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11. Februar 2025, 17:00 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Krankheitstage sind für Arbeitnehmer unangenehm und kosten Arbeitgebern Zeit und Geld. Kann der Arbeitsweg das Risiko senken? Eine neue finnische Studie untersuchte, ob regelmäßiges Pendeln mit dem Fahrrad oder zu Fuß die Anzahl der Krankheitstage verringert. Die Ergebnisse deuten darauf hin: Wer häufiger aktiv pendelt, könnte seltener krank sein – doch nicht jede Form der Bewegung wirkt gleich. Erfahren Sie hier die Details der Studie.
Bewegungsmangel ist ein großes Problem in der heutigen Arbeitswelt. Viele Menschen verbringen Stunden im Sitzen – sei es im Büro oder im Auto auf dem Weg zur Arbeit. Das ist weder für die langfristige noch für die kurzfristige Gesundheit von Vorteil. Studien zeigen, dass körperliche Aktivität in der Freizeit das Risiko für Krankheitstage senken kann.1 Doch gilt das auch für den täglichen Arbeitsweg? Das hat jetzt eine finnische Studie untersucht und herausgefunden, dass besonders das Pendeln zur Arbeit mit dem Fahrrad einen positiven Effekt auf die Krankheitstage zu haben scheint.
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Übersicht
Das Ziel der Studie
Die Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen aktivem Pendeln (Gehen oder Radfahren) und Krankheitstagen bei finnischen Angestellten im öffentlichen Dienst. Ziel war, herauszufinden, ob verschiedene „Dosen“ aktiven Pendelns – also unterschiedliche zurückgelegte Distanzen – das Risiko für krankheitsbedingte Fehlzeiten beeinflussen.
Hintergrund ist, dass Bewegungsmangel mit zahlreichen Gesundheitsrisiken wie Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung steht. Zudem kann eine hohe Anzahl von Krankheitstagen die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen und langfristig zum frühzeitigen Ausscheiden aus dem Berufsleben führen. Während frühere Studien einen positiven Zusammenhang zwischen Freizeitaktivität und weniger Krankheitstagen zeigten, gibt es nur wenige Langzeitstudien, die diesen Effekt speziell für das tägliche Pendeln untersuchen.2
Folgende Fragen wollte die aktuelle Studie deshalb klären:
- Haben Menschen, die regelmäßig zur Arbeit gehen oder radeln, weniger Krankheitstage als jene, die passive Verkehrsmittel wie Auto oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen?
- Gibt es einen Unterschied zwischen Radfahren und Gehen?
- Gibt es eine Mindestdosis an Bewegung, die notwendig ist, um einen Effekt zu sehen?
Studiendesign und Methoden
Die Forscher analysierten Daten von 28.485 Beschäftigten aus vier finnischen Städten. Die Teilnehmer hatten 2020 eine Befragung zu ihrem Pendelverhalten ausgefüllt. Diese Daten wurden mit Krankheitsausfällen aus Arbeitgeberregistern für den Zeitraum 2019 bis 2022 verknüpft.3
Die Teilnehmer wurden in vier Gruppen eingeteilt:
- Passive Pendler (keine oder kaum aktive Fortbewegung)
- Niedrige Dosis aktiven Pendelns (bis 16 Kilometer pro Woche)
- Mittlere Dosis (16 bis 30 Kilometer pro Woche)
- Hohe Dosis (über 30 Kilometer pro Woche)
Zusätzlich wurden separate Gruppen für Radfahrer und Fußgänger gebildet. Als Krankheitstage wurden sowohl kurze Fehlzeiten (1 bis 9 Tage) als auch lange Episoden (≥10 Tage) betrachtet.
Die Forscher berücksichtigten verschiedene Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, sozioökonomischen Status, BMI, Rauchen und Alkoholkonsum und nutzten eine negative Binomialregression, um das Risiko für Krankheitstage in den verschiedenen Gruppen zu berechnen. Die Binomialregression ist eine statistische Methode, mit der man untersucht, wie verschiedene Faktoren die Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Ereignisses beeinflussen.
Wer aktiv pendelt, fehlt weniger krankheitsbedingt
Die Studie ergab, dass eine hohe Dosis aktiven Pendelns mit weniger Krankheitstagen und weniger längeren Fehlzeiten-Episoden verbunden war. Konkret zeigte sich:
- Hochaktive Pendler hatten im Vergleich zu passiven Pendlern ein um acht bis zwölf Prozent geringeres Risiko für Krankheitstage.
- Das Risiko für lange Fehlzeiten-Episoden (≥10 Tage) war in der hochaktiven Gruppe um 15 bis 18 Prozent reduziert.
- Radfahren zeigte einen deutlich stärkeren Effekt als Gehen: Häufiges Pendeln mit dem Fahrrad war mit weniger Krankheitstagen verbunden, während Gehen – insbesondere in niedriger Intensität – keinen signifikanten Effekt hatte.
- Niedrig aktive Fußgänger hatten sogar ein leicht erhöhtes Risiko für kurze Fehlzeiten.
Pendeln mit Fahrrad besonders effektiv zur Reduktion von Krankheitstagen
Die Ergebnisse zeigen, dass regelmäßiges Zurücklegen des Arbeitsweges mit dem Fahrrad das Risiko für Krankheitstage senken kann – speziell für lange Fehlzeiten. Ein möglicher Grund für den positiven Effekt des Radfahrens ist die höhere Intensität im Vergleich zum Gehen. Während Radfahren oft moderat bis intensiv ist, gilt Gehen als niedrig-intensive Aktivität.
Radfahren könnte also einen Beitrag zur langfristigen Gesundheit von Arbeitnehmern leisten. Arbeitgeber wiederum könnten davon profitieren, diese Art des Pendelns zu fördern – und so krankheitsbedingte Fehlzeiten ihrer Mitarbeiter zu reduzieren.
Auch für Stadtplaner und Arbeitgeber können die Studienerkenntnisse relevant sein: Maßnahmen zur Förderung des Radfahrens – etwa durch bessere Infrastruktur oder Anreize wie Diensträder – könnten langfristig wirtschaftliche Vorteile durch reduzierte Fehlzeiten bringen.
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Einordnung der Studie und mögliche Einschränkungen
Diese Studie ist eine der größten ihrer Art und zeichnet sich durch eine hohe Teilnehmerzahl und objektiv erfasste Krankheitsdaten aus. Dennoch gibt es einige Einschränkungen.
Selbstberichtete Pendeldaten
Die Angaben zur Aktivität basieren auf Selbstauskünften, was zu Ungenauigkeiten führen kann.
Keine Unterscheidung nach zwischen Pendeln und Freizeitaktivität
Die Studie konnte nicht klar zwischen Pendel- und Freizeitaktivität trennen, was die Interpretation der Ergebnisse beeinflussen könnte.
Mögliche Verzerrungen
Die Teilnehmer waren überwiegend weiblich (79 Prozent), was die Übertragbarkeit auf andere Gruppen einschränken könnte.
Coronapandemie
Der Studienzeitraum umfasste die Pandemie, die das Pendelverhalten und die Krankheitsausfälle beeinflusst haben könnte.
Trotz dieser Einschränkungen liefern die Ergebnisse wichtige Hinweise darauf, dass regelmäßiges Radfahren als Arbeitsweg gesundheitsfördernd sein kann.
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Fazit: Pendeln Sie aktiv zur Arbeit – am besten mit dem Fahrrad!
Nicht nur in der Freizeit ist Fahrradfahren eine sinnvolle Bewegungsform. Auch für den Arbeitsweg bietet es Vorteile, in die Pedale zu treten. Der aktive Start in den Tag hilft nicht nur, den Stress von Autofahrten oder der Nutzung öffentlicher Verkehrs zu vermeiden, sondern fördert offenbar auch die Gesundheit. Arbeitnehmer sollten also öfter aufs Fahrrad steigen, während Arbeitgeber darüber nachdenken sollte, diese Art des Pendels zu fördern.