17. Februar 2021, 14:13 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Von professionelle Ausdauersportlern wird Höhentraining eingesetzt, um den Transport von Sauerstoff zu verbessern. Und das soll – zurück im Flachland – die Leistungsfähigkeit steigern. Denselben Effekt versprechen auch spezielle Masken, die die Atmung erschweren und überall beim Training eingesetzt werden können.
Sie denken beim Begriff „Trainingsmaske“ an einen Mund-Nasen-Schutz gegen das Coronavirus, der auch beim Sport getragen werden kann? Nein, darum geht es hier nicht. In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit speziell angefertigten Trainingsmasken, welche es im Sportfachhandel zu kaufen gibt. Damit soll man ein sogenanntes Höhentraining simulieren können. Was dahinter steckt und ob das wirklich stimmt, hat FITBOOK einen Experten gefragt.
Übersicht
- Wie funktioniert eine Trainingsmaske?
- Das passiert im Körper beim Höhentraining
- Was versprechen sich Sportler vom Höhentraining?
- Kann die Trainingsmaske wirklich Höhentraining simulieren?
- Beim Krafttraining kann die Trainingsmaske kontraproduktiv sein
- Fazit: Trainingsmasken kein Ersatz für Höhentraining
Wie funktioniert eine Trainingsmaske?
Hersteller wie z. B. Phantom oder Trainingmask haben entsprechende Produkte im Angebot. Aber wie funktionieren diese Masken eigentlich? Im Grunde ganz simpel: Mit einer Trainingsmaske kann man individuell den eigenen Atemwiderstand regeln. Sie enthält verschiedene Filter und schränkt dadurch die Luftzufuhr beim Atmen ein, wodurch ein Sauerstoffmangel entsteht.
Das passiert im Körper beim Höhentraining
Dieser Effekt soll dem entsprechen, wie er auch beim sogenannten Höhentraining im Körper stattfindet. Dr. Pramsohler vom Hermann-Buhl-Insitut für Höhenforschung erklärte FITBOOK die Funktion dieser Trainingsmethode wie folgt: „Ab einer Höhe von etwa 2500 Metern herrscht ein geringerer Luftdruck vor. Als Folge nimmt der Sauerstoffpartialdruck im Körper ab und die Konzentration von Sauerstoff im Blut reduziert sich. Diesen – eigentlich negativen – Rahmenbedingungen versucht der Körper mit mehreren Anpassungsmechanismen entgegenzuwirken.“ Und zwar so:
Anpassung des Körpers beim Höhentraining
- Schnellere Atmung
- Erhöhter Puls
- Vermehrte Synthese von Erythropoetin (besser bekannt als Epo)
- Vermehrte Synthese von Hämoglobin und roten Blutkörperchen
Erythropoetin (Epo) ist ein Hormon, das die Bildung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) fördert. Diese sind für den Sauerstofftransport zuständig. Epo erreichte in den letzten Jahrzehnten als Dopingmittel, unter anderem im Radsport, unrühmliche Bekanntheit.
Was versprechen sich Sportler vom Höhentraining?
Bei Sauerstoffmangel im Blut bildet die Niere vermehrt Erythropoetin und als Folge auch mehr Hämoglobin und rote Blutkörperchen – das wiederum verbessert den Sauerstofftransport. Und genau diesen Effekt wollen sich Sportler beim Höhentraining zunutze machen.
Denn: Die positiven Effekte der erhöhten Hämoglobin-Konzentration und Anzahl von roten Blutkörperchen soll bis zu mehrere Wochen nach dem Training im Gebirge nachwirken. Aus diesem Grund versprechen sich Ausdauersportler Vorteile bei Wettkämpfen, auch wenn diese mehrere Wochen nach dem Höhentraining stattfinden.
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Kann die Trainingsmaske wirklich Höhentraining simulieren?
Die Annahme liegt nahe, dass eine Maske, die das Atmen erschwert, durchaus dieselben Effekte haben kann wie echtes Höhentraining. Schließlich basieren die positiven Ergebnisse beim Training im Gebirge auf Anpassungsmechanismen bei Sauerstoffmangel.
Der Höhentrainings-Experte Dr. Pramsohler weist auf einen entscheidenden Unterschied hin: „Nur weil man schwerer Luft bekommt, heißt das nicht automatisch, dass weniger Sauerstoff zur Verfügung steht. Die Trainingsmaske erhöht den Widerstand beim Atmen, wodurch die Muskulatur in Bronchien und Lungen deutlich stärker arbeiten müssen. Ein positiver Effekt beim Sauerstofftransport ist wohl aber nicht zu erwarten.“
Diese Einschätzung deckt sich auch mit den Ergebnissen einer Studie aus dem Jahr 2016, die nach einem sechswöchigen Training mit der Maske keine Veränderungen bei der Hämoglobin-Konzentration der Sportler feststellen konnte. Dafür änderten sich Indikatoren, die auf eine verbesserte Funktion der Atemmuskulatur hinweisen. So konnte zum Beispiel der VO2-max-Wert verbessert werden, der mit Ausdauerleistung assoziiert wird. Die Effekte des Höhentrainings kann die Maske anscheinend aber nicht nachahmen.
Beim Krafttraining kann die Trainingsmaske kontraproduktiv sein
Beim Krafttraining kann so eine Atemmaske sogar kontraproduktiv sein. Gleich zwei Studien aus 2018 kamen zum Ergebnis, dass die Leistung beim Training mit Gewichten signifikant abnimmt. Und nicht nur das: Zusätzlich zu den negativen Effekten bei der Leistungsfähigkeit fühlten sich die Probanden außerdem noch schneller erschöpft.
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Fazit: Trainingsmasken kein Ersatz für Höhentraining
Insgesamt halten solche Trainingsmasken also nicht das, was sie versprechen: die Simulation von Höhentraining. Denn ein verbesserter Sauerstofftransport, wie er nach einem klassischen Höhentraining stattfindet, ist beim Training mit einer solchen Maske nicht zu beobachten.
Beim Krafttraining tritt sogar eine Lose-lose-Situation ein: Man fühlt sich mit der Maske schlapper, bringt gleichzeitig eine schlechtere Leistung und hat trotzdem keine positiven Effekte bzgl. des Sauerstofftransports. Also hier definitiv auf den Darth-Vader-Look verzichten!
Ob sich der Einsatz der Maske bei anderen sportlichen Belastungen – wie längerem Joggen – trotzdem lohnt, müssen Sportwissenschaftler und Mediziner wohl erst in weiteren Tests ermitteln.