12. Juli 2024, 11:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer Fett verbrennen möchte, kommt um Sport nicht herum. Doch wenn manche Menschen das Gefühl haben, dass sich bei ihnen kein Erfolg einstellt, muss dies nicht unbedingt daran liegen, dass sie etwas falsch machen. Eine Gruppe US-amerikanischer Forscher hat die körperlichen Prozesse bei Sport nun genauer untersucht und ermittelt, was auf Zellebene passiert. Dabei fanden die Wissenschaftler Erstaunliches heraus – unter anderem die Erklärung dafür, warum es beim Fettverbrennen so deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt.
Jeder wisse, dass Bewegung „gut“ für einen sei. So steht es in einer Pressemitteilung des Pacific Northwest National Laboratory (PNNL).1 Doch warum ist das eigentlich so? Die genauen Mechanismen hinter den unbestritten positiven Effekten von körperlicher Aktivität seien noch immer unklar. Um dies zu ändern und „die Integration von Organsystemen zu verstehen“, wie es Wissenschaftler Joshua Adkins vom PNNL formuliert, hat das Molecular Transducers of Physical Activity Consortium – ein Forschungsprogramm, an dem auch Adkins Fachbereich beteiligt ist – die konkreten molekularen Veränderungen während und nach dem Sport untersucht.2 Dabei zeigten sich einige Gemeinsamkeiten zwischen den körperlichen Reaktionen bei Männern und Frauen. Aber auch ein bedeutender Unterschied konnte erklärt werden: Warum die Körper der beiden Geschlechter beim Verbrennen von Fett sehr unterschiedlich funktionieren.
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Übersicht
So unterschiedlich verbrennen Frauen und Männer Fett
Es sind Erkenntnisse, die zunächst vielleicht nicht allzu sehr überraschen. FITBOOK hat im Ansatz über das Thema bereits mit dem Ernährungswissenschaftler Prof. PhDr. Sven-David Müller gesprochen. Der Experte erklärte die geschlechtsspezifischen Unterschiede mit evolutionsbiologischen Gesetzen. Männer verbrennen demnach Fett schneller als Frauen, da sie vor Tausenden Jahren für das Jagen zuständig waren. Das schnell verfügbare Fett diente ihnen als Energiereserve. Bei Frauen dagegen sei das Fett etwas hartnäckiger: als Reserven für mögliche Nachkommen.
Die Gründe leuchten ein. Doch was ist es genau, das diese Voraussetzungen auf körperlicher Ebene schafft? Was sind die konkreten Mechanismen dahinter? Dies wollen die mehr als 100 an der Studie beteiligten Forscher – der nach ihren Angaben größten, die jemals zu dem Thema durchgeführt wurde – nun herausgefunden haben.
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Details zur Untersuchung
Durchgeführt wurde die Untersuchung an Ratten. Denn die Tiere ähneln in den untersuchten Bereichen in ihrer grundlegenden Physiologie dem Menschen, wie vorangehende Tests an mehr als 1500 Menschen aufgezeigt haben sollen. Es wurde mit allgemein gesunden, schlanken Ratten gearbeitet. Während diese ein Ausdauertraining auf Laufbändern absolvierten, maßen die Forscher die stattfindende Reaktion auf diese Belastung innerhalb verschiedener Gewebetypen. Dabei stellten sie deutliche Abweichungen zwischen den Weibchen und Männchen fest, insbesondere beim subkutanen, also unter der Haut liegenden weißen Fettgewebe (in der Studie abgekürzt als „scWAT“).
Wie würden sich diese Unterschiede dauerhaft auswirken? Um das herauszuarbeiten, verglichen die Wissenschaftler die Veränderungen bei Tieren, die jeweils eine Woche, zwei, vier oder acht Wochen lang fünfmal pro Woche auf dem Laufband trainierten, mit inaktiven Ratten. Ein spezieller Untersuchungsansatz machte es ihnen möglich, „molekulare Netzwerke zu identifizieren“, welche die beobachteten Reaktionen steuerten. Es zeigten sich „tiefgreifende Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen scWAT sowohl in Ruhe als auch als Reaktion auf Training“, ist dazu in der Studie nachzulesen.
Nur männliche Ratten verbrennen durch Training weißes Fettgewebe
Zwar sei das Training zusammenfassend den Ratten beider Geschlechter zugutegekommen. Doch mit einem Verlust von Fettgewebe reagierten der Dokumentation zufolge nur die männlichen auf Bewegung. Bei weiblichen Ratten dagegen scheint das Training zu verhindern, dass sie an Fettmasse zunehmen, wie Adkins in der erwähnten Pressemitteilung ausführt. Das bereits vorhandene bewahren sie auf. Dies dürfte dazu dienen – Experte Müller erklärte es uns bereits –, für mögliche Schwangerschaften und Stillzeiten über Fettreserven zu verfügen.
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Größere Unterschiede als angenommen
Die Forscher fanden molekulare Signale, die einen umfassenden Nutzen von Bewegung belegten – sowohl bei den männlichen als auch weiblichen Tieren. Hierzu zählten durch Sport verbesserte Leberfunktionen und Abwehrkräfte, stärkere Herzmuskeln und weniger Entzündungen in Lunge und Darm. Sport stärke überall im Körper die Mitochondrien, also die wichtigen Energieversorger von Zellen, erklären die Forscher.
Was jedoch die Unterschiede zwischen der Art betrifft, wie Männer und Frauen Fett verbrennen, seien diese deutlich größer als bislang angenommen. Die dokumentierten Erkenntnisse machten deutlich, wie wichtig es sei, die verschiedenen Geschlechter bei der Trainingsforschung zu berücksichtigen.
Erkenntnisse beschränken sich auf Ausdauertraining und Schlanke
Ob sich die Ergebnisse auch auf übergewichtige Ratten und in der Folge Menschen übertragen lassen – dazu können die Forscher keine Aussage zu treffen. Zudem konzentrierte sich die Untersuchung speziell auf Ausdauertraining auf dem Laufband. Ob und gegebenenfalls wie (stark) sich die Reaktionen zwischen Frauen und Männern auf beispielsweise Krafttraining oder andere sportliche Disziplinen unterscheiden, lässt sich auf Basis der aktuellen Studie nicht beurteilen.