16. November 2023, 11:19 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Verschiedene Studien in den vergangenen Jahren befassen sich damit, was Menschen helfen kann, die an einer psychischen Störung leiden. Wie es scheint, hat neben Ausdauer- auch insbesondere Krafttraining einen mildernden Effekt auf Symptome von bspw. Angststörungen. Und: Einer bestimmten Untersuchung zufolge lässt sich mithilfe von Gewichte- und Bodyweight-Training womöglich sogar verhindern, überhaupt erst psychisch zu erkranken.
Bei mentalen Downs bekommt man oft geraten, eine Runde laufen zu gehen. Nicht ohne Grund: Selbst diagnostizierten psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen begegnet man in der Therapie häufig mit der Empfehlung, Ausdauersport zu treiben. Vor allem bringt aber offenbar Krafttraining einen positiven Effekt. Das bestätigen immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen.
Übersicht
Krafttraining gegen Angststörung und Depression
Eine in der „Jama Network“-Datenbank veröffentlichte Studienanalyse aus dem Jahr 2018 zeigte bereits auf, dass sich Krafttraining als alleinige oder begleitende Therapiemaßnahme von Depressionen eignen soll. Und schon vorher, im Jahr 2011, waren Forscher zu dem Ergebnis gekommen, dass sich bei von Angststörungen betroffenen Frauen die Symptome durch regelmäßiges Krafttraining lindern lassen.
Aber was ist mit denen, die (noch) nicht psychisch erkrankt sind? Können auch sie von Gewichte- bzw. Krafttraining profitieren? Diese Fragen haben sich Forscher der University of Limerick (Irland) und verschiedener US-amerikanischer Fakultäten gestellt und nun in einer gemeinsamen Untersuchung beantwortet.
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Gewichte stemmen für eine gesunde Psyche
28 körperlich gesunde Frauen, die nach eigenen Angaben weder an einer Angststörung noch an einer Depression litten, hatten an der Studie teilgenommen. Keine von ihnen hatte im Vorfeld erwähnenswerte Erfahrung mit Krafttraining gemacht. Im Rahmen der Untersuchung sollte die eine Hälfte von ihnen damit anfangen, und zwar in einem durch die Forscher vorgegebenen, recht überschaubaren Ausmaß. Dieses orientierte sich nach den offiziellen Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO und des American College of Sports Medicine.
Nach einer ersten Einführung durch die Studienverantwortlichen setzten die Frauen in der Trainierenden-Gruppe ihr Workout selbst aus einzelnen Bodyweight-Übungen und Einheiten mit Gewichten zusammen. Die andere Hälfte der Frauen diente als Kontrollgruppe.
Auswertung ergab niedriges Angstniveau bei den Trainierenden
Die Untersuchung lief über einen Zeitraum von acht Wochen. Danach wurde bei den Frauen das „Anxiety Level“ ( ≈ „Angstniveau“) gemessen. Richtig, schon vorher hatten sie alle kaum zu Ängstlichkeit geneigt. Bei den Probandinnen jedoch, die das Krafttraining aufgenommen hatten, sollen sich die Werte weiter verbessert haben. Und zwar deutlicher, als das Forscherteam es vorher erwartet hätte. Alle Details dazu sind im Fachblatt „Scientific Report“ nachzulesen.
Welche konkreten Prozesse stattgefunden hatten, um die mentale Gesundheit noch weiter zu stabilisieren – darüber lasse sich bisher nur mutmaßen. Die Studienautoren gehen davon aus, dass ein neu gewonnenes Gefühl von Stärke Früchte getragen habe. Ebenso dürften sich molekulare Veränderungen innerhalb der Muskeln und im Gehirn auf die Stimmung ausgewirkt haben.
Wichtiger Zusatz zur Übertragbarkeit der Studie
Zur Erinnerung, die Untersuchung wurde mit jungen Frauen von guter körperlicher und psychischer Gesundheit durchgeführt. Sie kann daher keine Aussage darüber machen, ob acht Wochen moderates Krafttraining auch bei schwer an Angststörungen oder Depressionen Erkrankten einen messbaren Effekt gezeigt hätte.
Studie zur Wirkung von Krafttraining bei Menschen mit depressiven Symptomen
Zur Wirkung von Krafttraining bei Menschen, die bereits unter Angst- und depressiven Symptomen leiden, gibt es Studien aus den Jahren 2017 und 2018. Diese konnten jeweils Hinweise dafür liefern, dass Krafttraining den mentalen Leiden nicht nur vorbeugen, sondern bereits bestehende Beschwerden auch lindern kann. Im Rahmen von psychischen Therapien könnte es also durchaus sinnvoll sein, auch Sport oder genauer Krafttraining als Maßnahme mit aufzunehmen.
Studienlage Warum Sport glücklich macht – das sagt die Wissenschaft
Laut britischer Studie Niedriges Fitness-Level verdoppelt Risiko für Depressionen
Studie Diesen positiven Effekt haben bereits 20 Minuten zügiges Gehen täglich
Für die Psyche ruhig häufiger Gewichte stemmen
Grundsätzlich kann man also sagen: Mäßiges Krafttraining, bestenfalls in Kombination mit Ausdauer-Einheiten, kann nur von Vorteil sein – für Ihren Körper und Geist. Voraussetzung ist natürlich, dass aus gesundheitlicher Sicht nichts dagegenspricht. Je nach Alter und genereller Konstitution empfiehlt sich vor dem Einstieg in den Sport womöglich ein Check-up beim Arzt.