst eine verbesserte Signalübertragung bestimmter Nervenbahnen – lange bevor sich in der Muskulatur etwas tut.
Krafttraining wirkt sich offenbar zuallererst stärkend auf das zentrale Nervensystem aus. Zu diesem Ergebnis kamen Forscher der nordbritischen New Castle University – in einer Untersuchung mit Affen.
Krafttraining für verbesserte Funktion der Nerven
Alle Details zur Untersuchung sind im Fachjournal „Science Daily“ nachzulesen. Wie es darin heißt, funktionieren Menschen und Affen in puncto Bewegungskoordination sehr ähnlich. Das Gehirn nutzt dafür zwei wesentliche Nervenbahnen im Rückenmark – umgangssprachlich unsere „motorische Autobahn“.
Die Wissenschaft geht davon aus, dass die eine der beiden Spuren den aktivierenden Part übernimmt, während die andere, der sogenannte Retikulospinaltrakt, für die Kontrolle der Haltung zuständig ist.
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So lief die Studie ab
Zum Zweck der Untersuchung trainierten die Forscher den Affen an, mit einem Arm an einem Griff zu ziehen. Über einen Zeitraum von zwölf Wochen wurde der Widerstand des Griffs sukzessive erhöht, was auf Dauer zu einer Kräftigung der Muskeln in besagtem Arm führen musste.
Begleitend stimulierten die Forscher bei den Affen täglich den Motorcortex (= funktionelles System der Großhirnrinde, das Bewegungen steuert und komplexe Bewegungsmuster möglich macht) und maßen die dadurch ausgelöste Aktivität innerhalb des Muskels. Es zeigte sich: Die Signalübertragung zwischen Motorcotex und Retikulospinaltrakt verbesserte sich stetig.
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Wertvolle Erkenntnisse für die Forschung
Die Studienautoren Isabel Glover und Stuart Baker äußerten sich zu den Ergebnissen auch in einer Pressemitteilung der Newcastle University. Tatsächlich habe man laut Glover schon vorher gewusst, dass der stärkende Effekt durch Krafttraining (z.B. im Fitnessstudio) aus einer verbesserten Funktion des Nervensystems herrührt – „und nicht etwa aus vergrößerten Muskeln“. Die genauen Mechanismen, die in der aktuellen Untersuchung zutage kamen, seien über den Bodybuilding-Bereich hinaus interessant.
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In der Stellungnahme geht die Wissenschaftlerin auch darauf ein, welchen wichtigen Nutzen die Forschung aus den Studienergebnissen ziehen kann. Etwa für die Rehabilitationstherapie nach einem Schlaganfall. Sie und ihr Team hoffen, mit gezieltem Krafttraining die motorischen Einschränkungen einer durch Schlaganfall geschwächten Hand korrigieren zu können.