17. April 2024, 10:21 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Es war wieder so weit: Die Messe für Fitness und Bodybuilding – kurz FIBO – fand vor wenigen Tagen statt. Von neuen Sportdrinks bis zu den traditionellen Fitness-Ausstellern wurde wieder einiges geboten. Was auf der FIBO besonders auffiel und welche neuen Trends es gab, verrät FITBOOK-Fitnessexpertin Janine Riedle.
Mit meinem Koffer in der linken Hand, meiner Handtasche in der rechten Hand, trete ich am frühen Mittwochabend in Berlin die Reise an. Mein Ziel: Köln. Für mich als Münchner Kindl und Berlinliebhaberin eine komplett neue Stadt. Doch nicht nur die Umgebung soll auf diesem Trip Neuland für mich sein, denn: Es ging für mich auf die FIBO. Eine Messe, die als ambitionierte Sportlerin immer ganz oben auf meiner To-do-Liste gestanden hatte – und jetzt nur noch vier Stunden Zugfahrt und eine Hotelübernachtung von mir entfernt ist. Was ich mir von den Tagen dort erhoffe? Jede Menge Musik, sportlich Gleichgesinnte, neue Inspirationen und natürlich eine ordentliche Ladung Spaß. Doch mit all den Eindrücken und neuen Trends, die mir auf der FIBO 2024 dann tatsächlich entgegenschlugen, habe ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gerechnet …
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Übersicht
Die (Sport-)Ernährungstrends auf der FIBO 2024
Die Protein-Shake-Hersteller setzen auf Kollagen
Am Donnerstagmorgen geht es dann endlich los und wir – meine Kollegin Melanie Hoffmann und ich – wandern von einem Stand der FIBO zum nächsten. Während man noch bei einem Aussteller von tiefen Techno-Bässen begleitet wird, präsentieren schon am nächsten die Mitarbeiter ihr Sortiment mit dröhnender Pop-Musik im Hintergrund. „Am Abend sind wir bestimmt heiser“, scherzen wir noch lautstark und sehen uns – begeistert von den vielen Eindrücken – weiter um. Mitgezogen von der Menschenmenge landen wir auch schon bald in der Halle, in der sich alles um proteinreiche Ernährung dreht.
Clear-Whey ist besonders beliebt
Während es sich beim Thema Sport-Nutrition in den vergangenen Jahren hauptsächlich um besonders sättigende Whey-Proteine drehte, sieht das in diesem Jahr anders aus. Die Clear-Version der Shakes scheint nun fester Bestandteil aller großen Hersteller zu sein. Und auch geschmacklich haben diese, den Soft Drinks ähnelnden Getränke, einiges drauf: Sorten wie „Peach Ice Tea“ kann man kaum noch vom herkömmlichen Eistee ohne Proteinzusatz unterscheiden, was uns selbst total überrascht. Und auch in Sachen Süße hat sich einiges getan. Viele setzen auf Protein-Shakes, die einem nicht mehr den Mund verkleben und dagegen mit weniger süßen Noten überzeugen.
Kollagen in fast jedem zweiten Protein-Shake
Aber neben den Clear-Produkten liegt der Trend bei der FIBO 2024 vor allem auf Shakes, die mit einem ganz besonderen Protein angereichert sind: dem Kollagen. Dieses ist das Protein, das zwar am meisten in unserem Körper vorkommt – dessen Produktion im Alter jedoch mehr und mehr abnimmt. Da es das Bindegewebe der Haut stützt, findet Kollagen vor allem im Beauty-Bereich eine große Aufmerksamkeit – und nun auch in der Sport- und Fitnesswelt! Auf der Messe werben die Hersteller vor allem damit, dass das Kollagen „das Hautbild“ sowie die „Elastizität der Haut“ verbessert. Außerdem sorgt es angeblich für eine „Stärkung der Bindegewebsstrukturen“ sowie einen „natürlichen Glow“. Damit wollen die Fitness-Drinks gleich mehrere Versprechen erfüllen: mit Protein Trainingsziele effektiver erreichen und speziell mit Kollagen Haut und Bindegewebe optimieren.
Doch mit einem Blick auf die Inhaltsstoffe stelle ich mir oft die Frage: „Können diese Protein-Shakes, die oft aus Molkenprotein bestehen, tatsächlich das Hautbild verbessern?“ Und auch, ob die Zusammensetzung tatsächlich alle genannten Vorteile erfüllen kann, betrachten wir zunächst noch mit einem kritischen Auge. Könnte es nicht vielmehr sein, dass sich die einzelnen Inhaltsstoffe gegenseitig neutralisieren und so die versprochenen Effekte gar nicht eintreten können? Eine Frage, der wir uns an andere Stelle bald mal widmen wollen.
Proteinreiche Fertig-Mahlzeiten
Abseits der Protein-Shakes rücken andere Lebensmittel, die in die Ernährung eines Sportlers passen, immer mehr in den Vordergrund. Denn während ich mich gerade noch auf die Inhaltsstoffe der Kollagen-Getränke konzentriere, wandern mir bereits die Gerüche von Spaghetti Bolognese und Linseneintopf in die Nase. Zwischen den ganzen flüssigen Proteinen tummeln sich auf der FIBO 2024 auch jede Menge Essensstände, die eines versprechen: Proteinreiche Gerichte, die das Training abrunden sollen. So koste ich mich einmal quer durch verschiedene Mahlzeiten, die mir mal mehr und mal weniger schmecken. Das Erstaunliche: Das alles gibt es abgepackt in einem Glas und ist einfach in der Zubereitung. Während es vor einigen Jahren noch undenkbar war, dass es proteinreiche Gerichte einfach so im Supermarkt zu kaufen gibt, soll es nun der Standard werden.
Doch noch ein weiterer Trend kristallisiert sich nach ungefähr 12.000 Schritten und jede Menge Kostproben auf der FIBO 2024 heraus: Fast jedes Lebensmittel wird mittlerweile auf eine fett- und zuckerreduzierte Weise hergestellt, um auch in die bewusste Ernährung eines Sportlers zu passen. So schlendern wir mit besonders großer Neugierde zu den Ständen, an denen jede Menge Soßen stehen – und sind überrascht: Das Sortiment reicht von herkömmlicher Mayonnaise, Ketchup und Käsesoße bis zur ausgefallenen Mojo-Rojo-Soße.
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Die Fitnesstrends der FIBO 2024
Koordination und funktionelles Training
Nachdem wir uns durch den Dschungel der proteinreichen Ernährung probiert haben, wollen wir uns natürlich die anderen Hallen, in denen sich alles um die Trainingsformen dreht, nicht entgehen lassen. Und schon nach kurzer Zeit fällt mir hier ein Trend auf: Das funktionelle Training und die Koordination scheinen an Bedeutung zu gewinnen. Sehr aufwendige und sperrige Geräte reihen sich aneinander, die auf den ersten Blick erst einmal sehr komplex aussehen. Doch so abschreckend, wie diese erstmal auf mich wirken, so neugierig machen sie mich auch.
So erging es mir auf einem Gerät für die Koordination
Und so befinde ich mich auch schon nach kurzer Zeit auf einem solchen Gerät, das einem Kasten ähnelt: Meine Füße stehen auf zwei Gummibändern, ringsherum sind Stangen, an denen ich mich stützen kann und an denen sich dünne Resistenzbänder für die verschiedenen Übungen befinden.
Nachdem mir die Mitarbeiterin am Ausstellerstand kurz erklärt hat, wie alles funktioniert, schaltet sie den am Gerät befestigten Bildschirm ein und wählt ein Ganzkörper-Warm-up für mich aus. Darauf zeigt mir ein Trainer, wie die Übung ausgeführt wird, die ich nachmachen soll. Was zunächst aber leicht aussieht und sich auch so für mich anfühlt, wird in dem Moment schwerer, als die Mitarbeiterin die Scheibe löst, an der die Bänder befestigt sind, auf denen ich stehe. Durch die komplette Körperspannung versuche ich, mein Gleichgewicht zu halten und das Board – ähnlich wie beim Stand-up-Paddling – auszubalancieren, während ich die Übungen ausführe. Schon nach wenigen Sekunden merke ich die Anstrengung deutlich – ich bin begeistert von der gelenkschonenden und intensiven Workoutmethode, die auf die Koordination setzt.
Auch wenige Schritte weiter entdecken wir ähnliche Geräte von anderen Herstellern, die sich allesamt darauf konzentrieren, die Koordination zu verbessern oder auf funktionelles Training abzielen. Selbst in ganzen Trainingsprogrammen finde ich auf der Messe oft kurze Einheiten aus dem funktionellen Training wieder.
KI rückt noch mehr in den Vordergrund
Was bereits im vergangenen Jahr auf der Messe ein Trend war, ist es auch auf der FIBO 2024 noch: das Thema E-Sport. VR-Brillen und Videospiele, zu denen man sich bewegen muss, finden wir reichlich auf der Messe. Doch immer noch ist es auch für uns überraschend zu sehen, dass viele klassische Fitnessgeräte immer mehr mit technischen Neuerungen ausgestattet werden. So befinden sich an vielen solcher Geräte Bildschirme, mit Hilfe derer sich einiges tracken lässt.
Das Konzept, dass auf dem Bildschirm das Workout angezeigt wird, ist zwar nichts Neues – die Art und Weise, wie es mit dem Training kombiniert wird, allerdings schon: Die Trainingsinhalte und -erfolge speichern die Geräte nicht mehr einfach nur ab, sondern berechnen gleichzeitig auch, mit wie viel Gewicht man bspw. mit der nächsten Sporteinheit trainieren sollte, um sich zu verbessern. Was nach einer teueren Neuerung klingt, soll aber schon bald auch günstig möglich sein: Via App lässt sich alles steuern und kann in bestimmten Studios genutzt werden.
Eine Fitnessmarke, die schon jetzt stark auf den Einsatz von KI setzt und auch die Zukunft nicht mehr der Fitnessbranche ohne KI sieht, ist Technogym. Wir sprachen bei einem Treffen auf der FIBO diesbezüglich mit Technogym-Gründer Nerio Alessandri. Das Interview können Sie bald hier auf FITBOOK lesen.
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FITBOOK-Interview mit Nerio Alessandri Technogym-CEO: »So verändert der Einsatz von KI das Trainingserlebnis
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Fazit zu den FIBO-Trends 2024
Zusammenfassend kann ich sagen: Die FIBO war definitiv ein kleines Abenteuer für mich. Nicht nur geschmacklich konnte man sich durchprobieren, sondern auch sportlich. Neben vielen klassischen Sachen, die man aus der Fitnesswelt kennt, gibt es auch einige vielversprechende neue Dinge, die sich definitiv lohnen, auszuprobieren. Positiv beeindruckt war ich persönlich davon, dass die Trainingseinheiten sich nicht mehr nur auf das klassische Krafttraining fokussieren, sondern auch auf bisher vernachlässigte Bereiche, wie etwa die Koordination. Ob sich das im Alltag allerdings auch so etablieren kann, muss sich noch zeigen. Aber bis dahin sage ich: „Danke FIBO und bis nächstes Jahr!“