4. Mai 2024, 17:49 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der Kopfstand gilt im Yoga als „Königin aller Asanas“. Doch wofür ist „Shirshasana“ eigentlich gut – und wie kann man den Kopfstand möglichst unfallfrei lernen? FITBOOK-Autorin Nina Ponath hat zwei Wochen lang geübt und war überrascht, wie schnell sich ein erstes Ergebnis eingestellte.
Wenn ich mir die Yoga-Influencer in meinem Instagram-Feed so angucke, werde ich manchmal ganz schön neidisch. Ja, ich weiß, das Ego, und somit auch Neid, hat im Yoga eigentlich gar nichts verloren – aber wenn ich Yogis vor traumhafter Kulisse in den Handstand „floaten“ sehe, kann ich nicht anders, als neidisch zu sein. Mein Problem: Ich habe eine Heidenangst vor Überkopfübungen. Weil ich aber trotzdem ehrgeizig bin, habe ich es erst einmal mit dem kleinen Bruder des Handstands probiert – und hätte nie gedacht, dass man den Kopfstand in so kurzer Zeit lernen kann.
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Übersicht
- Darauf kommt es an beim Kopfstand (Shirshasana)
- So gesund ist der Kopfstand
- Geistige Wirkung von Shirshasana
- Für wen Kopfstand nicht geeignet ist
- Kopfstand üben – so ging FITBOOK-Autorin Nina Ponath vor
- Diese Tipps halfen mir, in den Kopfstand zu kommen
- Auch nach zwei Wochen Training fühlt es sich wackelig an
Darauf kommt es an beim Kopfstand (Shirshasana)
„Shirshasana“ – so der Name des Kopfstands im Yoga – setzt sich zusammen aus „Shirsha“ (Kopf) und „Asana“ (Pose, Haltung). Beim Kopfstand wird der Körper vom Kopf getragen. Der Körper balanciert auf dem Kopf, welcher durch die Kraft der Hände und Arme gestützt wird. Insgesamt besteht also etwas mehr Bodenkontakt als beim Handstand. Entscheidend für die Asana ist, dass Herz und Becken höher als der Kopf sind. Die Füße dürfen anfangs ruhig auf dem Boden bleiben.Shirshasana sieht nicht nur ziemlich eindrucksvoll aus. Der Kopfstand soll auch zahlreiche positive Effekte auf den Körper haben. Nicht zuletzt trainiert er unseren Mut und verlangt uns auch einiges an Kraft ab – aus meiner Sicht nicht ganz so viel wie der Handstand. Deshalb habe ich mich für das Kopfstandtraining entschieden.
So gesund ist der Kopfstand
Der Kopfstand ist eine relativ fortgeschrittene Übung und lohnt sich gleich aus mehreren Gründen. Auf körperlicher Ebene stärkt er die Muskeln im Nacken, im Rücken und in den Armen, entlastet die Venen und wirkt stimulierend auf das Nervensystem. Darüber hinaus soll der Kopfstand eine reinigende Wirkung auf die Organe haben und das Gleichgewichtssinn fördern. Auch der Herzmuskel wird trainiert, da er mehr arbeiten muss, um den Körper mit Blut zu versorgen. Bei den körperlichen Vorteilen allein bleibt es aber nicht: Wenn wir uns neue Dinge zutrauen und die Perspektive wechseln, profitiert auch unsere Psyche.
Auch interessant: Ist es wirklich gesund, regelmäßig einen Kopfstand zu machen?
Geistige Wirkung von Shirshasana
Yoga ist kein Sport, sondern viel mehr eine Art Philosophie. Neben den körperlichen Effekten werden im Yoga deshalb immer auch die energetischen und spirituellen Effekte betont. Hier soll Shirshasana die Lebensenergie und Stirn- sowie Scheitel-Chakra aktivieren. Diese stehen für innere Ausgeglichenheit, Balance und Verbundenheit zum Göttlichen. Wem das zu abgefahren ist: Dass man für Kopfstand Balance benötigt, lässt sich kaum bestreiten. Ob und was das mit der inneren Balance macht, muss jeder für sich selbst feststellen.
Für wen Kopfstand nicht geeignet ist
Der Kopfstand ist eine tolle Übung – jedoch nur für Personen, die weder Nackenprobleme, noch Netzhautablösungen, Augenkrankheiten, Bluthochdruck oder Herzbeschwerden haben. Auch bei einer Schwangerschaft sollte vom Kopfstandtraining abgesehen werden.
Kopfstand üben – so ging FITBOOK-Autorin Nina Ponath vor
Kopfstand ist – Achtung, Wortwitz! – echte „Kopfsache“. Mir hat beim Üben vor allem meine innere Stimme Probleme bereitet. Unaufhörlich quengelte sie und sorgte sich: „Was, wenn du umfällst?“, „Kannst du dir dabei nicht das Genick brechen?“ Zum Glück kenne ich meine innere Stimme, die sich übrigens bei allen Umkehrübungen meldet, inzwischen schon so gut, dass ich weiß, wie ich sie leiser drehen kann.
Der Lautstärkeregler beim Kopfstandtraining war meine Übungspartnerin Sandra, die ich während meiner Yogalehrer-Ausbildung kennengelernt habe. Sandra liebt alles, was über Kopf geht. Insofern verstand sie meine Ängste so absolut gar nicht – und das war das Beste, was mir passieren konnte. Als ich jammerte, mir würde es reichen, fragte sich mich nur ernsthaft verwirrt: „Was soll denn passieren?“ Ich kann jedem, der Angst hat vor Überkopfübungen, nur empfehlen, mit Trainingspartner zu üben. Jemanden bei sich zu haben, der absolut unerschrocken ist, hilft enorm, schon vor dem Kopfstand die Perspektive zu ändern.
„… bis sich irgendwann die Beine fast von selbst vom Boden lösten!“
An meinem ersten Tag übten wir also zusammen. Mit den Worten „Ich gebe dir zehn Minuten und du kannst Kopfstand“, eröffnete Sandra das Programm. Und sie sollte tatsächlich Recht behalten. Aber zurück zum Anfang: Als Erstes legte ich eine dicke Matte auf dem Boden aus und machte ein paar Sonnengrüße zum Aufwärmen. Danach kniete ich mich auf den Boden und setzte die Arme neben dem Oberkörper auf. Die Ellenbogen knickte ich im rechten Winkel ein, sodass sie stabilen Halt auf dem Boden fanden. Von dort aus wippte ich vor und zurück und verlagerte immer mehr Gewicht auf Arme und Kopf, bis sich irgendwann die Beine fast von selbst vom Boden lösten!
„Noch war mein Shirshasana ein Kopfstand mit angewinkelten Beinen“
Tatsächlich brauchte es nur einige Minuten, bis ich mein Körpergewicht so in die Luft bringen konnte. Und es war wirklich nicht schwer! Allerdings: Noch war mein Shirshasana ein Kopfstand mit angewinkelten Beinen und der schwere Teil der Übung stand mir noch bevor.
Denn natürlich wollte ich jetzt auch meine Beine in die Luft strecken – und dafür braucht es einiges an Kraft aus dem Core. Sobald die Beine ausgestreckt sind, ist es deutlich schwerer, die Balance zu halten. Daher kann es enorm helfen, an einer Wand oder mit einer Person, die Hilfestellung leistet, zu trainieren.
Diese Tipps halfen mir, in den Kopfstand zu kommen
Kopfstand ist vor allem eine mentale Überwindung. Damit wir uns sicher fühlen, sollten wir uns eine Umgebung schaffen, in der wir uns nicht vor dem Fallen fürchten müssen. Wände, dicke Decken als Unterlagen und Übungspartner sind deshalb sehr willkommen.
Handflächen nutzen: Ziemlich entscheidend beim Handstand ist die Position der Hände. Je breiter diese aufgestellt sind, desto einfacher ist es, die Balance zu halten. Am einfachsten ist es, wenn wir versuchen die Hand so flächig wie möglich aufzulegen.
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Auch nach zwei Wochen Training fühlt es sich wackelig an
Nach meinem ersten Kopfstand-Erfolg dauerte es eine Weile, bis ich mir die Yoga-Pose ganz erarbeitet habe und es mir gelungen ist, auch die Beine auszustrecken. Das Ganze hat sich anfangs ziemlich wackelig angefühlt und daran änderte sich in meinen zwei Trainingswochen auch nichts. Ich bin wirklich stolz auf mich, dass sich diese Asana jetzt auch in meinem Repertoire der Yoga-Übungen befindet.