31. Januar 2024, 11:11 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Was bei vielen so leicht aussieht, ist in Wahrheit ganz schön anstrengend. Diese Erkenntnis gewann FITBOOK-Redakteurin Melanie Hoffmann, als sie jetzt selbst zum ersten Mal Stand-Up-Paddling ausprobierte. Ja, ausgerechnet im Januar – und mit überraschenden Erkenntnissen.
Im Sommer sieht man sie seit einigen Jahren zuhauf: Begeisterte Stand-Up-Paddler, die auf Seen oder Flüssen auf ihren Boards herumpaddeln. Dafür muss man nicht erst raus aufs Land fahren. Auch in Städten wie Berlin, wo ich lebe, sieht man sie regelmäßig. Wieder so ein Hype, den jeder mitmachen muss – dachte ich mir, um ehrlich zu sein. Und verhielt mich, wie ich es bei sogenannten neuen Trends meistens tue: Ich verweigerte mich erst einmal. So ging es mir jahrelang beim Thema Yoga und nun auch bei diesem Wassersport. Zudem war ich skeptisch, was er wirklich für die Fitness bringt. Man bewegt sich doch eigentlich gar nicht auf so einem Brett? So viel vorab: Meine Meinung diesbezüglich änderte sich ganz schnell, als ich jetzt doch selbst das erste Mal meine Erfahrung mit SUP machte. Mehr dazu an späterer Stelle.
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Stand-up-Paddling im Januar – warum?
Zunächst zur Einordnung: Ich lebe mitten in Berlin, komme also nicht automatisch mit SUP in Berührung. Womöglich auch ein Faktor, warum mich bisher nichts dazu trieb, den Sport auszuprobieren. Doch warum kam ich dann, ausgerechnet eines „schönen“ Januartages, plötzlich doch auf die Idee?
Ganz einfach, weil ich im Urlaub und SUP dort Teil des Programms war, an dem man teilnehmen konnte. Und während ich zu Hause Phasen habe, in denen ich meine Routinen mag und nicht so schnell Neues wage, lasse ich auf Reisen dafür keine Gelegenheit aus. Besonders nicht, wenn ich mich quasi am anderen Ende der Welt, nämlich an den traumhaften Stränden und Flüssen der Philippinen, befinde. Dort, genauer am Loboc River auf Bohol Island, war es dann auch so, dass ich mich das erste Mal auf ein SUP wagte. Und ich kann nur sagen: was für eine tolle Erfahrung!
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Paddel- und Aufsteh-Technik – vielleicht ist SUP doch gar nicht so leicht!
Noch vor dem Frühstück und nach einer entspannten Yoga-Stunde vor Dschungelkulisse ging es in einer Gruppe von zehn Teilnehmerinnen an den Steg am Fluss. Dort lagen schon die Bretter und Paddel bereit. Nach einer kurzen Basis-Einführung in die Handhabung der Paddel sowie verschiedener Möglichkeiten, auf dem SUP zum Stehen zu kommen, war mir bereits klar geworden: Hinter Stand-Up-Paddling steckt mehr Können, als ich zuvor gedacht hatte.
Denn obwohl uns die Guides nur ein paar Grundtechniken des Paddelns zeigten, deutete sich schon an, dass man allein mit dem „Steuer“ das SUP-Erlebnis ordentlich variieren konnte – von Einsteigern, die froh sind, überhaupt vorwärtszukommen, bis hin zu Mutigen bzw. Routinierten, denen es um Schnelligkeit und Beweglichkeit des Bretts geht.
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Wie war das nochmal mit dem Aufstehen?
Selbstredend gehörte ich zu den Anfängern. Sitzend (ein Bein links, das andere Bein rechts im Wasser hängend) paddelte ich auf meinem Brett also die ersten Meter vom Ufer weg. Puh, so weit, so gut. Denn ganz ehrlich, ich war nicht wirklich erpicht darauf, in ein tropisches Gewässer zu fallen (Ich sage nur: tropische Bakterien!). Doch es ging ja nicht um „Sit-Down-Paddling“, sondern um Stand-Up-Paddling. Die Hürde, auf dem wackeligen Brett aufzustehen, erschien mir jedoch zunächst als unüberwindbar. Als dann aber die ersten Teilnehmer der SUP-Gruppe diese Herausforderung meisterten, packte mich der Ehrgeiz: Das muss ich auch schaffen.
Was hatte ein Guide noch schön vorgemacht? Zum einen den „Surfer-Sprung“. Bei diesem hockt man sich aus dem Sitzen zunächst auf die Knie. Dann springt man mit Schwung auf die Füße. Ähm, nichts für mich. Ich versuchte die leichtere Variante, bei der ich mich aus dem Sitz nach vorne beugte, die Hände aufs Brett stützte und dann erst das rechte Bein hochzog und dann das linke, sodass ich im Vierfüßlerstand auf dem SUP „landete“. Und jetzt?! „Ganz einfach“, so die Erklärung des philippinischen SUP-Profis. „Erst den einen Fuß aufstellen, dann den zweiten und dann aus der Hocke aufstehen. Dabei müssen Sie nur darauf achten, Ihr Gewicht auf der Mitte des Bretts abzustützen.“
So „einfach“ also! In der Umsetzung sah das dann so aus: Langsam und wackelig stellte ich das linke Bein auf und verharrte erst mal eine Minute in dem resultierenden knienden Ausfallschritt. Stück für Stück rutschte ich in die Mitte des Bretts. Dabei wackelte das SUP ganz schön. Nach einigen vergeblichen Anläufen, die ich aus Angst, ins Wasser zu fallen, abbrach, hatte ich schließlich Erfolg. Mir gelang es, auch meinen rechten Fuß aufzustellen und zu guter Letzt aus der Hocke aufzustehen. Bei Letzterem halfen mir mein Yoga- und Balance-Training, nicht das Gleichgewicht zu verlieren – so mein Eindruck.
Und schon hier zog ich das erste Fazit: Wow, ganz schön anstrengend, dieses Stand-Up-Paddling. Meine Muskeln mussten schon an dieser Stelle ganz schön arbeiten. Und dabei ging es bisher nur darum, in die SUP-Ausgangsposition zu kommen!
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Ich merke schnell meine Muskeln
Voller Euphorie darüber, nicht nur das Aufstehen gemeistert zu haben, sondern auch das Paddel dabei nicht verloren zu haben, fing ich nun an, mein SUP zu steuern. Da ich schon einige Male Kanu und Kajak gefahren bin, kam ich hier schnell rein. Ein paar Tipps des in der Nähe paddelnden SUP-Guides halfen mir zusätzlich beim Steuern, sowie dabei, schneller und langsamer zu werden, zu bremsen und auf dem Fluss zu wenden.
Dabei kam ich nicht nur wegen der allmählich wärmer werdenden Temperaturen ins Schwitzen. Denn um mich, während sich das Brett bewegte, aufrecht zu halten, musste ich vom Po bis zu den Füßen alle Muskeln meines Unterkörpers fest anspannen. Schon die kleinste Verlagerung des Gewichts brachte das SUP ins Wanken. Dann hieß es, subtil, aber schnell mit dem Körpergewicht gegenzusteuern.
Während der Unterkörper also damit beschäftigt war, die Balance zu halten, tat der Oberkörper das Gegenteil. Das Paddel in beiden Händen haltend brauchte ich ganz schön viel Kraft in den Armen und im gesamten Rumpf, um mich rhythmisch, mit Paddelbewegungen rechts und links, vorwärtszubewegen. Doppelte Anspannung sowie Kraft waren nötig, wenn ich bremsen oder gar die Richtung ändern wollte. Mein gesamter Körper war gefordert.
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Ins Wasser gefallen – wie komme ich jetzt wieder aufs Board?
Drei Teilnehmerinnen und ich, die den Dreh und die Technik schneller raus hatten, als die anderen, wurden nun auch mutiger, was Schnelligkeit und Position auf dem SUP anging. So versuchte ich etwa, ganz leicht ein Bein anzuheben – einfach aus Spaß. Wie stolz war ich, als ich dennoch schaffte, mein Gleichgewicht auf dem Brett zu halten. „Versuch eine Yoga-Pose“, forderte mich eine Mit-Paddlerin irgendwann auf. Der Versuch, den Krieger zu machen, beförderte mich dann aber doch kopfüber ins Wasser. Na gut, sei es drum, dachte ich mir, schwamm zurück zum SUP und stützte mich mit dem Oberkörper darauf ab.
Huch, wie komme ich denn jetzt wieder auf mein Brett? Diese Frage schoss mir in den Kopf, als ich das SUP mit dem Gewicht meines Oberkörpers zum Umkippen brachte (fast wie Jack und Rose in „Titanic“). Hier half mir letztendlich doch ein kleiner „Surfer-Trick“, wie der Guide, der ihn mir zeigte, ihn nannte. Er machte vor, wie man sich mit Schwung und gleichzeitig mithilfe des Oberkörpers das SUP aufs Wasser zurückdrückend komplett in Bauchlage auf das Board manövriert. Dann wieder in die Sitzposition und daraus schließlich wieder in den Stand kommen. Ein Manöver, das mir tatsächlich beim ersten Mal gelang. Selbst das Aufstehen ging dieses Mal wesentlich flotter vonstatten – und das nach nur einer Stunde auf dem SUP.
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Was mich meine Erfahrung mit SUP gelehrt hat
Nach einem sportlichen Vormittag auf dem Wasser lautet mein Fazit, dass ich den Sport eindeutig unterschätzt habe. Schon während ich meine ersten Erfahrungen auf dem SUP machte, merkte ich ganz schön, wie meine Muskeln arbeiten mussten. Ich erlebte das Stand-Up-Paddling als sanftes Ganzkörpertraining. Kombiniert mit der vorangegangenen Yoga-Stunde, wurde ich am nächsten Tag dann auch mit leichtem Muskelkater belohnt.
Mir hat das Stand-Up-Paddling so viel Spaß gemacht, dass ich es nun, zurück in Deutschland, sicher auch hier mal ausprobieren werden. Damit warte ich allerdings dann doch lieber, bis auch hierzulande sommerliche Temperaturen herrschen. Denn jetzt weiß ich: Auf dem Wasser, in der Natur und bei warmem Wetter Sport machen und dabei noch ein bisschen von der Umgebung sehen, macht unglaublich viel Spaß.