12. Februar 2024, 16:25 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Viele Menschen, die Gewicht verlieren wollen, schlüpfen aus Überzeugung in die Running-Schuhe. Denn da beim Laufen viele Kalorien verbrannt werden, gilt es als effektives Mittel zum Abnehmen. Finnische Forscher können dies jedoch nur eingeschränkt bestätigen: Sie sehen auf Basis aktueller Studienergebnisse die Vorzüge durchs Laufen woanders.
Laufen beansprucht verhältnismäßig viele Muskeln. Denn dabei bewegen sich nicht bloß die Beine: Der Bewegungsapparat muss insgesamt stabil bleiben, weshalb auch z. B. die Bauch- und Rückenmuskulatur aktiv sind. Das Ganze ist entsprechend anstrengend und der Kalorienverbrauch relativ hoch. Dennoch hilft Laufen nicht direkt beim Abnehmen, mahnen Forscher.
Übersicht
Studie zum Effekt von Laufen aufs Abnehmen
Mitarbeiter der Universität Jyväskylä haben sich mit den langfristigen Effekten von Laufsportarten auseinandergesetzt. Konkret haben sie untersucht, ob und gegebenenfalls wie sich regelmäßiges Lauftraining auf altersbedingte körperliche Veränderungen auswirkt. Ihre Studie erschien kürzlich im Fachblatt „Frontiers“.1
Es ist bekannt, dass ab etwa dem 30. Lebensjahr die sogenannte Sarkopenie fortschreitend einsetzt. Der Begriff steht für den altersbedingt natürlichen Abbau von Muskelmasse, mit dem auch ein Verlust an Muskelkraft einhergeht. Deshalb fällt es Menschen mit zunehmendem Alter schwerer, Muskeln aufzubauen bzw. die vorhandenen zu erhalten sowie an Gewicht zu verlieren.
Auch interessant: Mit diesen Übungen können Läufer ihre Körpermitte stärken
Warum Laufen nur kurzfristig zu Gewichtsverlust führt
Das Thema Abnehmen durch Laufen sei in der jüngeren Vergangenheit immer wieder heiß diskutiert worden. So ist es in einer aktuellen Pressemitteilung der finnischen Uni nachzulesen.2 Manche Forscher sprächen sogar von einem Mythos, wenn es darum gehe, dass Laufen beim Abnehmen helfen könne. Zumal es Belege dafür geben soll, dass der menschliche Körper nach der Neuaufnahme einer Laufroutine ab einem gewissen Punkt sozusagen Energiesparmaßnahmen ergreift. Man nehme demnach zwar zunächst recht schnell ab. Doch dann reguliere sich der körperliche Gesamtverbrauch herunter – laut der PM eine Art „Versicherungspolice der Natur, (…) um in Zeiten eingeschränkter Nahrungsmittelverfügbarkeit nicht zu verhungern“. Langfristig soll sich Laufen dafür umso günstiger auswirken.
Details zur Untersuchung
Für ihre Analyse griff das Team um Studienleiter Dr. Simon Walker auf Daten der Athletes Aging Study (ATHLAS-Study) zu. Darin sind Informationen zu Hunderten von männlichen Probanden in den Altersgruppen 20 bis 39 und 70 bis 89 Jahre gesammelt, darunter auch zu deren Körperzusammensetzungen (sprich Knochendichte, Muskel- und Fettmasse, etc.). Einige der Männer waren Wettkampf-Athleten, darunter Sprinter, Ausdauerläufe sowie Kraftsportler. Als Kontrollgruppe dienten Probanden, die zwar generell körperlich aktiv waren und mitunter auch in unregelmäßigen Abständen Sport trieben, jedoch nicht im wettkampftauglichen Ausmaß.
Auch interessant: Optimale Schrittanzahl pro Tag, um abzunehmen
Erkenntnis: Laufen führt langfristig zu weniger Körperfett
„Unsere Daten zeigen eindeutig, dass lebenslanges Laufen, sei es über Langstrecken oder wiederholte Kurzstrecken-Sprints, zu einem geringeren Fettanteil führt als ein gewöhnlicher körperlich aktiver Lebensstil“, erklärt Hauptautor Walker. Es habe sich auch stärker ausgewirkt als ein etwaiges Engagement in Kraftsportarten. Selbst Sprinter und Ausdauersportler höheren Alters hatten der Auswertung zufolge einen geringeren Körperfettanteil als jüngere Probanden der Kraftsportler- oder Kontrollgruppe.
Vereinfacht kann man also sagen: Laufen hilft zwar nicht direkt beim Abnehmen, doch stattdessen dabei, nicht zuzunehmen. Denn es kann offenbar einen großen Teil dazu beizutragen, dass der Körperfettanteil langfristig niedrig bleibt.
Positiver Einfluss auch auf die Muskelmasse
Für einen gesunden Körper ist auch der Anteil an Muskelmasse von Bedeutung. Der müsste wohl bei den Kraftsportlern unter den Probanden höher sein – das würde naheliegen und hatten auch Studienleiter Walker und sein Team vermutet. Tatsächlich war dem so, wobei die Daten der Ausdauersportler dennoch überraschten. Denn demnach verfügten sie auch in fortgeschrittenen Lebensphasen über eine Muskelmasse, die oberhalb der für deren jeweiliges Alter definierten Sarkopenie-Schwelle lag. Die Ergebnisse legten somit nahe, dass regelmäßiges Laufen genügen könnte, um bis ins Alter leistungsfähig zu bleiben.
Was die Studienautoren empfehlen
Die Ergebnisse zeigen zwar die enormen gesundheitlichen Vorteile durchs Laufen – wenn auch nicht fürs Abnehmen, dann doch für die Gewichtsregulierung und tatsächlich sogar für den Erhalt der Muskelmasse. Doch „um eine optimale Körperzusammensetzung im Alter zu erhalten“, raten die verantwortlichen Forscher zu einer Kombination aus Laufen bzw. Sport und weiteren gesundheitsförderlichen Routinen. Es wird etwa eine ausgewogene Ernährung angeführt.
Die Empfehlungen richten sich übrigens ebenso an Frauen. Denn auch wenn an der Untersuchung nur männliche Probanden teilgenommen haben – „ich sehe keinen Grund, warum unsere Ergebnisse nicht auch für Frauen gelten sollten“, erklärt Studienleiter Walker, „insbesondere wenn man die Auswirkungen der Menopause und andere altersbedingte Effekte berücksichtigt“.