22. September 2020, 5:35 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Sport ist gesund, das ist bekannt. Dabei trainiert er nicht nur den Körper, sondern entspannt auch den Geist – vorausgesetzt, man macht es richtig. Wichtiger Tipp: Ruhig mal etwas Tempo rausnehmen.
Viel hilft viel? Das gilt in dem Fall tatsächlich nicht. Laut Daniela Dihsmaier, die als Systemischer Coach und Sport-Mental-Coach in München arbeitet, erzielt man vor allem beim moderaten Laufen positive mentale Effekte. „Im sogenannten aeroben Bereich, wo die Muskulatur noch genug Sauerstoff hat“, so die Expertin. Laufen soll demnach vor allem dann glücklich machen können, wenn man sich nur zu ungefähr 60 Prozent der maximalen Leistungsfähigkeit verausgabt.
Aerobes Training: Laufen bei etwa 60 Prozent der Leistungsfähigkeit
Insofern seien viele Menschen zu schnell unterwegs, beobachtet Dihsmaier. „Mein Rat ist: Wenn es sich anstrengend anfühlt, nimmt man ein bisschen Tempo raus. Fast so, dass man sich etwas unterfordert fühlt.“ Das sei der richtige Bereich für aerobes Training. Aber warum ist das so wichtig?
„Im aeroben Bereich wissen wir, dass der Cortisolspiegel im Körper sinkt“, erklärt Dihsmaier. „Die Belastung ist noch im Rahmen und angenehm, sodass die Gedanken wandern können. Das sorgt für Stressabbau.“
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Erinnerungsfähigkeit und Immunsystem werden gestärkt, Stoffwechsel angekurbelt
Laufen im aeroben Bereich hat der Expertin zufolge ebenso positive Auswirkungen auf die kognitive Leistungsfähigkeit. „Es bilden sich neue Nervenzellen, was gut für die Erinnerungsfähigkeit ist. Außerdem wird die neuronale Vernetzung gefördert, wovon unter anderem das Arbeitsgedächtnis profitiert.“ Beim Laufen in diesem Bereich kurble man auch seinen Stoffwechsel an. So stärke man sein Immunsystem.
Laufen im aeroben Bereich macht glücklich
„Außerdem schüttet der Körper Glückshormone aus. Auf mentaler Ebene entsteht dadurch ein Genussmoment. Das prägt sich irgendwann ein und es fällt immer leichter, den Schweinehund vor der Joggingrunde zu überwinden“, erklärt Dihsmaier.
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Zu hohe Belastung stresst den Körper
Und was passiert, wenn man sich bis an die Grenzen belastet? „Im sogenannten anaeroben Bereich, etwa beim Intervalltraining, hat man Adrenalin im Blut, hier steigt der Cortisolspiegel“, sagt Dihsmaier. „Man setzt seinen Körper unter Stress, um seine Leistung zu steigern.“
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Manchmal könne dieser Stress auch Freude bringen. „Wer wettkampforientiert ist, schneller werden will und sich mit anderen vergleicht, für den können hier Trainingserfolge eine zusätzliche Belohnung und Motivation sein“, erklärt Dihsmaier und fügt zugleich an: „Dafür muss man aber eine gewisse Resilienz mitbringen, damit es einen nicht umwirft, wenn man sich mit anderen Menschen vergleicht.“
Daraus ergibt sich ihr abschließender Rat: Wer laufen geht, um ein Dauertief anzuheben, sollte nicht zu früh in diesen Wettkampfsport und das anaerobe Training eintreten. Und für jemanden in einer depressiven Phase sei es nicht ratsam, in Druck-Situationen beim Sport zu geraten, wie sie für Wettbewerbe typisch seien.
Besser sei es in dem Fall, sich ein individuelles Ziel nur für sich setzen. Eine bestimmte Laufdistanz zu meistern, zum Beispiel.