11. Juni 2024, 4:06 Uhr | Lesezeit: 17 Minuten
Die populärste Sportart in Deutschland ist ganz eindeutig Fußball. Aber auch in fast allen anderen Teilen der Welt regiert das Spiel mit dem runden Leder. Doch welche Positionen gibt es überhaupt und wie lauten die Regeln? Von welchen Fachbegriffen sollte man gehört haben? FITBOOK-Autor Tony Poland gibt einen Überblick.
Faszination Fußball! Am 14. Juni ist es wieder so weit, die Europameisterschaft in Deutschland beginnt. Erneut werden Millionen begeisterte Fans ihre Mannschaft unterstützen und in den Stadien oder an den Bildschirmen mitfiebern. Speziell die Arenen in Deutschland sind Woche für Woche voll und das Medieninteresse riesig. Nicht umsonst wurde Fußball laut der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse (AWA) in den vergangenen drei Jahren zum beliebtesten Sport unter der Bevölkerung in Deutschland gewählt.1
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Übersicht
Das Mutterland des Fußballs
Als besonders heißblütig sind auch die englischen Anhänger bekannt. Kein Wunder, schließlich gilt England seit dem 19. Jahrhundert als Mutterland des Fußballs. Denn 1863 wurde in London mit der FA (Football Association) der erste nationale Fußballverband überhaupt mit einem fixen Regelwerk gegründet. Gekickt wurde freilich schon viel früher. Denn mehr als ein Spielgerät und ein Tor aus zwei Markierungen als Pfosten braucht man nicht. Die Regeln sind einfach und überall auf der Welt gleich, auch deshalb verbindet der Fußball viele Menschen miteinander.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Sport immer größer und bekannter. Auch dank weltweit gefeierter Superstars wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi, die zu globalen Marken geworden sind. Diese beiden Ausnahmekönner gehören zu den besten Spielern bzw. Stürmern, die es je gegeben hat. Doch auch andere Positionen sind genauso wichtig. Welche das sind und welche entscheidenden Regeln sowie Fachbegriffe es gibt, erklären wir im folgenden Text.
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Zu viele Muskeln und Masse schränken die Bewegung ein
Kraft, Ausdauer, Technik im Umgang mit dem Ball, Beweglichkeit, Schnelligkeit. Hinzu kommen u.a. taktisches Verständnis, mentale Stärke, Leadership-Qualitäten und Teamfähigkeit. Fußballer benötigen eine Zusammensetzung aus mehreren Komponenten. Profis müssen topfit sein, da sie je nach Position quasi 90 Minuten in Bewegung sind. Oft in höchstem Tempo! Nicht selten laufen Spieler zwölf bis 14 Kilometer während eines Spiels, darunter absolvieren sie auch viele Antritte oder Sprints. Die Sportart ist in den vergangenen Jahren sogar noch schneller und athletischer geworden. Aber Achtung: Zu viel Physis bzw. Muskelmasse ist für einen Profikicker nicht gut, weil darunter die Motorik leidet.
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Die Fußball-Regeln
Ligasystem
Die allermeisten Profiligen funktionieren nach dem gleichen Modus. Eine bestimmte Anzahl von Mannschaften spielt im Hin- und Rückspiel während einer Saison zweimal gegeneinander. Für einen Sieg gibt es drei Punkte für den Gewinner. Endet das Duell mit einem Unentschieden, erhalten beide Teams je einen Zähler. So ergibt sich am Ende eine Gesamttabelle. Diese entscheidet über Auf- und Abstieg bzw. über die Qualifikation für Clubwettbewerbe in der Folgesaison.
Mannschaftsstärke
Pro Team stehen immer elf Spieler auf dem Platz: ein Torwart und zehn Feldspieler. Diese teilen sich auf unterschiedliche Positionen auf. Oft wird mit drei oder vier Abwehrspielern gespielt, drei bis vier Mittelfeldspielern, und zwei bis drei Stürmern. Die Mindestgrenze einer Mannschaft liegt übrigens bei sieben Feldspielern. Wird diese Grenze unterschritten, kann das Spiel nicht angepfiffen werden.
Die elf Feldspieler können während einer Partie außerdem ausgetauscht werden. Pro Team sind zu jeder Zeit fünf Auswechslungen zulässig. Der ausgetauschte Spieler verlässt im Anschluss das Feld und darf nun für die restliche Dauer nicht mehr mitwirken.
Spielzeit
Ein Fußballspiel besteht aus zwei Halbzeiten zu je 45 Minuten. Dazwischen liegt eine 15-minütige Pause. So ergibt sich eine reine Nettospielzeit von 90 Minuten. Aufgrund von kurzen Spielunterbrechungen kann der Schiedsrichter nach eigenem Ermessen eine Nachspielzeit an die erste und zweite Halbzeit dranhängen. Im Regelfall wird zwischen drei und fünf Minuten nachgespielt, besonders in der zweiten Hälfte.
In K.o.-Spielen, etwa bei Europameisterschaften oder Weltmeisterschaften, kann es Verlängerungen geben. Schließlich muss in nur einem Spiel ein Sieger gefunden werden. Steht es also nach Ablauf der 90 Minuten noch Unentschieden, wird die Partie um 30 Minuten verlängert. Diese teilen sich auf in zweimal 15 Minuten. Steht es auch danach noch Unentschieden, fällt die Entscheidung im Elfmeterschießen.
Das Spielfeld
Grundsätzlich beträgt das Standardmaß des Weltverbandes FIFA (Fédération Internationale de Football Association) aus 105 Meter Länge und 68 Meter Breite. Allerdings kann es je nach Land und Liga auch Unterschiede hinsichtlich der Größe geben. Es existiert lediglich ein vorgeschriebener Rahmen, der die Länge und Breite betrifft. In Deutschland beispielsweise dürfte die Spielfläche maximal 120 Meter lang und 90 Meter breit sein.
Auf dem grünen Rasen gibt es allerhand Markierungen in Form von weißen Linien. Zwei Seitenlinien links und rechts sowie zwei Torlinien auf beiden Seiten grenzen die Fläche entsprechend ab. Verlässt der Ball das Spielfeld bzw. geht ins Aus, gibt es Einwurf oder Abstoß.
Die Mittellinie teilt das Feld in zwei gleich große Hälften, auf halber Strecke dieser Linie befindet sich der Anstoßpunkt. Dieser bildet den Mittelpunkt des Anstoßkreises, der einen Radius von 9,15 Metern hat. Fix sind auch die Maße für den Strafraum vor beiden Toren, der sogenannte Sechzehnmeterraum. Dieser ist 16,50 Meter lang, die Breite beträgt 40,32 Meter. Der Torraum, oder Fünfmeterraum, markiert die Zone direkt vor dem Tor. Er ist 18,32 Meter lang und ragt 5,50 Meter in das Spielfeld hinein.
Die beiden Tore, bestehend aus zwei Pfosten und einer Latte, haben ebenfalls feste Maße. Ein Tor ist 7,32 Meter lang und 2,44 Meter hoch. Gespielt wird mit einem Ball, der einen Umfang zwischen 68 und 70 Zentimetern hat.2
Fouls und Regelwidrigkeiten
Fußball ist ein schnelles Spiel mit vielen Zweikämpfen und Körperkontakt, sodass es häufig zu Regelwidrigkeiten kommt. Das können Grätschen, Beinstellen, Trikotziehen oder sonstige Vergehen sein. Ist dies der Fall, wird das Spiel durch den Schiedsrichter unterbrochen und das Vergehen je nach Schwere geahndet. Der Spieler der gefoulten Mannschaft erhält dann einen Freistoß. Ereignet sich das Foul im Strafraum, so gibt es Elfmeter.
Gleiches trifft zu, sofern ein Akteur den Ball mit der Hand berührt. Das ist so gesehen zwar kein Foulspiel, aber natürlich verboten. Man unterscheidet allerdings zwischen absichtlich und unabsichtlich. Es gilt: Der Arm bzw. die Hand muss am Körper angelegt sein.
Ganz besonders unsportlich sind außerdem verbale Entgleisungen, Schwalben, Anspucken oder absichtliche Tritte auf einen ungeschützten Körperteil.
Die Spielleitung
Jedes Spiel auf Profi-Level wird von einem Schiedsrichter und zwei Linienrichtern an den Seitenlinien geleitet. Das Trio ist zumeist über ein Headset miteinander verbunden und kann so kommunizieren. Zudem gibt es inzwischen auch noch den Video-Assistenten in einigen Ligen und Wettbewerben (kurz: VAR). In Deutschland sitzt dieser beispielsweise in Köln, von wo aus er sich das Spiel auf einem Monitor ansieht. Kommt es zu strittigen Entscheidungen bei Toren, Elfmetern, Roten Karten oder Spielverwechslungen, greift der VAR mittels Signal an den Hauptschiedsrichter ein. Der Referee kann sich die betreffende Szene dann nochmal in Ruhe am Bildschirm anschauen und im Nachgang eine Entscheidung treffen.
Gelbe Karten und Rote Karten
Anders als etwa beim Eishockey gibt es im Fußball keine Zeitstrafen. Leichtere Vergehen bzw. Foulspiele ahndet der Schiedsrichter mit einer Gelben Karte, besonders grobe Unsportlichkeiten mit einer Roten Karte. Letztere hat einen sofortigen Spielausschluss für den Betreffenden zur Folge und zieht ggf. eine weitere Sperre nach sich. Erhält ein Spieler außerdem zwei Gelbe Karten während einer Partie, so bekommt er Gelb-Rot. Auch dann darf er nicht mehr am laufenden Spiel teilnehmen.
Übrigens müssen sich nicht nur die 22 Akteure auf dem grünen Rasen an die vorgegebenen Regeln und das Fairplay halten. Das trifft auch auf alle anderen Team-Offiziellen am Spielfeldrand, etwa Trainer, Betreuer, Zeugwart, Busfahrer und Pressesprecher, zu. Ansonsten können auch sie mit einer Gelben oder Roten Karte sanktioniert werden.
Abseits
Die wohl komplizierte Regel für Laien! Mit kurzen Worten erklärt: Ein Spieler befindet sich dann im Abseits, wenn er im Moment der Ballabgabe der gegnerischen Torlinie näher ist als der Ball und letzte Feldspieler der gegnerischen Mannschaft. Der Torwart zählt also nicht. Die Regel greift allerdings nur dann, wenn der Angreifer, der den Ball erhält, sich dabei in der gegnerischen Hälfte befindet.
Besteht eine Abseitsstellung, muss der Linienrichter dies per Fahne anzeigen und dem Hauptschiedsrichter so signalisieren. Das Spiel wird dann mit einem Freistoß der verteidigenden Mannschaft fortgesetzt. Ein Tor, das unter solchen Umständen entstanden ist, wird nicht gewertet.
Die Positionen
Torhüter
Er steht natürlich im Tor und sorgt dafür, dass der Ball die Torlinie nicht überquert. Er ist der letzte Spieler auf dem Feld, der mit allen Körperteilen ein Gegentor verhindern kann. Außerdem darf der Torhüter als einziger Akteur den Ball mit der Hand berühren, allerdings nur innerhalb des eigenen Strafraums. Längst sind die Torleute aber auch genauso wichtig für den Spielaufbau der eigenen Mannschaft. In dem Fall führen sie fast schon eine Rolle als elfter Feldspieler aus. Er verfügt insgesamt u.a. über schnelle Reflexe, physische Robustheit, Fähigkeiten im Umgang mit dem Ball (per Hand und Fuß) und Strafraumbeherrschung. Aufgrund des Profils ist eine gewisse Körpergröße von Vorteil.
Innenverteidiger
Früher wurde zumeist mit einem letzten Mann als Libero gespielt, aber auch hier hat sich der Fußball verändert. Heute übernehmen zumeist zwei Innenverteidiger auf einer Linie die Rolle der zentralen Abwehrspieler und sorgen so dafür, dass die Mitte abgesichert ist. Auch mit nur einem Innverteidiger wird oft gespielt. Sie sind körperlich stark, top in Kopfballduellen und Zweikämpfen. Außerdem haben sie, wie der Torhüter auch, meist das komplette Spielgeschehen vor sich. So können die Innenverteidiger ihr Team lautstark dirigieren.
Außenverteidiger
Diese Spieler spielen auf der linken oder rechten Abwehrseite und müssen vor allem Laufstärke und Schnelligkeit mitbringen. Sie verteidigen die eigene Außenbahn nach hinten gegen die angreifende Mannschaft und beteiligen sich über ihre Seite aktiv am Angriffsspiel mit Hereingaben und Flanken auf ihre Mitspieler. Das wäre zumindest der Idealfall.
Sechser (Zentrales Mittelfeld)
Der sogenannte Sechser bzw. defensive Mittelfeldspieler spielt meist alleine (oder zu zweit) vor der Abwehr und ist der am tiefsten spielende zentrale Mittelfeldspieler. Häufig ist er erste Anspielstation für die Abwehrspieler, sodass er den Ball weiter nach vorne tragen kann. Er ist also quasi das Bindeglied zwischen Abwehr und Mittelfeld. Er muss ebenso spielstark wie zweikampfstark sein und Situationen und Räume früh erkennen.
Achter (Zentrales Mittelfeld)
Er spielt vor dem Sechser und ist damit ein paar Meter weiter vorne postiert. Der Achter wird unter Experten auch als Hybridspieler bezeichnet, da er so gesehen zwischen Abwehr und Angriff steht. Hat die gegnerische Mannschaft den Ball, verteidigt er in zentraler Position mit nach hinten und stellt Lücken zu. Bei Ballbesitz schaltet er auf Offensive um und verteilt den Ball nach vorne. Er ist im Prinzip immer gerade dort im Einsatz, wo es auf dem Rasen brennt.
Zehner (Offensives Mittelfeld)
Jedem Spieler mit der Nummer zehn auf dem Rücken kommt eine besondere Aufgabe zu. Denn aus der Zentrale diktiert er als kreativer Kopf den Angriff seiner Mannschaft. Mit Pässen in den Sturm sorgt er für Torchancen oder er schießt einfach selber aufs Tor. Der Zehner sollte über eine perfekte Ballbehandlung bzw. Technik verfügen, außerdem wendig und trickreich sein. So kann er auf eigene Faust losziehen.
Rechter und linker Mittelfeldspieler
Sie spielen vor den Außenverteidigern und besetzen die linke bzw. rechte Seite. Mit viel Laufarbeit sollen sie zum einen helfen, ihre jeweilige Seite in der Rückwärtsbewegung abzusichern. Zugleich sind die Mittelfeldspieler auf den Außenbahnen entscheidend, um Angriffe über die Flügel einzuleiten. Im modernen Fußball dribbeln sie auch gerne selber mit Ball am Fuß in die Mitte und versuchen so, zum Torerfolg zu kommen.
Zentraler Stürmer bzw. Mittelstürmer
Sie agieren ganz vorne im Sturmzentrum und sind die Zielspieler ihrer Teamkollegen. Ihre wichtigste Aufgabe: Tore schießen. Die Mittelstürmer stehen an vorderster Front und greifen die gegnerische Abwehr bereits bei Ballbesitz an. Sie sind abhängig von den Vorlagen und Zuspielen ihrer Teamkollegen und suchen meistens den direkten Weg zum gegnerischen Tor. Oft sind sie körperlich stark, durchsetzungsfähig und auch gut im Kopfball.
Die wichtigsten Fußball -Begriffe
Finte
Spielt ein Spieler einen Gegenspieler mit einer geschickten Körpertäuschung aus bzw. lässt er ihn ins Leere laufen, spricht man von einer Finte.
Schwalbe
Eine extrem unsportliche Aktion! Lässt sich jemand absichtlich fallen und täuscht so ein Foulspiel eines Gegners vor, obwohl gar keine Berührung stattgefunden hat, wird dies als Schwalbe bezeichnet.
Blutgrätsche
Es gibt Grätschen und es gibt Blutgrätschen. Und zwar dann, wenn ein verteidigender Spieler besonders aggressiv ins Tackling geht. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn er mit gestreckter Sohle und beiden Beinen voran in den Gegner rutscht. Üble Verletzungen können die Folge davon sein.
Fallrückzieher und Seitfallzieher
Besonders spektakulär! Steht ein Kicker mit dem Rücken zum Tor und schießt ihn im Sprung nach hinten volley über seinen Kopf, ist die Rede von einem Fallrückzieher. Eine etwas „leichtere“ Form davon ist der Seitfallzieher. Dabei schießt der Spieler den Ball nicht über seinen Kopf drüber, sondern seitlich im Sprung in der Luft am eigenen Körper vorbei.
Hattrick
Ein Hattrick ist ein seltenes Kunststück im Fußball. Wenn ein Spieler drei Tore in nur einem Spiel erzielt, hat er einen Hattrick geschafft. Der perfekte bzw. „lupenreine“ Hattrick liegt allerdings nur dann vor, wenn er das in einer Halbzeit ohne Torerfolg eines anderen Spielers schafft.
Notbremse
Beim Fußball handelt es sich um eine Notbremse, wenn ein Verteidiger den Stürmer im letzten Moment am Torschuss regelwidrig entscheidend hindert. Dazu kommt es meistens, wenn etwa der Angreifer frei auf das gegnerische Tor läuft und der Verteidiger sich spielerisch nicht anders zu helfen weiß, um die Situation für seine Mannschaft zu retten. Solche Aktionen werden im Normalfall mit einer Roten Karte bestraft.
Rabona
Diesen extrem anspruchsvollen Schuss beherrschen nur die allerbesten Techniker. Bei dieser Schussvariante wird das Schussbein hinter dem Standbein entlanggeführt, die Beine werden also überkreuzt. So entstehen Flanken und Torschüsse.
Zwölfter Mann
Volle Stadien und Support von den Rängen: Fußballfans unterstützen ihren Verein mit Gesängen und Anfeuerungsrufen und sorgen so für eine lautstarke Unterstützung. Die Fans werden daher auch als Zwölfter Mann betitelt.
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Kurioses aus der Fußballwelt
Die „Hand Gottes“
Absichtliche Handspiele sind verboten, Tore mit der Hand also auch. Allerdings wurde eines der bekanntesten Tore der Fußballhistorie mit eben diesem Körperteil erzielt. Der legendäre Diego Maradona, der 2020 im Alter von nur 60 Jahren verstarb, verewigte sich am 22. Juni 1986 in den Geschichtsbüchern. Der Argentinier erzielte das 1:0 seines Landes im WM-Viertelfinale gegen England, indem er den Ball mit der Hand über den gegnerischen Torhüter ins Tor lupfte. Der Schiedsrichter erkannte die Regelwidrigkeit nicht und der Treffer zählte. „Es war ein bisschen Maradonas Kopf und ein bisschen die Hand Gottes“, sagte Maradona danach. Am Ende des Turniers wurde Argentinien auch Weltmeister.
Das „WM-Tor des Jahrhunderts“
Gleiches Spiel, gleicher Torschütze, nur 240 Sekunden später: Nur vier Minuten nach der „Hand Gottes“ hatte Maradona seinen nächsten großen Auftritt. Der Dribbelkünstler setzte aus der eigenen Hälfte zu einem irren Sololauf über den halben Platz bzw. 60 Meter an und umspielte fast die komplette englische Mannschaft, um im Anschluss den Ball ins leere Tor zu schieben. 2022 wurde dieser Treffer zum „WM-Tor des Jahrhunderts“ gewählt.
Das „Wembley-Tor“ oder ein Tor, das keines war
Ein weiteres Kuriosum ereignete sich mit deutscher Beteiligung und geht auf das WM-Finale 1966 im Londoner Wembley-Stadion zurück. Damals stand es 2:2 zwischen Deutschland und England, als die Verlängerung lief. Der Brite Geoff Hurst schoss den Ball aufs Tor und das runde Leder prallte von der Unterkante der Latte auf den Boden auf. Kein Tor! Aber der Schiedsrichter sah das anders und entschied auf „reguläres“ Tor, obwohl der Ball die Torlinie nicht in vollem Umfang überquert hatte. 3:2 für England. Am Ende hieß es 4:2 und die Mannschaft von der Insel wurde Weltmeister. Noch heute gilt dieses Tor als eines der umstrittensten und meist diskutierten Tore überhaupt.
Die Mutter aller Phantomtore
Der wohl berühmteste Treffer in Deutschland datiert vom 23. April 1994. Damals versuchte Thomas Helmer (FC Bayern München) den Ball aus nächster Nähe über die Torlinie des 1. FC Nürnberg zu schießen. Allerdings sprang ihm das Spielgerät von der rechten an die linke Wade, dann gegen sein Schienbein, und von da ins Toraus. Abstoß für Nürnberg. Oder? Der Linienrichter zeigte plötzlich mit erhobener Fahne ein vermeintlich gültiges Tor an. Und Headset-Kommunikation oder technische Hilfsmittel gab es damals nicht, also hatte die krasse Fehlentscheidung bestand.
Das Phantomtor findet einen Nachahmer
Große Aufregung auch am 18. Oktober 2013. Der Leverkusener Stefan Kießling erzielte ebenfalls einen Treffer, der gar keiner war. Das menschliche Auge entschied nämlich falsch. Was war passiert? Der Stürmer traf mit einem Kopfball beim Auswärtsspiel in Hoffenheim eigentlich nur das Außennetz des Tores. Im Netz war jedoch ein Loch, so dass der Ball hindurch ging und hinter die Torlinie fiel. Die Leverkusener jubelten und das (Nicht)-Tor wurde gegeben. Somit war der Grundstein für die heutige Torlinien-Technik gelegt, damit solche Fehler nicht mehr passieren.
Ein Tor und vier Weltrekorde
Bayern Münchens Robert Lewandowski hatte es am 22. September 2015 besonders eilig. Der Pole wurde im Spiel gegen Wolfsburg erst zur Halbzeit eingewechselt und erzielte dann zwischen der 51. und 60. Minute sage und schreibe fünf Treffer in gerade einmal 8:59 Minuten. Noch nie zuvor erzielte ein Einwechselspieler mehr als drei Tore. Gleichzeitig war es der schnellste Dreierpack (vier Minuten), Viererpack (sechs Minuten) und Fünferpack (neun Minuten), den je ein Fußballer erzielte.
Der „Torfall von Madrid“
Zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund fiel das erste Tor am 1. April 1998 im Halbfinale der Champions League schon vor dem Spiel. Denn die heimischen Fans der Spanier im Estadio Santiago Bernabeu brachten zwei Minuten vor dem Anpfiff den Zaun ihrer Fankurve zum Einsturz, der daraufhin zusammenbrach und das daran befestige Tor ebenfalls. Die Pfosten knickten weg und das Tor kippte um. Erst 76 Minuten später wurde ein Ersatz-Tor gefunden und das spanisch-deutsche Duell konnte angepfiffen werden. Die beiden TV-Kommentatoren Günther Jauch und Marcel Reif mussten die lange Sendezeit überbrücken und erhielten dafür im Anschluss den Bayerischen Fernsehpreis.3
Die „kleinste Liga der Welt“
In der Bundesliga in Deutschland spielen jedes Jahr insgesamt 18 verschiedene Vereine. Auf den Scilly-Inseln und der dortigen Isles of Scilly Football League vor der Südwestspitze Englands sind es gerade einmal zwei (unsere Kollegen von TRAVELBOOK berichteten). Die Garrison Gunners und Woolpack Wanderers treten von Mitte November bis Ende März 18-mal gegeneinander an. Zudem gibt es noch einen Pokalwettbewerb. Gespielt wird auf dem Garrison Football Field, inmitten von Blumenbeeten und Buschwerk. Auch Kaninchen lieben es dort. Um für wenigstens etwas Abwechslung zu sorgen, werden Spieler beider Mannschaften vor jeder Saison getauscht. Nach dem gemeinsamen Hobby folgt der geschlossene Gang in den Pub. Ob dort auch der Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde als „kleinste Fußball-Liga der Welt“ gefeiert wurde?
Rote Karte für den Busfahrer
Gleiche Regel für alle Team-Offiziellen: Im Mai 2024 wurde es in der Nachspielzeit im Spiel Karlsruher SC gegen Hannover 96 hitzig. Der Ball rollte ins Seitenaus und Thomas Laschuk, der ansonsten den Karlsruher Mannschaftsbus steuert, donnerte die Kugel per Fuß zurück ins Spielfeld. Leider traf er einen der Schiedsrichter-Assistenten an der Hüfte und der Hauptschiedsrichter zeigte ihm für diesen Verstoß die Rote Karte.