15. Mai 2024, 20:24 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Dem Laufen werden viele positive Eigenschaften zugeschrieben. So kann es für eine bessere Leistungsfähigkeit sowie Herz-Kreislauf-Gesundheit sorgen und auch Stress mindern. Beim exzessiven Laufen sieht es jedoch wieder anders aus: Dem extremen Sport sagt man gesundheitsschädliche Folgen nach. Eine Studie positioniert sich nun allerdings gegen diese Behauptung und betont auch hier einen positiven Effekt. FITBOOK-Fitnessexpertin Janine Riedle fasst die Erkenntnisse zusammen.
Besonders wenn es darum geht, extremes Lauftraining zu betreiben, scheiden sich die Geister. Zwar ist man sich den gesundheitlichen Vorteilen des Laufens bewusst, jedoch sagt man dem exzessiven Lauftraining nach, dass es sich bspw. negativ auf Knochen und Gelenke auswirken könnte.1 Die extremen Belastungen sollen gesundheitsschädlich sein und auch die Lebenserwartung kürzen können, wenn die Sportler mit ihrer Leistung bis an die Grenzen oder darüber hinaus gehen. Eine australisch-kanadische Studie stellt sich diesen Bedenken nun aber entgegen: Extremes Lauftraining soll die Lebenserwartung im Gegenteil sogar erhöhen können.
Übersicht
200 Läufer nahm man mit in die Studie auf
Das Forscher-Team sah sich die öffentlich zugänglichen Daten des Sub-4 Alphabetic Registers an.2 Sie filterten alle männlichen Teilnehmer heraus, welche eine Meile (1,6 Kilometer) in bzw. unter vier Minuten gelaufen sind. Diese Marke setzte man, da man bislang davon ausgegangen war, dass eine derartige überdurchschnittliche Leistung gesundheitliche Folgen nach sich ziehen würde.
Damit man aber auch die Lebenserwartung bestimmen konnte, wählte man Läufer aus, die zwischen 1954 und 1974 mit einem durchschnittlichen Alter von 23 Jahren die Vier-Minuten-Meilen-Marke geknackt hatten. Auf diese Weise extrahierten die Wissenschaftler für ihre Studie insgesamt 200 Läufer. Aus der Datenbank entnahm man den Namen, das Datum, die Uhrzeit des ersten erfolgreichen Versuchs der Vier-Minuten-Meilen-Marke und die Nationalität.
Ermittlung des Geburts- und Sterbedatums
Geburts- und Sterbedatum griff man in der Analyse mit auf, um die Lebenserwartung bestimmen zu können. Diese lagen jedoch in Form von Dokumenten vor, sondern mussten von den Forschern selbst ermittelt werden.
Falls der Sportler zum Zeitpunkt der Untersuchungen noch am Leben war, wurde das aktuelle Alter mit einem Zensurdatum vom 31. März 2023 mittels gängiger Methoden berechnet. Das Geburts- und Sterbedatum ermittelte man anhand von Informationen auf öffentlich zugänglichen Websites. Um aber das Risiko einer fehlerhaften Veröffentlichung so gering wie möglich zu halten, führten zwei weitere Mitarbeiter jeweils eine Durchsuchung durch. Um feststellen zu können, inwiefern extremes Lauftraining die Lebenserwartung erhöhen könnte, verglich man diese mit der Lebenserwartung der Allgemeinbevölkerung.
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Hohe Lebenserwartung bei den Extremläufern
Im Rahmen der Analyse machten die Forscher 200 Läufer aus 28 verschiedenen Ländern ausfindig. Das Geburtsjahr der einzelnen Läufer lag zwischen 1928 und 1955. Zum Zeitpunkt der Analyse waren 60, also 30 Prozent der Extremsportler, bereits verstorben und 140 am Leben. Das Durchschnittsalter betrug dabei 73,6 Jahre (bereits verstorbene Läufer) bzw. 77,6 Jahre (Sportler, die noch lebten).
Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass die Lebenserwartung bei Personen, die extremes Lauftraining in ihrem Leben betrieben hatten, um 4,74 Jahre gestiegen war. Auch in Bezug auf den Zeitpunkt des Erreichens der Vier-Minuten-Meilen-Marke konnte man eine Verbesserung der Lebenserwartung beobachten:
- Läufer, deren erster erfolgreicher Versuch in den 1950er-Jahren stattfand, lebten durchschnittlich 9,2 Jahre länger als die Allgemeinbevölkerung.
- Läufer, deren erster erfolgreicher Versuch in die 1960er- und 1970er-Jahren zurückzuführen ist, lebten mit einer Nachbeobachtungszeit von 58,2 Jahren 5,5 Jahre länger.
- Läufer, deren erster erfolgreicher Versuch in den 1960er- und 1970er-Jahren erfolgte, lebten mit einer Nachbeobachtungszeit von 51,3 Jahren 2,9 Jahre länger.
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Einordnung der Studie
„Fünf zusätzliche Lebensjahre im Vergleich zum Durchschnitt sind sehr bedeutsam, insbesondere wenn wir feststellen, dass viele dieser Läufer nicht nur ein langes Leben hatten, sondern auch gesund waren“, betonte Studienleiter Professor André La Gerche die Bedeutung der Ergebnisse in einer Pressemitteilung.3
Jedoch hat die Studie auch einige Einschränkungen, denn: In die Analyse wurden aufgrund des Erreichens der Vier-Minuten-Meilen-Marke nur Männer miteinbezogen. Dadurch können die Forschungsergebnisse nicht auf die Lebenserwartung von Frauen, die extremes Lauftraining betreiben, zurückgeführt werden. Außerdem bezog man wichtige Lebensstilfaktoren, wie z. B. die Ernährung, das Rauch- und Trinkverhalten sowie Schlafgewohnheiten nicht mit ein. Auch wie intensiv, wie oft und wie genau die Trainingseinheiten ausfielen, beachtete man in der Studie nicht.