8. April 2022, 14:01 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Obwohl die Kampfsportart Kickboxen schon seit Jahrzehnten existiert, wird sie wieder zunehmend populärer in der breiten Masse. Denn insbesondere das Ganzkörpertraining macht es selbst für Einsteiger interessant. FITBOOK erklärt, warum Kickboxen besser ist als reines Hanteltraining und was der Unterschied zum Thaiboxen ist. Vor allem für Frauen hat Kickboxen noch einen weiteren Vorteil.
Kickboxen existiert seit den 1970er-Jahren und ist eine Mischung diverser Kampfsportarten. Dabei kann sowohl mit Fäusten (wie beim Boxen) und mit Beinen bzw. Füßen (wie beim Karate) gekämpft werden. Das macht die Sportart durch verschiedene Schlag- und Tritt-Techniken komplexer als beispielsweise das Boxen. Zudem ist es ein hervorragendes Ganzkörpertraining. Doch wie funktioniert Kickboxen genau? Was ist der Unterschied zum Thaiboxen? Und warum ist Kickboxen besonders für Frauen interessant? FITBOOK hat die Antworten.
Übersicht
Unterschied zwischen Kickboxen und Thaiboxen
Die beiden Sportarten Kickboxen und Thaiboxen werden oft synonym verwendet. Doch obwohl sie sich auf den ersten Blick sehr ähneln, gibt es doch einige entscheidende Unterschiede. Vor allem was die Tradition und die Kampftechniken betrifft.
Thaiboxen
- traditionelle thailändische Kampfkunst
- heißt eigentlich Muay Thai
- wurden vor Jahrhunderten von Kriegern zur Selbstverteidigung genutzt
- mittlerweile Nationalsport in Thailand
- erlaubt sind: Faustschläge, Fußtritte, Ellenbogen- und Kniestöße sowie kämpfen im Clinch (beim Festhalten des Gegners) und Würfe des Gegners
- Wettkämpfe werden in verschiedenen Gewichtsklassen ausgetragen
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Kickboxen
- moderner Kampfsport seit den 1970er-Jahren
- basiert auf Kampftechniken und Regeln des Boxens, Karate, Savate und Muay Thai
- in einigen Kickboxverbänden werden durch Prüfungen Grade in Form von Gürteln verliehen
- erlaubt sind: Faustschläge und Fußtritte
- verboten sind: Ellenbogen- und Kniestöße sowie kämpfen im Clinch (beim Festhalten des Gegners)
- verschiedene Wettkampfarten
Diese Wettkampfarten gibt es beim Kickboxen
Wer Kickboxen im Wettkampf ausüben möchte, dem stehen verschiedene Arten zur Auswahl:
- Semikontakt wird auf der Matte ausgetragen: Nach einem erfolgreichen Treffer am Körper des Gegners wird der Kampf kurzzeitig unterbrochen und die drei Kampfrichter vergeben dafür Punkte.
- Leichtkontakt wird auf der Matte ausgetragen: Es wird in Runden und in Schutzausrüstung gekämpft. Nach jedem Treffer wird weitergekämpft, bis die Runde vorbei ist.
- Vollkontakt wird im Ring ausgetragen: Man kämpft in Runden lediglich mit Boxhandschuhen und mit Kopfschutz bis zum Punktesieg oder zum K.O. des Gegners.
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Ist Kickboxen gefährlich?
Viele Menschen haben sicherlich Bedenken, eine Kampfsportart wie Boxen, Kickboxen oder Thaiboxen auszuüben. Doch diese sind meist unbegründet. Denn zunächst trainiert man ohne Sparringspartner. Man kriegt also definitiv keine Schläge ab. Zudem werden alle Kampftechniken durch den Trainer akribisch erklärt.
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Man sollte es aber auf jeden Fall am Anfang langsam angehen lassen. Übrigens: Ein gutes Studio beziehungsweise einen guten Trainer erkennt man daran, dass er viel Wert aufs Aufwärmen und Stretching legt. Zudem kann man stark beanspruchte Stellen wie Hand- und Fußgelenke sowie Muskelpartien mit einer Wärmesalbe wie dem Tigerbalsam eincremen. Das schützt zusätzlich vor Zerrungen und Verletzungen. Selbst im Alter jenseits der 40 kann man mit Kickboxen anfangen. Wer jedoch Vorerkrankungen hat, sollte es mit dem Hausarzt absprechen. Zudem wird Schwangeren davon abgeraten.
Wie trainiert man beim Kickboxen?
Das Training beim Kickboxen ist für viele das Highlight. Selbst wenn man nicht in den Boxring steigt, sind es die vielfältigen Übungen sowie die kraftvollen Schläge und Tritte, die für einen richtigen Adrenalinschub sorgen. Zudem ist das Training deutlich komplexer als beispielsweise reines Gewichtheben im Fitnessstudio. So wird der Körper ganzheitlicher trainiert.
Typische Übungen beim Kickboxen
- Aufwärmen: zum Beispiel mit Seilspringen
- Koordinationsübungen: zum Beispiel beim Hüpfen und beim Schattenboxen
- Kraftübungen: Bauchmuskelübungen, Liegestütze, Gewichte, etc.
- Technikübungen: Schläge und Tritte gegen einen Sandsack oder gegen sogenannte Pratzen, die der Trainer oder ein Trainingspartner festhält
- Cooldown: Am Ende kommt man durch ein paar Stretching-Einheiten runter
Das Besondere beim Kickbox- und Thaibox-Training ist das Zusammenspiel aus Kraftausdauer, Schnelligkeit, Koordination, Gelenkigkeit und Rhythmus. So trainiert man nicht nur seine Muskeln, sondern den gesamten Bewegungsapparat. Beweglichkeit und Kraftausdauer verbessern sich bei regelmäßigem Training deutlich. Man wird reaktionsschneller und fokussierter.
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Warum Kickboxen besonders Frauen hilft
Wer regelmäßig zum Kickbox-Training geht, gewinnt schnell ein besseres Körpergefühl und eine höhere Selbstsicherheit. Zudem erlernt man einfache, aber effektive Schlagtechniken, die der Selbstverteidigung dienen. Vom Kickboxen profitieren Frauen ganz besonders, da sie häufiger Opfer von Gewaltverbrechen werden. Laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) wird in Deutschland jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt.1 Wie das BMFSFJ ermittelte wird etwa jede vierte Frau mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch ihren aktuellen oder durch ihren früheren Partner.
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Durch das Kickboxen lernen Frauen nicht nur, sich besser zu verteidigen, indem man Schläge sowie Tritte kontrolliert ausführt. Das Training sorgt zusätzlich für einen selbstsichereren Auftritt. Und bekanntlich reicht das oft schon aus, um nicht als Opfer von einem potenziellen Täter identifiziert zu werden. So kann man womöglich einen Angreifer allein durch ein selbstbewusstes Auftreten abwehren.
Thaiboxen noch effektiver bei Selbstverteidigung
Wem der Aspekt der Selbstverteidigung besonders wichtig ist, der sollte lieber Thaiboxen trainieren. Obwohl es dem Kickboxen sehr ähnlich ist, lernt man hier noch drei weitere Kampftechniken: Ellenbogen- und Kniestöße sowie kämpfen im Clinch. Der Ellenbogen und das Knie gehören zu den härtesten Knochen, die der Mensch hat und die er zur Selbstverteidigung einsetzen kann. Ein Ellenbogen gegen die Schläfe kann den Gegner sofort ausknocken. Ebenfalls ein Kniestoß in die Nieren – oder im sportlichen Kontext unerlaubter Weise in den Schritt – legt den Gegner lahm. Um diese Techniken einzusetzen, muss man jedoch den Nahkampf im Clinch direkt am Gegner erlernen. Und genau das ist Teil des Trainings beim Thaiboxen.
Kickboxen als Stresskiller
Nicht zuletzt ist Kickboxen auch ein idealer Stresskiller. Insbesondere bei den kraftvollen Schlägen und Tritten gegen den Sandsack oder die Pratzen des Trainers kann man seine aufgestauten Aggressionen loswerden, die sich im Laufe des Tages ansammelten. Wer im Alltag seine Emotionen oft unterdrücken und kontrollieren muss, der erlebt beim Kickboxtraining eine wahre Erleichterung. Den Frust und Ärger des Alltags kann man regelrecht niederschlagen. Was für eine Erlösung!
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Quellen
- 1. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ): Frauen vor Gewalt schützen – Formen der Gewalt erkennen (aufgerufen am 07.04.2022)
- Bundesfachverband für Kickboxen (WAKO Deutschland) e. V. (aufgerufen am 07.04.2022)