
4. Oktober 2022, 11:11 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Krav Maga verorten die meisten Menschen beim israelischen Geheimdienst. Doch auch darüber hinaus verbreitet sich das Selbstverteidigungssystem als Sportart. Dabei ist es das streng genommen gar nicht. FITBOOK erklärt, was die Besonderheiten dieses „Kontaktkampfes“ wirklich sind.
Krav Maga versteht sich als reine Selbstverteidigung. Trainiert wird nur für den Ernstfall, also wenn man schnell und effizient auf eine Gefahrensituation reagieren muss, und nicht für etwaige Wettkämpfe. Deshalb sind auch Schläge und Tritte zugelassen, die in klassischen Kampfsportarten verboten sind.
Übersicht
Die Herkunft von Krav Maga
Der Name „Krav Maga“ stammt aus dem Hebräischen und bedeutet übersetzt „Kontaktkampf“. Als Begründer gilt der slowakische Boxer Imrich Lichtenfeld († 87), der Anfang des 20. Jahrhunderts damit begonnen hat, Juden in Selbstverteidigung zu unterrichten. Sie sollten sich vor antisemitischen Übergriffen schützen können. Dafür nutzte er Techniken aus dem Boxen und Ringen und ergänzte sie durch Kampftechniken aus dem Jiu-Jitsu, die er von seinem Vater, einem Polizisten, gelernt hatte. Ab 1948 gab Lichtenfeld sein Wissen als Nahkampfausbilder im israelischen Militär weiter. Hier lässt sich die Geburtsstunde von Krav Maga, wie wir es heute kennen, ausmachen.
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Was zeichnet Krav Maga aus?
Beim Krav Maga werden Reflexe und instinktive Reaktionen auf Aggression geschärft, um möglichst schnell und unbeschadet aus Gefahrensituationen zu gelangen. Das kann von der verbalen Deeskalation über die Flucht bis hin zur körperlichen Auseinandersetzung reichen. Letztere wird erst dann als Lösung eingesetzt wird, wenn sie sich nicht mehr vermeiden lässt. Deshalb eignet es sich, einerseits seine Stärke, andererseits aber auch Selbstbeherrschung und Konfliktmanagement zu trainieren.
Lässt sich ein Kampf nicht umgehen, dann befähigt Krav Maga zu einem großen Spektrum an Kampftechniken, außerdem zum Entwaffnen eines Gegners und zum Umgang mit einer Gruppe von Angreifern. In Deutschland wird dabei für Privatpersonen eine Form des Krav Magas gelehrt, die an die Gesetzeslage rund um Notwehr und Nothilfe angepasst ist.
Bis heute ist Krav Maga fester Bestandteil in der Ausbildung von Militärsondereinheiten und Polizisten, Sicherheitskräften und Personenschützern. Auch bei Privatpersonen ist das Selbstverteidigungssystem beliebt. Die einzelnen Techniken werden individuell zusammengestellt. Deshalb ist es möglich, Größen- und Kraftunterschiede zwischen Kämpfern durch schnelle Reflexe oder ein vermeintlich unsportliches, aber in puncto Selbstverteidigung effektives Vorgehen auszugleichen. So könnte man einen Tritt in die Weichteile oder einen Schlag aufs Ohr als unfair ansehen – aber auch sehr zuverlässig, wenn es darauf ankommt.
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Was ist alles erlaubt?
Um Angreifer möglichst schnell zu stoppen, kommen unterschiedliche Techniken zum Einsatz. Dazu zählen:
- Schläge und Stöße mit Faust, Handballen, Handkante, Ellbogen, Kopf
- Tritte mit Fuß, Knie, Schienbein
- Einsatz von Alltagsgegenständen wie einem Stuhl oder Schlüssel
Die einzelnen Techniken werden gezielt gegen schmerzempfindliche Punkte des Gegners eingesetzt, also bspw. mit einem Tritt in die Weichteile oder Stiche mit den Fingern in die Augen. Ein weiterer Fokus liegt auf der Abwehr gegen unterschiedliche Waffen wie Messer, Ketten, Pistolen, Flaschen und Ähnlichem.

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Wo kann ich Krav Maga lernen?
Krav-Maga-Kurse gibt es inzwischen in den meisten Städten. In großen Kampfsport-Studios, Volkshochschulen und Universitäten zählen sie zunehmend zum Standardkursangebot, zudem haben sich auf Krav Maga spezialisierte Kampfsportschulen etabliert. Interessierte können das Selbstverteidigungssystem in unterschiedlichsten Formaten erlernen: von der vollständigen, etwa ein halbes Jahr umfassenden Basisausbildung bis hin zu Kompakt-Kursen, die auf die Grundlagen der Selbstverteidigung ausgelegt sind.
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Welche Techniken unterrichtet werden, hängt vom jeweiligen Kurs ab. Das Kampfsystem basiert mehr auf Prinzipien als auf einer Sammlung bestimmter Techniken. Je nach Schwerpunktsetzung – etwa zur Konfliktvermeidung oder auf Selbstverteidigungstechniken speziell für Frauen – werden die passenden Mittel zum Zweck gelernt. Hinzu kommen die Kampfsport-Erfahrungen der Trainer, die sich ebenfalls auf die Wahl der Unterrichtsinhalte auswirken können und so Ausführung verschiedener Krav-Maga-Varianten beitragen.