13. Mai 2022, 13:43 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Georg Egger und Lukas Baum konnten bei ihrem Debüt beim Cape Epic direkt den Sieg einfahren. Im FITBOOK-Interview hat Georg Egger verraten, wie man sich auf das härteste Mountainbike-Rennen der Welt vorbereitet.
Südafrika, ein Team aus zwei Personen, 657 Kilometer und 17.250 Höhenmeter verteilt auf acht Tagesetappen – das war das Cape Epic 2022. Die Deutschen Georg Egger und Lukas Baum kämpften sich ganz nach vorne und machten den Überraschungssieg perfekt. Im Interview mit FITBOOK sprach Georg Egger darüber, wie das Mountainbike-Training in der Vorbereitung auf das harte Rennen aussah, wie er und Lukas Baum sich ernährten – und was er jungen Nachwuchsradfahrern ans Herz legt.
Übersicht
- »Beim Training kommt es zunächst auf die Grundlagenausdauer an
- »Im Wintertraining sitzen wir 16 bis 20 Stunden pro Woche auf dem Mountainbike
- »Zwei Rennen in Spanien brachten den Feinschliff
- »Als Radfahrer muss man Kohlenhydrate spachteln
- »Mountainbiken ist die maximale Freiheit
- »Mein Tipp für junge Sporter: Ohne Spaß kein Gas!
»Beim Training kommt es zunächst auf die Grundlagenausdauer an
FITBOOK: Wann haben Sie angefangen, sich auf das Cape Epic vorzubereiten?
Georg Egger: „Wir haben eine klassische Wintervorbereitung, wie sie für Radfahrer üblich ist, gemacht. Unsere Saison ist meistens Ende Oktober vorbei. Im November legen wir uns meistens auf die faule Haut und die Beine hoch. Dann machen wir ein bisschen weniger Radsport, mehr Urlaub oder andere Sportarten. Ab Dezember geht es wieder los mit dem Training.“
Wie sieht das Mountainbike-Training im Winter aus?
Egger: „Im Winter machen wir vor allem Ausdauertraining. Noch keine extrem schnellen Einheiten, eher noch langsam. Das sind dann zwischen drei- und sechsstündige Grundlagenausfahrten, die man möglichst oft macht, um eine möglichst gute Grundlagenausdauer zu schaffen. Das mixen wir mit 20-minütigen Intervallen im Bereich der Laktatschwelle, wo dann nur so viel Laktat produziert wird, wie der Körper gleichzeitig abbauen kann. Im Winter findet kein oder kaum Training im Spitzenbereich statt.“
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»Im Wintertraining sitzen wir 16 bis 20 Stunden pro Woche auf dem Mountainbike
Wie kann man sich das Ausdauertraining bei Mountainbikern vorstellen? Wie läuft ein typischer Trainingstag ab?
Egger: „Wir haben Wochen mit knapp 30 Stunden Training gehabt, aber im Schnitt eher so zwischen 16 und 20 Stunden. Für Radfahrer ist das kein extrem umfangreiches Training, sondern ein gesunder Mix aus Belastung und Ruhephasen. Wir hatten nicht mal ein spezielles Trainingslager. An einem typischen Trainingstag war das eine vierstündige Grundlageneinheit mit gleichmäßigem Tempo – auf der Straße oder in leichtem Gelände. Oder was auch typisch war für unser Wintertraining: eine kürzere Einheit von zwei Stunden, bei der wir dann dreimal für je 20 Minuten etwa im ‚Race Pace‘ (Renngeschwindigkeit; Anm. d. Red.) gefahren sind, um unsere Körper an die Schnelligkeit zu gewöhnen.“
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»Zwei Rennen in Spanien brachten den Feinschliff
Und kurz vor dem Rennen? Wie sah dann da Ihre Vorbereitung aus?
Egger: „Den finalen Schliff haben wir uns Ende Januar/Anfang Februar bei zwei Etappenrennen in Spanien geholt. Da waren wir auch top dabei. Ich habe beide gewonnen. Lukas war auch bei beiden Rennen ganz vorne mit dabei, hatte aber leider etwas mehr Pech mit technischen Defekten. Da haben wir natürlich alles gegeben und uns den Feinschliff geholt.“
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»Als Radfahrer muss man Kohlenhydrate spachteln
Um beim Mountainbiken die besten Leistungen zu erzielen, spielt sicher auch die Ernährung eine Rolle?
Egger: „Die Ernährung wird entsprechend abgestimmt. Wenn man viel trainiert, braucht man vor allem viele Kohlenhydrate. Wenn wenig trainiert wird, dann eher wenig Kohlenhydrate und ein bisschen mehr Eiweiße. Aber generell schauen wir schon, dass wir uns sehr nutzungsorientiert ernähren. Das heißt, im Training möglichst kohlenhydratreich. Wenn wir mal das eine oder andere Kilo verlieren wollen, dann an trainingsfreien Tagen kohlenhydrat- und kalorienreduziert. Aber im Allgemeinen muss man als Radfahrer ziemlich viel spachteln und sich Kohlenhydrate in den Körper reinhauen, um das Training zu verkraften.“
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»Mountainbiken ist die maximale Freiheit
Warum ist der Radsport für Sie das Größte? Was gefällt Ihnen so daran?
Egger: „Für mich ist Mountainbiken das Maximum an Freiheit. Es ist die schnellste Fortbewegung ohne Motor. Man ist schneller als beim Laufen und kann in der Abfahrt so richtig Spaß haben. Laufen ist auch ein großes Hobby von mir, aber da fehlt mir etwas der Spaßfaktor. Ich mag es, in der Natur unterwegs zu sein und überall lang fahren können. Das finde ich saugeil. Im Rennen kommt dann noch die Speed-Komponente dazu. Es ist der Hammer, das Material und den Körper bis aufs Maximum auszureizen.“
Was steht in Sachen Wettbewerbe 2022 noch so für Sie an? Wo geht die Reise hin?
Egger: „Die nächsten sportlichen Ziele sind die Weltcup-Rennen in Europa und die Weltmeister- und Europameisterschaften. Bei den Marathon-Weltmeisterschaften haben wir dieses Jahr, denke ich, gute Chancen, auch ganz weit vorne mitzufahren. In einer anderen Disziplin sind dieses Jahr zudem noch die European Games in München. Das ist dann Cross-Country-Olympic, das ist ein bisschen kürzer und knackiger“.
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»Mein Tipp für junge Sporter: Ohne Spaß kein Gas!
Welchen Tipp haben Sie für junge Sportler, die beim Mountainbike durchstarten wollen? Was das Training angeht, aber auch darüber hinaus?
Georg Egger: „Junge Sportler sollten vor allem Spaß an der Sache haben. Ohne Spaß kein Gas. Sie sollten sich nicht die ganze Zeit zu sehr auf irgendwelche Trainingspläne fokussieren, sondern einfach Spaß haben. Damit wird man dann auf lange Sicht am erfolgreichsten sein.“