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Studie gibt Hinweise

Keine Lust auf Training – Ihr Darm könnte schuld sein

Illustration der Darm-Hirn-Achse
Das Darmmikrobiom hat offenbar einen großen Einfluss auf den Bewegungsdrang Foto: Getty Images
Friederike Ostermeyer
Freie Autorin

9. Januar 2023, 15:57 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Fehlt die Lust auf Training, könnte es daran liegen, dass bestimmte Mikroben im Darm fehlen. Diese sorgen nämlich für den nötigen für Bewegungsdrang. Und das mache evolutionstechnisch sogar Sinn, sagen Forscher. Was steckt dahinter?

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Sie können sich schon wieder nicht aufraffen, obwohl Sie genau wissen, dass etwas Training Ihnen jetzt guttun würde? Sie denken vielleicht, das liegt an ihrer Faulheit, doch der wahre Grund könnte sich im Darm befinden. Oder genauer: eben nicht. Forscher der Perelman School of Medicine an der University of Pennsylvania fanden heraus, dass bestimmte Darmbakterien die Trainingsmotivation steigern können. Fehlt es an ihnen, mangelt es dementsprechend auch an Lust, sich zu bewegen.

Die Lust auf Training beginnt im Darm

Darm und Hirn stehen im ständigen Austausch und Wissenschaftler sind immer wieder überrascht, was und wie viel sich tatsächlich zwischen ihnen abspielt. So deckten die beteiligten Forscher einen neuen „Darm-Hirn-Weg“ auf, indem sie bei einer großen Gruppe von Labormäusen untersuchten, warum ihre jeweiligen Laufleistungen so unterschiedlich ausfielen. So entdeckten sie bei besonders bewegungsfreudigen Nagern bestimmte Darmbakterien (in diesem Fall Eubacterium rectale und Coprococcus eutactus ), die bei ihren trägen Genossen fehlten. Die Forscher führten diesen Effekt auf kleine Moleküle zurück, sogenannte Metaboliten. Diese stimulieren sensorische Nerven im Darm, die das Signal ans Hirn senden, körperlich aktiv sein zu wollen. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht.1

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Auf der Suche nach neuen Faktoren, Trainingsleistung zu bestimmen

Die Wissenschaftler entwickelten die Studie, um nach neuen Faktoren zu suchen, die die Trainingsleistung bestimmen. Dafür zeichneten sie Genomsequenzen, Darmbakterienarten, Metaboliten im Blutkreislauf und andere Daten auf. Dann erfassten sie, wie oft und lange die Tiere sich freiwillig im Laufrad bewegten sowie ihre Ausdauer. Bei ihrer Analyse schauten sie schließlich, welche Attribute die beträchtlichen interindividuellen Unterschiede in der Laufleistung der Tiere am besten erklären könnten. Dabei stellten sie überrascht fest: Die Gene tragen nur einen kleinen Teil bei. Tatsächlich scheinen Unterschiede in den Darmbakterienpopulationen wesentlich wichtiger zu sein.

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Antibiotika machten die Mäuse träge

Daraufhin gaben die Forscher den übermotivierten „Trainings-Mäusen“ ein Breitbandantibiotika, das aufgrund seiner Eigenschaften, Bakterien zu töten, auch die nützlichen Mikroben im Darm angreift. Es zeigte sich, dass sich bei ihnen die Laufleistung um etwa die Hälfte reduzierte – was die These der Forscher weiter untermauert.

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Keine Bakterien lösen großen Wunsch nach Bewegung aus

Es folgte ein längerer Prozess wissenschaftlicher Detektivarbeit, der letztlich zu der Erkenntnis führte, dass die beiden Bakterienstämme geniale Stoffwechselprodukte produzieren. Diese sind als Fettsäureamide bekannt (FAAs) und stimulieren im Darm eingebettete sensorische Nerven, die über die Wirbelsäule mit dem Gehirn verbunden sind. Dieser „Kick im Darm“ sorgt für einen ordentlichen Dopaminschub und damit Lust auf Training.

Sich den Mechanismus zunutze machen

Für Studienleiter Prof. Christoph Thaiss hat seine Entdeckung enormes Potenzial für die öffentliche Gesundheit, wie er in einer Universitätsmitteilung erklärt: „Wenn dieser Darm-Hirn-Weg beim Menschen ganz ähnlich funktioniert, könnten wir damit unsere Freude am Training steigern und allgemein gesünder werden.“2 Er und sein Team haben übrigens auch eine Vermutung, warum sich dieser Mechanismus evolutionär entwickelt haben könnte: Wenn eine gesteigerte körperliche Aktivität eine größere Nährstoffverfügbarkeit nach sich zieht, zahlt sich ein zusätzlicher Motivationsschub aus. Das sogenannte „Runner’s High“ könnte die Krönung dahinter sein. Für Kollege Prof. Nicholas Betley steht jedenfalls fest: „Diese Forschungslinie könnte sich zu einem ganz neuen Zweig der Trainingsphysiologie entwickeln.“

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Quellen

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