26. März 2021, 17:09 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der Körper produziert weit über hundert verschiedene Hormone und manche haben einen großen Einfluss auf die Fitness. Am bekanntesten ist sicherlich der muskelaufbauende Effekt von Testosteron. Leptin soll beim Fettabbau helfen und T3 und T4 werden mit einem definierten Körper in Verbindung gebracht. Welche Gefahren birgt es, seinen Hormonspiegel zu beeinflussen? Darüber hat FITBOOK hat mit einem Endokrinologen gesprochen.
Sie möchten mehr Muskeln aufbauen, die vorhandenen definieren oder Ihre Marathonzeit verbessern? Wer auf diese Fragen mit „Ja!“ antwortet, beschäftigt sich häufig mit dem Hormonspiegel. Denn dieser beeinflusst tatsächlich, wie aktiv wir leben. Hormone beeinflussen unter anderem, wie hart wir trainieren können und wie leistungsfähig wir im Alltag sind. Wir haben mit Prof. Dr. Matthias Weber von der Universitätsmedizin Mainz einen echten Experten zu diesem Thema gefunden und ihn gefragt, ob sich unser Hormonspiegel beeinflussen lässt und welche Gefahren die Einnahme von Fitnesshormonen birgt.
Übersicht
- Welche Hormone beeinflussen unsere Fitness?
- Leptin: Hilft das Sättigungshormon wirklich beim Fettabbau?
- Somatropin: Wunderhormon für den Muskelaufbau?
- T3 und T4: Das Duo für einen definierten Körper?
- Testosteron: das wichtigste Fitnesshormon?
- Können wir den Hormonspiegel ohne Doping positiv beeinflussen?
- Sportliches Training: Die Mischung macht’s
Welche Hormone beeinflussen unsere Fitness?
Der Körper produziert weit über hundert verschiedene Hormone. Diese werden zu einem großen Teil in den folgenden Drüsen hergestellt:
- Hypothalamus
- Hirnanhangsdrüse
- Schilddrüse
- Bauchspeicheldrüse
- Nebennieren
- Keimdrüse
Aber nicht alle Hormone, die der Körper produziert, haben auch eine Wirkung auf unsere Fitness. Wenn von sportlichem Training, einer größeren Muskelmasse oder einer verbesserten Ausdauer die Rede ist, werden oft die Hormone in dieser Liste genannt:
- Leptin
- Somatropin
- T3 und T4
- Testosteron
Zeit, sich diese Hormone einmal etwas genauer anzuschauen.
Leptin: Hilft das Sättigungshormon wirklich beim Fettabbau?
Das Hormon Leptin wird bereits länger intensiv erforscht. Sicher ist bisher allerdings nur, dass es unser Hungergefühl beeinflussen kann. Kein Wunder also, dass gerade Übergewichtige und generell Menschen, die Körperfett abbauen wollen, Hoffnungen in den natürlichen Appetitzügler setzen und – beeinflusst von Berichten aus den Medien – ihrem Leptin-Spiegel gerne erhöhen würden. Das Problem: Viele Menschen mit Übergewicht haben keinen niedrigen, sondern einen sehr hohen Leptin-Spiegel im Blut. Und dieser hohe Leptin-Wert wird mittlerweile für Bluthochdruck und einen zu hohen Puls verantwortlich gemacht. Teilweise soll das Leptin sogar den Bewegungsdrang bremsen, was das Übergewicht so mittelfristig nur verstärkt. Im Gegensatz zur früheren Annahme, dass ein niedriger Leptin-Spiegel ungesund sei, ist daher wohl eher das Gegenteil der Fall. Für alle, die ihre Fitness steigern und Fett abbauen wollen, scheint Leptin also keine Stellschraube zu sein.
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Somatropin: Wunderhormon für den Muskelaufbau?
Gegenstand von Doping im Leistungssport ist oft das Hormon Somatropin. Es ist auch unter der Bezeichnung Human Growth Hormone (HGH) bekannt und soll für eine schnellere Muskelerholung, einen verbesserten Muskelaufbau und tieferen Schlaf sorgen. Die Wirkung ist aber umstritten. „Wer über einen gesunden Hormonhaushalt verfügt, genießt keine Vorteile durch die Einnahme von HGH“, so Prof. Weber. Der Spezialist für Stoffwechselerkrankungen ist Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) und befasst sich seit Jahren mit der Wirkung der unterschiedlichen Hormone auf unseren Körper. „Sie werden nicht wie von Zauberhand Muskeln aufbauen oder schlanker werden. So einfach funktioniert der menschliche Körper nicht.“ Nur wenn ein echter Mangel herrsche, entfalte das Hormon die gewünschte Wirkung. „Ansonsten gilt auch hier: Das Herumspielen am eigenen Hormonspiegel ist gefährlich und kann zu ernsthaften Folgeschäden wie beispielsweise Herzerkrankungen führen.“
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T3 und T4: Das Duo für einen definierten Körper?
Die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) werden in der Schilddrüse gebildet und beeinflussen den Stoffwechsel. Je höher der Spiegel der Schilddrüsenhormone ist, desto höher ist auch die Stoffwechselrate und der Kalorienverbrauch. Gute Nachrichten also für all jene, die sich einen schlanken Körper wünschen, oder? Nicht ganz. Denn wer die Hormone einnimmt, ohne, dass es hierfür einen medizinischen Grund gibt, geht hohe Risiken ein. „Neben eher harmlosen Symptomen wie Kopfschmerzen oder Krämpfen können Menstruationsstörungen, Herzrhythmusstörungen, Unruhe, Osteoporose, Schwitzen und Muskelschwäche die Folge sein“, erklärt Prof. Weber. „Auch der gewünschte Gewichtsverlust, der vor allem wichtige Körperproteine betrifft, kann schnell ein Ausmaß erreichen, das weder gesund noch vom Anwender gewünscht ist.“
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Testosteron: das wichtigste Fitnesshormon?
„Generell unterscheidet man zwischen anabolen und katabolen Hormonen“, so Prof. Weber. „Anabole Hormone wie Testosteron, haben einen muskelaufbauenden Effekt sind sowohl im männlichen als auch im weiblichen Körper vorhanden.“ Kein Wunder also, dass gerade Sportler gerne mehr von diesem anabolen Hormonen hätten.
Aber lässt sich der Testosteronspiegel so einfach beeinflussen? Kurz gesagt: Nein – der Hormonspiegel lässt sich nicht mal so eben in eine gewünschte Richtung lenken. „Jedenfalls nicht ohne illegales Doping“, erklärt Prof. Weber. Da dieses aber ernste gesundheitliche Probleme mit sich bringt, sei von der Einnahme von Anabolika und ähnlichen Substanzen dringend abzuraten. „Selbst das sogenannte kontrollierte Doping, bei dem man sich regelmäßig von einem Arzt durchchecken lässt, kann den Körper mittelfristig ruinieren.“
Beispiel Testosteron: Dopt ein Sportler, erhöht sich der Testosteronspiegel entsprechend. Aber: „Unser Körper spürt, dass wir von außen Testosteron zuführen. Er fährt seine eigene Produktion entsprechend herunter und die gewünschte Wirkung des Dopings verpufft.“ Wer seinen Testosteronspiegel also über Doping erhöhen möchte, muss riesige Mengen der illegalen Substanzen einnehmen – mit enormen Risiken für die eigene Gesundheit. „Wird über einen längeren Zeitraum gedopt, stellt der Körper die Produktion des körpereigenen Testosterons ein.“
Die Folgen sind gravierend:
- Schrumpelhoden beim Mann
- eine auch äußerlich sichtbare Vermännlichung der Frau
- starke Akne
- Leberschäden
Im schlimmsten Fall kann das Doping später zu multiplem Organversagen führen und tödlich enden.
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Können wir den Hormonspiegel ohne Doping positiv beeinflussen?
Die Frage lautet eher: Wieso sollten wir das wollen? „Die allermeisten Menschen haben einen völlig normalen Hormonhaushalt“, erklärt Prof. Weber. Wer keine Probleme mit der Libido oder der Periode hat, nicht unter starkem Übergewicht leidet oder eine Schilddrüsenerkrankung hat, müsse sich um den Hormonspiegel in der Regel keine Gedanken machen. „Wenn Sie Ihre Gesundheit erhalten möchten, lassen Sie also die Finger vom Doping.“
Aber gibt es legale und unbedenkliche Alternativen? „Viele Sportler suchen nach einer Abkürzung, um über einen veränderten Hormonspiegel mehr Muskeln aufzubauen“, so Prof. Weber. „Diese Abkürzung existiert allerdings nicht. Eine langfristig positive Wirkung hat nur ein gesunder Lebensstil.“
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Sportliches Training: Die Mischung macht’s
„Vermeiden Sie Übertraining, schlafen Sie ausreichend und achten Sie auf eine gesunde Ernährung.“ Dies sei der einzige Weg, um den Hormonspiegel positiv zu beeinflussen. Auch eine gute Balance zwischen Ausdauersport und Krafttraining sei sinnvoll. „Muskelberge wie beim illegalen Doping dürfen Sie so aber natürlich nicht erwarten. Das ist auch gar nicht schlimm, denn Sie werden mit einer besseren Gesundheit und eine höhere Muskelqualität belohnt.“