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Aktuell bei „7 vs. Wild“ zu sehen

Joey Kelly über Extremsport und Survival: „Aufgeben ist keine Option“

Joey Kelly ist Musiker und Extremsportler
Joey Kelly sprach im Interview über den Stellenwert von Sport und Härtetests in seinem Leben, über Motivation und seinen Sohn Luke. Foto: Thomas Stachelhaus/Joey Kelly

7. November 2024, 4:07 Uhr | Lesezeit: 12 Minuten

Musiker, TV-Star, Extremsportler – Joey Kelly macht in Sachen Entertainment und Fitness so schnell niemand etwas vor. So entdeckte er bekanntlich während seiner erfolgreichen Kelly-Family-Zeit auch die Leidenschaft für Ausdauersport – unzählige Lauf- und weitere Sportwettbewerbe sowie Extremsportabenteuer folgten. Warum er sich ein Leben ohne Sport nicht vorstellen kann, warum er schon zweimal beim Survial-Format „7 vs. Wild“ mitgemacht hat und wie er zum Comeback von Stefan Raab steht, hat Joey Kelly im Interview mit FITBOOK-Redaktionsleiterin Melanie Hoffmann verraten.

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Die Outdoor- und Fitness-Firma Skandika kann sich wohl kaum einen besseren Markenbotschafter als Joey Kelly vorstellen. Schließlich weiß er, was gutes Equipment in diesem Bereichen ausmacht. Kaum einen Extremsport-Wettbewerb oder Outdoor-Sport, den der 51-Jährige in den vergangenen drei Jahrzehnten nicht bereits gemacht hat oder nicht noch bereit wäre, auszuprobieren. Was ihn dazu antreibt und wie er es findet, dass sein Sohn Luke Profi-Läufer geworden ist, hat er uns in einem ausgiebigen Gespräch verraten. Außerdem: Wie Joey Kelly mit Motivationstiefs und dem Älterwerden umgeht – und welche Abenteuer im kommenden Jahr anstehen.

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Joey Kelly in wilder Natur
Joey Kelly hat immer schon den nächsten Wettbewerb oder die nächste Survival-Challenge geplant Foto: Thomas Stachelhaus / Joey Kelly

So kam Joey Kelly in den 1990er-Jahren zum Extremsport

FITBOOK: Sie sind seit den 90er-Jahren im Extremsport aktiv. Wie hat das bei Ihnen begonnen?
Joey Kelly: „Bei mir lief der Einstieg etwas anders als bei den meisten. Viele beginnen ja mit kürzeren Distanzen wie 5 oder 10 Kilometern, steigern sich auf Halbmarathon und Marathon und kommen dann irgendwann zu den extremen Distanzen. Bei mir war es mehr ein Zufall. Ich habe immer gerne Sport gemacht, aber nie im Wettkampfbereich. 1996 habe ich dann mit meiner Schwester Patricia gewettet, dass ich einen Volkslauf schaffe. Ich bin ins Ziel gekommen, aber fast als Letzter, weil ich das völlig unterschätzt hatte. Zunächst dachte ich, das sei mein erster und letzter Lauf. Aber ein paar Tage später packte mich der Ehrgeiz. Ich fragte mich, was ich erreichen könnte, wenn ich wirklich trainieren und mir gutes Material zulegen würde.“

Wie ging die Geschichte weiter?
„Acht Wochen später startete ich bei einem Triathlon – wieder ganz hinten, da ich nicht wusste, dass es die Deutschen Meisterschaften waren. Trotzdem wollte ich weitermachen und bin kurz darauf meinen ersten Marathon gelaufen. Ein Jahr später wagte ich mich an die Langdistanz, und so ging es dann Schlag auf Schlag.“

„30 Jahre später ist der Ausdauersport immer noch ein wichtiger Teil meines Lebens“

Was bedeutet dieser Sport heute für Ihr Leben?
„Der Sport wurde zu einer Leidenschaft und einem idealen Ausgleich zu meinem Beruf im Management der Kelly Family. Heute, fast 30 Jahre später, ist der Ausdauersport immer noch ein wichtiger Teil meines Lebens. Die Mischung aus körperlicher Herausforderung und dieser besonderen Euphorie, die ich dabei empfinde, motiviert mich, immer wieder neue Abenteuer anzugehen.“

Viele Menschen probieren Extremsport einmal aus, aber nur wenige bleiben so konsequent dabei. Was ist Ihr Geheimnis für diese dauerhafte Motivation?
„Ich denke, es ist ein Stück weit Typ-Sache. Nicht jeder muss Wettkämpfe machen, viele laufen einfach nur für sich und ihre Fitness. Manche setzen sich jedes Jahr kleinere Ziele wie einen Halbmarathon, und das reicht ihnen auch völlig. Für mich ist es jedoch mehr als nur ein Hobby. Es hat mir so viel gegeben und macht mir nach wie vor Spaß, auch wenn die langen Distanzen oft eine echte Quälerei sind. Am Ende geht es viel über den Kopf – die mentale Stärke, sich immer wieder zu motivieren, ist entscheidend. Aber für mich bleibt es eine Freude, mich neuen Herausforderungen zu stellen.“

Joey Kelly hat immer schon den nächsten Wettkampf geplant

Gab es auch mal Jahre, in denen Sie zwar trainiert haben, aber ohne auf ein konkretes Ziel hinzuarbeiten?
„Nein, das gab es nie. Ich habe immer einen durchgetakteten Plan, oft schon für die nächsten zwei Jahre. Ich weiß genau, wann der nächste Wettkampf ansteht. Demnächst geht es für mich über den Atlantik, im April laufe ich den Nordpol-Marathon, im Juni folgt das Race Across America und im November wartet dann eine 24-Stunden-Marathon-Challenge. Alles ist durchgeplant.“

Können Sie uns einen Einblick in Ihr Training geben? Wie bereiten Sie sich auf einen Wettkampf vor, vor allem in der frühen Phase und dann später, wenn es ernst wird?
„Mein Training hängt stark vom jeweiligen Wettkampf ab. Für das Race Across America trainiere ich z. B. intensiv auf dem Ergometer, Fahrrad oder beim Spinning, um die Beinmuskulatur für die Langstreckenbelastung zu stärken. Für andere Herausforderungen wie etwa Survival-Events bereite ich mich wiederum ganz anders vor – da geht es um Fähigkeiten wie einen Unterschlupf bauen, Feuer machen und die Nahrungssuche. Meine langjährige Erfahrung hilft natürlich enorm, aber jeder Wettkampf bringt auch neue Herausforderungen mit sich, und die Vorbereitung ist entsprechend individuell.“

„Früher lief ich pro Woche 14 Stunden, manchmal 24“

Wenn wir noch mal zurück zum Laufen kommen: Wie viele Kilometer laufen Sie denn pro Woche, und wie oft trainieren Sie?
„Idealerweise trainiere ich fünf- bis siebenmal pro Woche. Früher, in meinen Hochzeiten, habe ich 12 bis 14 Stunden pro Woche trainiert, manchmal sogar bis zu 24 Stunden. Aber ich bin und war immer Amateursportler. Mein Hauptberuf ist Unternehmer und Musiker, der Sport bleibt für mich ein ergänzendes Hobby. Profi-Triathleten trainieren oft 30 Stunden und mehr in der Woche, weil sie drei Disziplinen beherrschen müssen. Mein Sohn, Luke Kelly, ist im Leistungssport aktiv. Er läuft mittlerweile Marathons und ist vor zwei Wochen in Köln in beeindruckenden 2 Stunden und 37 Minuten ins Ziel gekommen. Dafür trainiert er bis zu 200 Kilometer pro Woche – das ist echtes Profi-Niveau mit zwei Einheiten täglich.“

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„Ich war nie der Trainer meines Sohnes“

Hat Ihr Sohn diese Leidenschaft von Ihnen übernommen? Wie hat sich das entwickelt?
„Ja, vermutlich hat er einiges durch Beobachtung mitbekommen. Alle meine Kinder sind in Sportvereinen aktiv, was ich großartig finde. Die Vereinsarbeit in Deutschland ist toll – so viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich für den Sport. Sport ist für Kinder enorm wichtig, er stärkt nicht nur körperlich, sondern auch mental. Wenn Kinder zudem im Wettkampfsport aktiv sind, entwickeln sie meist einen starken Ehrgeiz und ein gesundes soziales Umfeld. Das gemeinsame Training und die Wettkämpfe stärken das Gemeinschaftsgefühl. Was meinen Sohn betrifft, möchte ich aber betonten, dass ich nie sein Trainer war und das auch nie sein wollte. Er hat seinen eigenen Weg gefunden und wird von einem erfahrenen Coach betreut, der selbst Deutsche Meistertitel im Marathon errungen hat. Ich unterstütze ihn, aber ohne Druck. Das kommt alles aus seiner eigenen Motivation heraus.“

In Ihrem Training fokussieren Sie sich stark auf Ausdauersport, aber gehört auch Krafttraining dazu?
„Ja, Krafttraining ist für mich auch wichtig, allerdings nicht, um große Muskelmasse aufzubauen, sondern um funktionelle Kraft zu entwickeln. In meinem Keller habe ich ein kleines Fitnessstudio. Da ist alles dabei, vom Ergometer über das Laufband bis hin zu Kraftgeräten und Rudermaschinen.“

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Älterwerden und weiter Extremsport machen

Sie erwähnten, dass Sie nun über 50 sind. Hat sich Ihre Einstellung zum Sport dadurch verändert? Und mussten Sie Ihr Training anpassen?
„Natürlich bringt das Alter einige Veränderungen mit sich. Die mentale Stärke, die ich über die Jahre entwickelt habe, ist ein großer Vorteil. Ich bereite mich jetzt z. B. auf eine Atlantiküberquerung per Segelboot vor, bei der ich 24 Stunden am Tag im Einsatz sein werde – das erfordert nicht nur körperliche Fitness, sondern auch mentale Belastbarkeit, Ruhe und Teamfähigkeit. All diese Fähigkeiten habe ich mir in den letzten 30 Jahren im Extremsport erarbeitet. Früher war ich aber ehrgeiziger, wollte bei Wettkämpfen ganz vorn mitlaufen. Heute geht es mir mehr darum, das Ziel überhaupt zu erreichen. Ich weiß, dass ich wahrscheinlich nicht mehr wie früher unter die Top 5 komme, aber das ist in Ordnung. Ich habe in meinem Leben schon mehr erreicht, als ich mir je erträumt hätte, und bin stolz auf meine Erfolge.“

Welche Ziele habe sie jetzt in ihrer aktuellen Lebensphase?
„Meine Ziele haben sich inzwischen verschoben – z. B. habe ich mit den Seven Summits begonnen, also den höchsten Bergen auf jedem Kontinent. Solche Herausforderungen kann man auch mit 50 noch gut meistern, manchmal sogar besser, da man mit Erfahrung ruhiger und überlegter an die Sache herangeht.“

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In Joey Kellys Leben gab es nie eine längere Phase ohne Sport

Gab es jemals eine Phase, in der Sie länger keinen Sport gemacht haben, vielleicht weil Sie einfach mal keine Lust hatten?
„Nein, das gab es nie. Ich hatte einmal eine Zwangspause von sechs Wochen wegen einer Knieverletzung, aber das war’s auch schon. Für mich ist Sport ein essenzieller Teil meines Lebens, den ich nicht missen möchte. Nach der OP konnte ich innerhalb von vier Monaten wieder bei einem 250-Kilometer-Rennen in Australien starten und wurde 37. Es war vielleicht nicht die Top-Ten-Platzierung, die ich früher angestrebt hätte, aber ich war glücklich, überhaupt dabei zu sein und das Rennen zu beenden. Solche Erfahrungen sind mir wichtig, und es zeigt, dass man auch nach Verletzungen und Pausen wieder zurückkommen kann.“

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Joey Kellys Motivationstipp: „Melden Sie sich für einen Wettkampf an!“

Es fällt vielen schwer, sich zum Sport zu motivieren. Sie scheinen damit keine Probleme zu haben. Haben Sie dennoch Tipps, wie man sich selbst motivieren kann, vor allem, wenn man ein Motivationstief erreicht?
„Mein erster Tipp ist simpel: Melden Sie sich für einen Wettkampf an! Sobald die Anmeldung abgeschlossen ist, haben Sie ein festes Ziel vor Augen und automatisch den Druck, darauf hinzuarbeiten. Das hilft enorm, konsequent zu bleiben. Auch ein Verein oder eine Trainingsgruppe sind großartige Motivationsquellen, denn in der Gemeinschaft fällt es oft leichter, dranzubleiben. Wenn ich selbst in einem Wettkampf ein Motivationstief erreiche, sage ich mir immer: Aufgeben ist keine Option, außer ich bin verletzt. Bei einem Marathon etwa kann es passieren, dass man ab Kilometer 32 denkt, man schafft es nicht mehr. Dann versuche ich, das Positive zu sehen: Ich habe schon drei Viertel hinter mir, es bleiben nur noch 10 Kilometer. Der Gedanke an das Gefühl, wenn ich die Ziellinie überquere, gibt mir neuen Antrieb. So kann ich mich Stück für Stück ins Ziel bringen, ohne mich von dem momentanen Tief überwältigen zu lassen.“

Darum wollte Joey Kelly bei „7 vs. Wild“ dabei sein

Sie sind aktuell auch wieder bei „7 vs. Wild“ zu sehen. Was hat Sie an diesem Format besonders gereizt?
„Ich habe die ersten Staffeln in Schweden und Panama verfolgt und war sofort interessiert. Das Konzept erinnert mich stark an die Survival-Expeditionen, die ich für Stern TV gemacht habe. 2012 wurde ich zum Beispiel an der Grenze von Vietnam ausgesetzt und musste zehn Tage lang allein klarkommen, ohne Essen oder Ausrüstung, nur mit einer Kamera zum Selberfilmen. Ähnliche Abenteuer hatte ich auch in Bhutan, Tansania und Namibia, wo ich im Dschungel oder der Wüste zurechtkommen musste. Als dann die Anfrage für ‚7 vs. Wild‘ kam, war ich sofort dabei. Letztes Jahr war ich in Kanada 14 Tage in der Wildnis, und dieses Jahr folgte die Staffel in Neuseeland. Es fasziniert mich, dass dieses Format auf YouTube so eine neue Generation erreicht. Obwohl ich sicher der Älteste im Teilnehmerfeld bin und für die meisten fast ein Vater sein könnte, finde ich es spannend, mich mit den jungen Leuten zu messen und ihnen vielleicht etwas von meiner Erfahrung mitzugeben.“

Die Produzenten von „7 vs. Wild“ wollten wohl einen Profi dabeihaben. War das für Sie der Grund, direkt mitzumachen?
„Das kann sein, aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, warum sie mich gefragt haben. Als die Anfrage kam, habe ich aber sofort zugesagt, weil ich das Konzept total spannend finde. Es wird gerade auf Amazon und YouTube ausgestrahlt, und die Resonanz ist unglaublich.“

So haben jüngere Survival-Teilnehmer überrascht

Wie ist es, mit so viel jüngeren Teilnehmern auf ein Abenteuer zu gehen?
„Ich nehme mal das Beispiel der aktuellen Staffel: Da ist ein Teilnehmer namens Hugo, der ist 21 Jahre alt und extrem erfolgreich in dem, was er tut. Es hat mich beeindruckt, wie mental stark viele der jungen Leute sind. Das zeigt, dass sie hart für ihren Erfolg arbeiten und echte Leidenschaft für das haben, was sie tun. Manchmal war ich wirklich überrascht, wie einige, von denen ich es nicht erwartet hätte, über sich hinauswuchsen und durchhielten. Bei Ann-Kathrin (Bendixen, A. d. R.) aus der letzten Staffel war ich skeptisch, ob sie die 14 Tage durchhält. Sie ist sehr schlank und ich dachte, dass ihr die Reserven fehlen würden. Aber sie hat es gemeistert – Hut ab! Das zeigt, dass man Menschen nicht nur nach dem Äußeren beurteilen sollte.“

»Ich war überrascht über Stefan Raabs Comeback

Solche Überraschungen sind sicherlich auch gerade das Spannende an solchen Formaten. Apropos Überraschungen: Sie haben in Ihrer Karriere oft mit Stefan Raab zusammengearbeitet. Waren Sie von seinem Comeback überrascht?
„Ja, ich war tatsächlich überrascht. Gleichzeitig habe ich immer gesagt, dass er nicht komplett aufhören kann. Stefan ist ein kreativer Mensch, und so jemand braucht seine Bühne. Als er damals seinen Rückzug ankündigte, dachte ich mir, dass er nach ein oder zwei Jahren wieder zurückkommen würde, weil er einfach seine Berufung lebt. Es freut mich, dass er wieder da ist – er ist nach wie vor unglaublich kreativ und unterhaltsam.“

Können Sie nachvollziehen, dass er nach so intensiver medialer Präsenz eine Auszeit brauchte?
„Absolut. Jeder, der in der Medienwelt tätig ist, weiß, wie intensiv das sein kann. Auch wenn er hinter den Kulissen weiterhin aktiv war und produziert hat, kann ich verstehen, dass er aus dem Rampenlicht eine Pause wollte. Er hat das sehr konsequent durchgezogen und ist jetzt mit voller Energie zurück.“

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Joey Kelly und Stefan Raab planen gemeinsames Projekt

Würden Sie wieder bei einem Projekt von ihm mitmachen, wenn es die richtige Herausforderung ist?
„Letztes Jahr war ich schon bei der Wok-WM dabei und habe sogar gewonnen. Stefan hat immer wieder neue, spannende Ideen, und ich kann sagen, dass wieder etwas in Planung ist, bei dem ich dabei sein werde. Aber mehr darf ich noch nicht verraten.“

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