5. Oktober 2020, 18:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Kürzer und weniger intensiv trainieren, und dabei den gleiche Effekt erzielen? Klingt effizient – und soll auch langfristig verschiedene Vorteile bringen. Ermöglichen soll dies Mybimaxx, die Erfindung von Bastian und Lukas Erdmann, die sie in „Die Höhle die Löwen“ (DHDL) auf VOX vorstellen. FITBOOK erklärt, wie die Fitness-Bandage funktionieren soll und was ein unabhängiger Experte dazu sagt.
Zu viel körperliche Belastung ist nicht gesund. Davon sind die Erdmann-Brüder Bastian (Diplomingenieur und ehemaliger Fitnesstrainer) und Lukas (Wirtschaft- und Sportwissenschaftler sowie ehemaliger Profisportler), überzeugt. Lukas Erdmann hat damit selbst hinreichend Erfahrung gemacht. Gut trainiert mit Olympia-Ambitionen musste der Leichtathlet seine Leistungssportkarriere mit 30 Jahren – und einem Knorpelschaden im Knie – an den Nagel hängen. Das war der Anfang von etwas Neuem: dem gemeinsamen Start-up Mybimaxx, das sie bei DHDL vorgestellt haben.
Wie kam es zu Mybimaxx aus DHDL?
Lukas hatte jahrelang täglich mehrere Stunden lang intensiv trainiert. Und was passiert, wenn man das Pensum plötzlich reduziert? „Muskelabbau“, erklärt sein älterer Bruder Bastian. Extrem viel hartes Training belastet aber nun mal den Bewegungsapparat und macht verletzungsanfälliger. Die Lösung wäre es also, das Ganze effizienter zu gestalten – also mit verkürzter Trainingsdauer, weniger Widerstand und doch gleichem Effekt. Zu diesem Zweck haben sie ihre Fitness-Bandage entwickelt.
Für wen eignet sich das Produkt?
Für jeden, der im Fitnessstudio trainiert.
Experte Bastian hat in seiner Zeit als Trainer immer wieder festgestellt, dass einige nach dem Motto „viel hilft viel“ trainieren – also mit viel Gewicht für vermeintlich großen Effekt. Diese Rechnung geht offenbar aber nicht auf. Zumal Laien bei zu hoher Belastung die Übungen häufig zu schnell und nicht korrekt ausführen. Dadurch drohen Verletzungen.
Doch auch solche, die „austrainiert“ sind, sollen von Mybimaxx profitieren. Gemeint sind Pumper, die eine hohe Intensität benötigen, um überhaupt noch einen Reiz ausüben und Muskeln aufbauen zu können. Durch das Anlegen der Fitness-Bandage soll sich aus kleineren Gewichten richtig Großes rausholen lassen. Die Gründer versprechen bei einem Drittel des Trainingsgewichts und in der Hälfte der Zeit den gleichen Effekt.
Wie funktioniert Mybimaxx?
Legt man die Bandage an (bspw. um den Oberarm) und dreht am darauf befindlichen Rädchen, zieht sich das Gurtband in ihrem Inneren zusammen. „Unsere Bandage vermindert somit gezielt die Durchblutung im Körper“, erklärt Fitness-Fachmann Lukas. Durch das Stauen könne nur wenig neues Blut nachfließen. Diese absichtliche Sauerstoffunterversorgung täusche dem Körper eine extreme Belastung vor – „und auf diese Belastung reagiert der Körper nun mit einem überproportional starken Ausstoß an Wachstumshormonen.“ In der Folge soll der Muskel nicht nur wachsen und größer aussehen, sondern auch stärker werden.
Was sagt der Experte?
Das Prinzip ist nicht ganz neu. Fachleute sprechen vom „Blood Flow Restriction Training“. Darauf wird in der Sendung auch Juror Nils Glagau hinweisen…
FITBOOK hat dazu Priv.-Doz. Dr. Axel Preßler, Facharzt für Kardiologie, Innere Medizin und Sportmedizin im Münchener Facharztzentrum Marianowicz Medizin, befragt. Das Wirkprinzip in seinen Worten: Die befristete Sauerstoffunterversorgung führt im Muskel zu einem gesteigerten Reiz und dadurch zu einem vermehrten Vorkommen von Wachstumshormonen und insulinähnlicher Wachstumsfaktoren. „Mit der Methode wurden auch in der rehabilitierenden Medizin bereits gute Erfolge erzielt“, weiß der Arzt.
Gut möglich also, dass die Fitness-Bandage von Mybimaxx aus DHDL ebenso funktioniert. Dr. Preßler bezeichnet den Aufbau neuer Strukturen als positive Reaktion auf eine Notsituation, vergleichbar mit dem, was beim Höhentraining passiert („Auf einem Level mit wenig Sauerstoff passt sich der Körper an, indem er mehr rote Blutkörperchen produziert“).
Was ist das Besondere – der „USP“ von Mybimaxx?
Anders als einige ihrer Mitbewerber, die Bänder zum Abschnüren der Muskeln beim Training vertreiben, verfüge ihr Produkt über ein Sicherheitssystem: den Drehverschluss. Die Fingerkraft lasse es nicht zu, den Drehverschluss so stark zuzudrehen, dass der arterielle Blutzufluss in die Extremität abgeschnürt wird.
Es gibt die Bandage für drei verschiedene Muskelgruppen: Arme, Oberschenkel und Waden. Sie besteht aus einem atmungsaktiven und schweißabweisenden Untermaterial und einem strapazierfähigen Obermaterial, dazwischen das Gurtband. Das Produkt ist laut Bastian Erdmann waschbar und könne nach jeder Anwendung gereinigt werden.
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Wo stehen die Gründer jetzt?
Mybimaxx sind (zum Zeitpunkt der DHDL-Aufzeichung) seit etwa zwei Jahren auf dem Markt. Seither haben sie etwa 700 Fitness-Bandagen verkauft und wollen rund 25.000 Euro Umsatz gemacht haben. In der Firma stecken bereits rund 60.000 Euro Eigenkapitel. In Zukunft wollen die Gründer die Kanäle, die gut funktionieren (u. a. Workshops, in die sich Kunden online einbuchen können) weiter ausbauen. Außerdem sollen Endkonsumenten das Produkt einfach im Webshop kaufen können.
Für ein 80.000 Euro Investment wollten die Gründer einem Löwen 25 Prozent der Firmenanteile überlassen. Eingestiegen ist am Ende aber keiner.