1. April 2024, 18:17 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Für manch einen mag Indoor Cycling nicht gerade aufregend klingen. Auf dem Fahrrad abstrampeln, ohne sich je von der Stelle zu bewegen? Unbedingt, sagt FITBOOK-Autorin Desireé Oostland, die im Indoor Cycling eine echte Leidenschaft gefunden hat.
Als ich zum ersten Mal etwas von Indoor Cycling las, dachte ich eher an einen viel zu engen und hellen Kursraum in einem Fitnessstudio. An Spinning, an etwas, was nicht effektiv und schon gar nicht spaßig ist. Aber meine Erfahrung mit Indoor Cycling hat mich eines Besseren belehrt. Gleich die erste Stunde Indoor Cycling konnte mich überzeugen. Und versprochen: Die Sportart kann auch für jene interessant sein, die sich in ihrer Freizeit nicht so gern auf ein Fahrrad schwingen.
So war meine Indoor-Cycling-Erfahrung
Vor meiner ersten Cycling-Stunde war ich ziemlich nervös, so wie immer, wenn ich eine neue Sportart ausprobiere. Ich ließ mir also im Studio alles zeigen, lieh mir Schuhe aus (die alle vor und nach dem Gebrauch gewaschen und desinfiziert werden) und dann die Einstellungen und Anweisungen am Rad erklären. Die Indoor Cycling Kurse unterscheiden sich je nach Trainingsort, nach Studio und Ausstattung. Ich habe verschiedene ausprobiert und fasse im Folgenden einmal zusammen, was meine drei Studios anbieten und was ich am liebsten davon nutze.
Party-Stimmung, passende Schuhe, Einstellungen am Bike
Grundsätzlich funktionieren alle Cycling Studios (zumindest in Düsseldorf, wo ich wohne) gleich: Vor der Stunde, damit sind meist 45 Minuten gemeint, in denen man wirklich alles gibt, leiht man sich Schuhe aus, geht dann in den Raum voller fest verankerter Fahrräder. Angekommen in dem dunklen Raum mit Partylichtern (nur in weniger aufdringlicher Form) sucht man sich also ein Bike, klickt die ausgeliehenen Schuhe ein, stellt Sattel auf Hüfthöhe und das Lenkrad ein wenig höher, zumindest dann, wenn man zu Rückenproblemen neigt (wenn nicht, reicht es, wenn Sattel und Lenkrad auf einer Höhe sind) und dann macht man es sich gemütlich. Zumindest so gemütlich, wie ein Sattel sein kann. In der Mitte des Fahrrads befindet sich immer ein Widerstandsrädchen, das während des Trainings wirklich gemein werden kann – aber effektiv. Laute, stimulierende Musik gibt es auch immer. Das alles vereint also das Prinzip, das läuft bei mir immer gleich, die Unterschiede kommen erst beim Training und bei den verschiedenen Ausstattungen.
Indoor Cycling als Wettbewerb
Es gibt die Art des Cycling Studios, bei der man sich mit den Schuhen auch einen Sensor leiht, der wie eine Art Gürtel unter die Brust geschnallt wird (alles desinfiziert). Vor den Fahrrädern im genauen Sichtfeld der Trainierenden hängen riesige Bildschirme, in der Mitte radelt die Trainerin. Auf dem Bildschirm erscheint dann der eigene Name plus Herzfrequenz. Ziel während des Trainings ist es, in aktiven Phasen in die roten Bereiche zu gelangen (hohe bis sehr hohe Herzfrequenz) und in den Ruhepausen wieder in den blauen Bereich zu fallen (niedrige Herzfrequenz), damit der Körper sich regenerieren kann und die Intervalle erkennt.
Mit dem Sensor werden auch Kopfhörer ausgeliehen, über die man dann sehr laute Musik und die Stimme der Trainerin hört, die regelmäßig bekannt gibt, was folgt: Berg, Speed, mehr Widerstand, Aufstehen und einiges mehr. Auf den Bildschirmen sieht man dann die eigenen Erfolge, am Ende erscheint ein Ranking mit belegten Plätzen. Den gesamten Kalorienverbrauch bekommt man im Anschluss per Push-Nachricht aufs Handy übermittelt, darunter ist auch schon der Nachbrenneffekt verzeichnet. Meist verbrenne ich bei einer dieser Stunden um die 600 bis 800 Kalorien.
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Der Takt gibt das Workout vor
Dann gibt es die Cycling Studios, bei der eher die Musik im Fokus steht. Dort finden dann regelmäßig Themen-Rides (Hip Hop, Taylor Swift Ride, Latin Ride) statt. Gefahren wird passend zum Takt. Statt Sensor, Bildschirme und Kopfhörer ertönt die Musik laut im Raum, die Trainerin gibt den Beat (RPM, also Umdrehungen pro Minute) an, den man dann auf dem eigenen kleinen Bildschirm am Bike sieht und zu dem man treten muss. Manchmal sehr sehr schnell und mit wenig Widerstand, manchmal sehr langsam, dafür mit brennend viel Widerstand. Ist man schneller als der Beat, heißt es: Es ist zu wenig Widerstand eingestellt! Das Gute ist hier, dass die Ergebnisse etwas Eigenes bleiben und es manchmal eher scheint wie eine riesige Party, als ein Workout.
Full-Body-Ride
Mein absoluter Favorit unter all den Rides ist allerdings das sogenannte Full-Body-Ride. Hier kommt wieder ein anderes Cycling Studio ins Spiel. Aber: Viele Großstädte vereinen alle Konzepte zusammen in einem Studio. Hier spürt der ganze Körper das Training am Rad. Mit lauten Beats im Raum bewegt man sich analog zu den Trainern vorn, steht beim Fahren auf, beugt die Arme im Takt, mal links, mal rechts, mal zügig, mal sehr langsam. Das ist diese Art von Training, bei der sogar die stolzen Ich-Schwitze-Nie-Beim-Sport-Menschen auf ihre Kosten kommen.
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Indoor-Cycling-Erfahrung: 800 Kalorien in 45 Minuten verbrennen und den Kopf freikriegen
Ja, mit einer Session lassen sich je nach Anstrengung mal eben 800 Kilokalorien verbrennen. Und das in nur 45 Minuten zu erreichen, ist schon ein ordentliches Ergebnis. Es ist schön, sich so auszupowern und das gemeinsam mit vielen anderen Menschen, die alle gleichermaßen motiviert und energievoll dabei sind. Auch mein Körper und meine Ausdauer danken mir für meinen regelmäßigen Weg in eines dieser Cycling Studios. Aber am meisten profitiert meiner Meinung nach der Kopf. In diesen 45 Minuten bleibt keine Möglichkeit, an etwas anderes zu denken. Der Körper ist „on fire“ und der Kopf plötzlich ganz leise. Die Beats und die Stimmung in den Räumen ist meist so einnehmend, fesselnd und elektrisierend, dass die Stunde zügig vorbeigeht und der Kopf danach plötzlich ganz frei und nahezu ausgeglichen scheint.