30. Juli 2018, 12:31 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Keine 40 Tage mehr bis zum Halbmarathon. Die Zeit rennt und damit ist sie mir einiges voraus. Wenigstens konnte ich heute vor dem Frühstück meinen Schweinehund besiegen. Ich hatte aber auch ein lohnenswertes Ziel: eine auf Süßwaren spezialisierte Bäckerei. Wäre da nicht dieses Malheur mit dem Scooter passiert …
Seit meinem ersten Artikel sind 17 Tage vergangen. 17 Tage, in denen ich nicht einmal laufen war. Wie konnte das passieren? Die Hauptausrede kann sich sehen lassen: Einer meiner besten Freunde hatte am vorletzten Samstag seinen Junggesellenabschied und wir haben ihn gebührend „gesellig“ in die baldige Ehe entlassen. Die Sause war sogar so gut, dass ich noch am Montag mit den Spätfolgen zu kämpfen hatte. Tags drauf ging es dann in den Griechenland-Urlaub. Ihr erinnert euch vielleicht: Wenn die Vorbereitung zum Hürdenlauf wird …
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Korfu, kann ich euch sagen, ist eine wunderschöne Insel. Neben herrlichen Buchten und einem überraschend grünen Hinterland locken vielerorts fiese Fleischplatten. Ich habe mich davon aber (fast) null beeindrucken lassen und mich stattdessen auf Marathons spezialisiert – Moussaka-Marathons, um genau zu sein. Da kann der läppische Halbmarathon ja gar nicht mehr schiefgehen, oder?
Wir halten also fest: kein Sport, dafür jede Menge gehaltvolle Griechen-Kost. Wollte der Vogel nicht 21 Kilometer in unter zwei Stunden laufen? Absolut. Darum hat er heute Morgen endlich mal sein Phlegma überwunden.
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Kalorienbomben als Motivationsspritze
Wie so oft in diesem Urlaub ging es mal wieder ums Essen. Meine Freundin schlug zum Frühstücken eine nahegelegene Bäckerei vor. Da bestand ich geistesgegenwärtig darauf, die ganze Strecke – 4,6 Kilometer hin und zurück – zu joggen. Leben am Läufer-Limit. Ich zog Badeshorts und Trekking-Schuhe an und machte mich auf den Weg, während sich die feine Dame unseren Scooter schnappte und schon mal vordüste.
Die ersten Meter waren furchtbar. Ich lief los, aber es wollte nicht laufen – bis auf den Schweiß in Strömen. Ich sah die endlose Landstraße vor mir dunstig aufschimmern und blickte in verwirrte Gesichter auf der Gegenfahrbahn. Auch ohne Mentalisten-Ausbildung konnte ich ihre Gedanken problemlos lesen: Warum zur Hölle rennt der bei dieser Hitze?
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Nach der XXL-Geraden wurde es zwar kurvig, dafür ging es jetzt leicht bergauf. Ihr wisst schon, diese Art von Steigung, die man kaum sehen kann, aber in den Oberschenkeln spürt. Trotzdem fand ich schließlich meinen Rhythmus. Und kurze Zeit später sah ich sie: Bäckerei und Bae. Für die 2,3 Kilometer habe ich 10 Minuten und 44 Sekunden benötigt, was 4’40’’/km entspricht. Besser als gedacht. Jetzt musste ich dem Bäcker nur noch erklären, warum ich hechelnd seinen heißen griechischen Kaffee trinken wollte.
Nach dem Frühstück – einem Potpourri aus genauso klebrigen wie kalorienlastigen Süßigkeiten – ging es dann dieselbe Strecke zurück. Ich fing stark an und baute noch stärker ab, bis die Uhr dieses Mal bei 11 Minuten und 23 Sekunden stehenblieb (4’56’’/km). Beim Halbmarathon müsste ich auf den 21 Kilometern einen Schnitt von 5’40’’/km laufen, um in unter zwei Stunden ins Ziel zu kommen. Ich war also auf Kurs. Nur fehlten mir für heute noch 400 Meter, um die fünf Kilometer vollzumachen. Wie praktisch, dass wir kein Klopapier mehr hatten und der Supermarkt um die Ecke war. Jetzt konnte ich sogar noch echte Sprinterqualitäten unter Beweis stellen – und gleichzeitig das perfekte Beitragsfoto knipsen lassen.
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Vor lauter Erleichterung baute ich noch am selben Tag einen kleinen Unfall mit unserem Scooter. Mein linker großer Zeh ist jetzt noch größer und völlig aufgeschürft. Keine Sorge, dieses Mal erspare ich euch den Anblick meiner Füße. Ob mich die Verletzung zurückwerfen wird – jetzt, wo ich endlich Blut geleckt habe –, erfahrt ihr im nächsten Teil meiner Serie. Wenn ich bis dahin nicht geplatzt bin.