28. Mai 2024, 17:38 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Der Klimmzug hat etwas Magisches: Man würde ihn gerne können und probiert sich auch immer mal wieder daran – endet aber wieder hilflos unter der Stange. Dabei ist der Klassiker des „Pull“-Trainings absolut machbar! Personal Trainer Erik Jäger zeigt bei FITBOOK, wie das Eis zwischen Ihnen und dieser effektiven Übung gebrochen wird. Auch Fortgeschrittene kommen in diesem Video auf Ihre Kosten.
Übersicht
Wofür ist Klimmzug-Training gut?
Der Klimmzug ist einer der effektivsten Oberkörperübungen! Er trainiert besonders viele Muskeln in dieser Region und formt langfristig ein breites Kreuz. Für alle Männer bedeutet das: Die beliebte V-Form ist – bei stetem Training – im Anmarsch. Arbeiten muss die breite Rückenmuskulatur, die Muskulatur zwischen den Schulterblättern sowie die Muskulatur der Arme. Das alles macht den Pull-up zu einer der effektivsten Übungen überhaupt. Mit dem richtigen Plan fürs Klimmzug-Training macht jeder Fortschritte.
Auch interessant: Diese 5 Grundübungen garantieren schnellen Muskelaufbau
Wie der Klimmzug richtig geht
Der Griff
Greifen Sie die Stange etwas weiter als schulterbreit, die Handinnenflächen zeigen vom Körper weg. Platzieren Sie nicht alle Finger nebeneinander, sondern greifen Sie mit dem Daumen um die Stange herum. Dieser sogenannte Obergriff aktiviert die Rückenmuskulatur am effektivsten.
Leichter geht der Klimmzug im Untergriff (Handflächen zeigen zum Körper) von der Hand. Diese Variante erfordert weniger Kraft aus dem Rücken und bindet dafür den Bizeps stärker ein. Die Stange wird etwas enger als schulterbreit gegriffen – in der weiteren Ausführung des Klimmzugs unterscheiden sich beide Griffvarianten nicht. Tipp von Erik Jäger: Versuchen Sie sich erstmal an der Obergriff-Variante! Die ist besonders schonend für die Schultern. Zurückstufen können Sie dann immer noch.
Auch interessant: Der Unterschied zwischen Pull-up und Chin-up
Die Arme
Bevor Sie sich hochziehen, hängen Sie die Arme komplett aus. Machen Sie sich maximal lang! Nur dann zählt der Klimmzug.
Die Position der Schulterblätter
In der hängenden Position sollten zunächst zwingend die Schulterblätter aktiviert werden. Versuchen Sie, diese zur Wirbelsäule hin zusammenzuziehen. Leichter fällt es mit diesem Trick: Stellen Sie sich vor, Sie ziehen sich hoch, ohne die Ellenbogen zu beugen. Jetzt sind die Schultern in der perfekten Ausgangsposition.
Die Position der Beine
Schieben Sie die gestreckten Beine leicht nach vorne – das aktiviert die Bauchmuskulatur.
Richtig hochziehen und ablassen
Ziehen Sie sich nun unter dieser Spannung kontrolliert und langsam hoch (ausatmen), bis die Brust die Stange erreicht. Heißt: auf keinen Fall mit den Beinen Schwung hohen! Der Kopf sollte neutral über der Wirbelsäule sein. Möglich ist es aber auch, ihn leicht (!) nach hinten zu versetzen, um zum Ziel nach oben zu schauen. Ebenso langsam und kontrolliert ablassen (einatmen).
Klimmzug-Training – Empfehlung für Anfänger und Fortgeschrittene
Wenn Sie noch keinen Klimmzug schaffen
Vereinfachen Sie sich die Übung zunächst mit einem Hilfsmittel: Fitness- (auch Thera-)Bänder aus Gummi gibt es mit unterschiedlichem Widerstand und von verschiedenen Herstellern. Eine mittlere Variante sorgt in etwa dafür, dass eine 70 Kilogramm schwere Person nur noch rund die Hälfte hochziehen muss. Das Band wird an der Stange eingehängt (wie, zeigt Erik Jäger auch im Video). Setzen Sie einen Fuß rein und strecken Sie das Bein aus. Jetzt greifen Sie die Stange, wie oben beschrieben. Wenn Sie das Bein mit dem Band etwas nach vorne drücken, wird die Wirbelsäule besser aktiviert und der Bauch ist etwas mehr in der Entspannung.
Alternativer Kraftaufbau ohne Band: Steigen oder hüpfen Sie nach oben, sodass Ihr Kinn über die Klimmzugstange reicht. Beine zeigen nach vorne. Jetzt lassen Sie sich so langsam wie möglich herunter – so langsam, dass Sie dabei gemütlich von zehn bis null herunter zählen können. Bleiben Sie dabei angespannt bis zur kompletten Streckung. Wiederholen Sie das drei bis viermal – pausieren Sie nach jedem Ablassen mindestens 90 bis 120 Sekunden, damit der Körper Zeit hat, neue Kraft aufzubauen.
Beide Übungsvarianten à fünf bis sechs Sätze.
Auch interessant: Muskuläre Dysbalancen ausgleichen mit einarmigem Bankdrücken
Wenn Sie einen Klimmzug schaffen
Machen Sie einen sauberen Klimmzug nach der oben oder im Video beschriebenen und gezeigten Technik. Versuchen direkt im Anschluss einen Zweiten. Dann machen Sie 60 Sekunden Pause und wiederholen die Übung. Auch hier gilt: fünf bis sechs Sätze.
Wenn Sie 10, 12 oder gar 15 saubere Klimmzüge schaffen
An dieser Stelle erst einmal … Wow! Glückwunsch! Damit stellen Sie wahrscheinlich locker zwei Drittel Ihrer Fitnessstudio-Mitstreiter in den Schatten. Wenn daraus 99 Prozent werden sollen, empfiehlt Hauptstadttrainer Erik Jäger folgende Trainingsroutine: Gehen Sie ohne Pause knapp (etwa 20 Prozent) unter Ihr Maximum. Das heißt: Wer 10 schafft, macht 8; wer 15 schafft, 11 bis 12, usw. Danach pausieren Sie 60 Sekunden und wiederholen das Ganze. Schaffen Sie insgesamt fünf Sätze oder gar einen sechsten?
Auch interessant: Wie viele Wiederholungen sorgen für optimalen Muskelaufbau?
Vorübungen Chin-up-Klimmzüge wie Courteney Cox (60) schaffen – so klappt’s
Für ihre Grundfitness So viele Klimmzüge sollten Männer und Frauen schaffen
„Würde davon abraten, es so zu lernen“ Brie Larson macht einarmige Klimmzüge – Experte bewertet Ausführung
Klimmzug-Training – in sechs Schritten ohne Hilfsmittel zum Erfolg
Jörn Giersberg ist studierter Sportwissenschaftler und Personal Trainer. Er kennt den Wunsch vieler Kunden und Kundinnen, endlich einen (oder mehrere) Klimmzüge zu schaffen. Hier sind die Schritte des Klimmzug-Trainings, die er empfiehlt, um es auch ohne Hilfsmittel zu schaffen:
1. Hängen lassen
Der Anfänger sollte damit beginnen, sich an die Stange zu hängen. Selbst dadurch kann bei Untrainierten eine Stärkung der Rückenmuskulatur stattfinden. Nach einigen Sekunden wird eine kurze Pause eingeschoben und danach der Vorgang wiederholt. Durch den Wechsel von Ober- in den Untergriff und ein Variieren der Griffbreite müssen verschiedene Bereiche des Rückens arbeiten. Merke: Je breiter der Griff, desto mehr wird der Latissimus einbezogen!
2. Ins Schwingen kommen
Der nächste Schritt ist das Schwingen. Dazu kann man entweder aus dem Hängen den Körper in Schwingung versetzen oder durch einen Sprung an die Stange. Durch die Fliehkräfte erhöht sich das Körpergewicht und die Rückenmuskulatur bekommt einen neuen Wachstumsreiz. Nach einigen Pendelbewegungen findet eine Pause statt. Danach wird der Vorgang wiederholt.
3. An der Stange hangeln
Wer durch die ersten zwei Übungen Fortschritte macht, kann sich im Obergriff an das Hangeln begeben. Auch die Geräte auf einem Spielplatz können herhalten, um das Hangeln zu trainieren. Einfach an den parallelen Holmen vorwärts und rückwärts klettern.
4. Mit isometrischer Spannung arbeiten
Bei diesem Schritt sollte ein Hocker oder ein anderes Hilfsmittel vorhanden sein. Im Untergriff wird sich aus der oberen Position des Klimmzugs herabgelassen – so weit, bis die Arme einen rechten Winkel erreichen. Diese Position halten und nach ein paar Sekunden wieder absetzen. Nach einer kurzen Pause geht es an den nächsten Satz.
Auch interessant: Isometrisches Training – Workout ohne Bewegung und Geräte
5. Negativ-Wiederholungen ausführen
Nachdem der Rücken langsam stärker geworden ist, kann man einen halben Klimmzug ausführen. Dabei konzentriert man sich zuerst einmal nur auf das Herablassen. Dazu sollte man den Körper langsam aus der oberen Position in Richtung Boden bewegen. Sind die Arme ausgestreckt, ist die Wiederholung beendet und ein neuer Durchgang beginnt.
6. Mit Teilwiederholungen beginnen
Nun ist es nicht mehr weit bis zum vollständigen Klimmzug. Die Ausgangsposition ist wieder mit dem Kinn an der Stange. Anders als bei den Negativ-Wiederholungen wird der Körper ein Stück herabgelassen und wieder an die Stange herangezogen. Solange kein vollständiger Klimmzug geschafft ist, sind solche Teilwiederholungen auszuführen.
Fun Fact: Personal Trainer Erik Jäger schafft in der anstrengenderen Variante (Obergriff mit vom Körper weg zeigenden Handinnenflächen) übrigens 15 Klimmzüge. Die sind dann aber auch technisch ganz besonders sauber. Und genau das sollte auch das Trainingsziel sein.