3. November 2020, 20:27 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Seit dem 2. November sind bundesweit wieder sämtliche Fitnessstudios geschlossen. Wie im Frühjahr findet das sportliche Leben nun wieder in den eigenen vier Wänden oder im Park statt. Welche Emotionen der zweite Gym-Lockdown in der Redaktion auslöst, lesen Sie hier.
Nachdem sich der erste Schock über die Schließung der Studios gelegt hat, ist es Zeit in der FITBOOK-Redaktion nachzufragen, wie die Stimmungslage ist. Wem treibt die Nachricht die Tränen in die Augen und wer ist völlig unbeeindruckt? Fünf Redakteur:innen teilen ihre Gedanken zum aktuellen Fitness-Lockdown mit – und berichten, wie sie ihr Training jetzt gestalten. Fitnessstudio zu – was nun?
»Gym-Lockdown hat mich im Frühjahr schon ziemlich mitgenommen
Carolin Berscheid: Ehrlich gesagt, ich habe ein wenig Angst davor, vorerst nicht mehr ins Fitnessstudio gehen zu können. Ich bin ein Mensch, der grundsätzlich sehr kritisch mit sich und seinem Körper ist. Regelmäßiger Sport im Gym hilft mir total dabei, mich in meiner Haut wohl zu fühlen. Vor dem ersten Lockdown war ich etwa drei- bis viermal die Woche trainieren. Bereits im Frühjahr hat es mich mental ziemlich mitgenommen, dass ich das aufgeben musste. Nun hatte ich gerade langsam wieder in meine alte Trainingsroutine zurückgefunden. Leider bin ich auch nicht unbedingt für Home-Workouts zu begeistern. Ich habe danach einfach nicht das gleiche Gefühl, wie wenn ich mich eine Stunde auf dem Laufband ausgepowert habe. Solange es wettertechnisch geht, werde ich nun erstmal wieder draußen laufen gehen und das Ganze vielleicht noch mit ein paar Übungen für den Bauch zu Hause kombinieren.
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»Vier Wochen sind kein Beinbruch
Flavio Treppner: Und täglich grüßt das Murmeltier. Aufgrund der steigenden Infektionszahlen war für mich eine Schließung der Studios absehbar. Da mittlerweile ein Großteil der Infektionswege nicht mehr nachvollziehbar ist, war ein präventiver Lösungsansatz das einzig Richtige. Jetzt sind die Studios geschlossen – ein zweites Mal. Der Frust, nicht mehr im Fitnessstudio trainieren zu können, hält sich bei mir nun in Grenzen. Schlechte Nachrichten gehören ja seit einiger Zeit schon irgendwie zum Alltag, ich bin Corona-müde geworden. Nun trainiere ich wieder zu Hause. Der Keller ist ausgebaut und kann als provisorisches Studio herhalten. Glücklicherweise habe ich während des Fitness-Lockdowns Urlaub und kann die Zeit für Entspannung und Training nutzen. Vier Wochen sind kein Beinbruch, solange die Maßnahmen nicht verlängert werden. In diesem Fall würde auch bei mir die Frustration wieder steigen.
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»Darf jetzt nicht fauler werden
Lisa Neumann: Frustriert bin ich nicht. Eher erleichtert, wenn ich ehrlich bin. Weil mir eine Entscheidung (vorerst) abgenommen wurde. In den letzten Wochen habe ich häufiger daran gedacht, mich im Fitnessstudio bei mir um die Ecke anzumelden. Weil ich dann auch laufen gehe, wenn es dunkel ist, mit den Geräten andere Muskelgruppen trainiere und auch mal einen Bauch-Beine-Po-Kurs besuchen kann – so meine Überlegung. Ich war immer nur zu faul, rüber zu gehen. Stattdessen habe ich mit einer App Übungen im Wohnzimmer gemacht. Manchmal wohl zum Unmut meiner Nachbarn, wenn Jumping Jacks oder Auf-der-Stelle-Laufen dran waren. Das wird sich in Zukunft nun also nicht ändern – eher im Gegenteil, denn die App gefällt mir gut. Da darf ich jetzt aber nicht noch fauler werden.
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»Nutze die Zeit, um an Schwächen zu arbeiten
Alexandra Grauvogl: Meine Besuche im Fitnessstudio seit der Wiedereröffnung nach dem ersten Lockdown kann ich an einer Hand abzählen. Das liegt vor allem daran, dass ich über den Sommer immer versuche, mein Training an die frische Luft zu verlagern – sei es beim Laufen oder beim Training auf einem der vielen Outdoor-Gyms in der Stadt. Meinen Mitgliedsbeitrag habe trotzdem konsequent weiter bezahlt (zum ersten Mal, sonst pausiere ich im Sommer immer ein paar Monate), aus Solidarität zum Studiobetreiber. Auch wenn ich jetzt im Herbst gerne wieder öfter zum „Krafteln“ ins Studio wäre, sehe ich den erneuten Lockdown im November als weniger tragisch für mich als für das Gym und alle Menschen, die dort ihr Geld verdienen. Klar wird es ohne die perfekt ausgestatteten Räumlichkeiten unmöglich, in bestimmten Bereichen des Muskelaufbaus Fortschritte zu erzielen. Die wenigsten Menschen haben eine Langhantel samt Gewichten, Beinpresse, Curler oder Rudergerät im heimischen Keller. Aber das Gute am Training: A bisserl was geht immer (so würde es TV-Kultfigur „Monaco Franze“ jedenfalls sagen)! Man hat beim Training sowieso nie Zeit, alles im ausreichenden Maß zu trainieren, vernachlässigt zum Beispiel Beweglichkeit zugunsten von Kraft. Deshalb kann man sich im Lockdown auch mal auf etwas anderes konzentrieren, als man es im Gym tun würde. Zum Beispiel mit einem Besenstiel die saubere Ausführung von Überkopfkniebeugen (Gewicht auf den gestreckten Armen) üben. Wer damit im tiefen Kniewinkel schon nach vorne oder hinten umkippt, weil die Beweglichkeit im Schulter-/Rückenbereich gleich null ist, der wird auch beim olympischen „Reißen“ mit der Langhantel keine Freude haben. Im Lockdown ohne Gym heißt die Devise für mich also: an den Schwächen wie der Beweglichkeit arbeiten. Dann wird der November zum „Movember“.
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»Die Sauna fehlt mir jetzt schon
Anna-Christina Kessler: Wenn es draußen nass, kalt und eklig wird, ist ein Ort für mich ganz wichtig: die Sauna in meinem Fitnessstudio. Nach zwei bis drei schweißtreibenden Saunagängen bei 90 Grad mit eiskalter Dusche im Anschluss fühle ich mich wie neu geboren. Ein schönes Gefühl, das ich bis zuletzt wieder häufiger genossen habe. Auch nicht die nervige – aber natürlich sinnvolle – Regelung, dass man nur noch einzeln saunieren konnte, hat mich davon abgehalten, nach Feierabend schnurstracks mein Fitnessstudio anzusteuern. Ich reihte mich ein und wartete geduldig, bis ich endlich dran war. Hauptsache Wärme! Hauptsache Schwitzen! Im Lockdown muss ich auf diese planbaren Glücksmomente verzichten und das frustriert mich. Home-Alternativen gibt es in dem Fall ja nicht. Zumindest nicht, wenn man wie ich Mieterin einer Zweizimmer-Wohnung ist. Dass ich im Gym nicht trainieren kann, juckt mich übrigens nicht die Bohne. Viel lieber bewege ich mich draußen, zweckentfremde Parkbänke für Trizeps-Dips und Dehnübungen nach meinen ausgedehnten Laufrunden. Ziemlich cool finde ich auch die gepflegten Fitnessparcours, die es überall in meiner Stadt gibt. Ich denke, dorthin verlagert sich unser Training immer mehr. Für die Sauna sollte mein Gym aber unbedingt bald wieder öffnen. Und zwar so lange es draußen nass, kalt und eklig ist!