2. April 2023, 18:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Muskulöse Eltern, muskulöser Nachwuchs? Kanadische Forscher haben analysiert, welche Aspekte von körperlicher Fitness an den Nachwuchs weitergeben werden. Eine entscheidende Rolle spielt offenbar das Geschlecht – sowohl der Eltern als auch der Kinder.
Geben Eltern ihre Ausdauerfähigkeit, Gelenkigkeit, Griffkraft und Muskelkraft an den Nachwuchs weiter? Das hat eine kanadische Studie untersucht. Die Ergebnisse zeigen u.a., dass Mädchen und Jungen nicht gleichermaßen von jedem Fitnessaspekt ihrer Eltern profitieren.
Übersicht
Ausdauer und Muskelkraft
Generell korreliere die aerobe Fitness (Ausdauerleistung), Muskelkraft und Flexibilität eines Kindes mit der seiner Eltern, so die kanadische Studie aus dem Jahr 2021.1 Jedoch fanden die Forscher Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts von Eltern und Kinder in einzelnen Aspekten der Fitness: So wird die aerobe Fitness offenbar hauptsächlich von Müttern an ihre Söhne vererbt – und die Gelenkigkeit von Vätern an ihre Töchter.
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Fitnessaspekte, die Mütter ihren Söhnen vererben und Väter ihren Töchtern
Die Forscher fanden heraus, dass Jungen, deren Mütter eine exzellente kardiorespiratorische Fitness haben (gemeint ist die Fähigkeit der Atmung und des Blutkreislaufs, den Körper mit Sauerstoff zu versorgen – Stichwort VO2max), über eine signifikant bessere Fitness verfügen als Söhne von Müttern, die in diesem Bereich Defizite haben. Andererseits sollen Mädchen, die einen gelenkigen Vater haben, deutlich gelenkiger sein als Töchter von Vätern, die Defizite in der Beweglichkeit aufweisen. Untersucht wurde das mit dem sogenannten „Sit & Reach Test“, bei dem man im Sitzen mit den Händen Richtung Füße greifen soll. Der Test gibt Auskunft über die Gelenkigkeit von Rumpf und Unterkörper.
Griffkraft von Mutter und Vater
Die signifikante Korrelation bei Mutter-Sohn- sowie Vater-Tochter-Paaren beschränke sich hinsichtlich Ausdauerleistung und Gelenkigkeit. Bei der Griffkraft sieht es etwas anders aus: Diese können Mädchen von beiden Elternteilen erben – Jungen jedoch nur von ihren Müttern, heißt es. Die Griffkraft geht demnach nicht von Vater zu Sohn über.
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So sind die Forscher vorgegangen
Für die Studie wertete die kanadische Statistikbehörde Gesundheitsdaten aus. Sie stammen aus der „Canadian Health Measures Survey“, einer kontinuierlichen Umfrage der Statistik- und der Gesundheitsbehörde, die detaillierte Daten von kanadischen Staatsbürgern im Alter zwischen 3 und 79 Jahren sammelt. Für die Studie zum Zusammenhang zwischen dem Fitness-Level der Eltern und Kinder wurde eine repräsentative Stichprobe von Kindern im Alter von sechs bis elf Jahren und mindestens eines biologischen Elternteils ausgewertet. Bei der kardiorespiratorischen Fitness waren es 615 Kinder im Alter zwischen acht und elf Jahren, bei der Muskelkraft 1.319 Kinder und in der Stichprobe der Gelenkigkeit wurden 1.295 berücksichtigt. Die Daten wurden in drei Zeiträumen, von 2007 bis 2009, von 2009 bis 2011 und von 2016 bis 2017 erhoben.
Kritik an der Studie
Das Forscherteam weist darauf hin, dass die Analyse auf die leiblichen Eltern begrenzt sei, die an der Umfrage teilgenommen haben. Sie seien eher jünger gewesen, hätten einen Bachelorabschluss oder eine höhere Ausbildung genossen, stammten aus kleineren Haushalten mit einem Haushaltseinkommen von mehr als 100.000 kanadischen Dollar pro Jahr. Dementsprechend lassen sich die Ergebnisse der Studie nicht zwingend auf einkommensschwächere Familien, Großfamilien oder Kinder mit älteren Eltern übertragen. Zudem solle man bei der Interpretation der Ergebnisse bedenken, dass der aerobe Test, der Teil der Studie war, eigentlich nur für Erwachsene gedacht sei. Es könne sein, dass in der Stichprobe von vornherein nur „etwas gesündere“ Kinder mit aufgenommen wurden, so die Forscher.
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Quelle
- Ottawa City News (2021): StatCan study finds some correlation between child and parent fitness levels (aufgerufen am 31.03.2023)