10. Januar 2024, 21:07 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Wie ist es eigentlich, nach 25 Jahren der Eislauf-Abstinenz zum ersten Mal wieder in die Schlittschuhe zu schlüpfen? Kann das gutgehen – oder wird das die reinste Wackelpartie? Das hat sich FITBOOK-Autorin Nina gefragt und sich nach einer halben Ewigkeit mal wieder in eine Eissporthalle begeben. Ob der Realitäts-Check ihrer Kindheitserinnerung standhalten konnte?
Als ich klein war, hieß Winter für mich vor allem: Weihnachten, rodeln, Schlittschuhlaufen. Wir Kinder der 90er hatten zwar keine Handys, dafür – zumindest in meiner Erinnerung – reichlich kalte Winter mit viel Schnee und vereisten Gewässern. In Großhansdorf, eine Waldgemeinde bei Hamburg, in der ich aufgewachsen bin, verschlug es uns Vorstadtkinder deshalb jeden Winter regelmäßig auf die örtlichen zugefrorenen Teiche und Weiher zum Schlittschuhlaufen. Diese Erfahrung liegt inzwischen 25 Jahre zurück. Höchste Zeit für eine neue! Lesen Sie hier meinen Erfahrungsbericht zum ersten Mal Schlittschuhlaufen nach dieser langen Pause.
Übersicht
- Nach einem Unfall meines Vaters hielt ich mich mit Schlittschuhlaufen zurück
- Plötzlich wurde mir klar: Mein Herz hängt an dem Sport!
- Erfahrungsbericht Schlittschuhlaufen: So war’s nach 25 Jahren zum ersten Mal wieder auf dem Eis!
- 14 Euro für 2,5 Stunden in der Eissporthalle
- Erfahrungsbericht Schlittschuhlaufen: So fühlten sich die ersten Schritte auf Eis an
- Wird es ein nächstes Mal geben? Auf jeden Fall!
Nach einem Unfall meines Vaters hielt ich mich mit Schlittschuhlaufen zurück
Bei meinem ersten Mal auf dem Eis muss ich noch ziemlich klein gewesen sein, denn eine richtige Erinnerung habe ich daran nicht mehr. Es fühlt sich rückblickend eher so an, als sei ich als Kind immer Schlittschuhlaufen gewesen. Dafür aber mit einem vorläufigen Ende: Als ich sechs Jahre alt war und schon recht sicher auf dem Eis agierte, waren meine Eltern an einem Wochenende im Winter in der Eissporthalle. Der Tag endete damit, dass mein Vater mit einer Gehirnerschütterung in die Notaufnahme musste. Bei dem Versuch, meine stolpernde Schwester festzuhalten, war er mit voller Wucht auf das Eis aufgeschlagen. Danach hatte ich ziemlich großen Respekt vorm Schlittschuhlaufen und hielt mich, mit Ausnahme einer Handvoll gemeinsamer Verabredungen mit Schulfreundinnen auf dem zugefrorenen Teich, mit dem Eissport eher zurück.
Plötzlich wurde mir klar: Mein Herz hängt an dem Sport!
Eigentlich schade, wie ich vor ein paar Wochen dachte, als ich Besuch von der Tochter eines Freundes hatte, und ich sie in einem Versuch von Small Talk fragte, ob sie schon mal Schlittschuhlaufen war. War sie nicht. Anders als mir waren ihr verschneite Winter mit zugefrorenen Gewässern in ihrer Kindheit bisher nicht vergönnt gewesen. Als ich das realisierte, wurde mit plötzlich klar, dass das Schlittschuhlaufen ganz offensichtlich etwas war, an dem mein Herz hing. Auch wenn es vielleicht nur die romantische, idealisierte Erinnerung an meine eigene Kindheit war – mein Entschluss stand jetzt fest: Ich wollte es wieder probieren, 25 Jahre danach.
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Erfahrungsbericht Schlittschuhlaufen: So war’s nach 25 Jahren zum ersten Mal wieder auf dem Eis!
Wenn man 35 und nicht mehr fünf Jahre alt ist, muss das Eis auf zugefrorenen Gewässern ganz schön dick sein, deshalb entschied ich mich für eine Eisbahn in Hamburg. In den meisten Großstädten gibt es solche Eissporthallen, in denen man Schlittschuhlaufen kann. Meistens kann man sich das Equipment auch direkt dort ausleihen.
Ich überredete meinen Freund, mit zu begleiten. Einerseits, weil ich solche Date-Aktivitäten auch in einer Langzeitbeziehung mag. Andererseits hatte doch ein kleines bisschen Bammel vor der Erfahrung. Was, wenn ich, wie mein Vater damals, schwer stürzte? Was, wenn ich es gar nicht erst schaffte, loszufahren und stattdessen nur unbeholfen über das Eis staksen würde? Für mein Vorhaben brauchte ich auf jeden Fall moralische Unterstützung.
14 Euro für 2,5 Stunden in der Eissporthalle
An einem Donnerstag kurz vor Weihnachten machten wir uns auf den Weg in die Eissporthalle Farmsen. Der Eintritt kostet hier 6 Euro und ist damit ähnlich teuer wie ein Ausflug ins Schwimmbad. Equipment kostet zusätzlich 8 Euro für 2,5 Stunden.
Beim Anblick der Schlittschuhe, die hier zum Verleih stehen, war ich kurz ein wenig enttäuscht. In meiner Erinnerung waren alle Schlittschuhe weiß, aus Leder und hatten elegant geschwungene Kufen. Mir wurden rote Schlittschuhe ausgehändigt, mein Freund bekam ein schwarzes Paar. „Klassische Geschlechtertrennung“, bemerkte mein Freund amüsiert. Mit zugeschnürten Schlittschuhen ging er zielstrebig auf das Eis zu. Ich folgte ihm zurückhaltend. Die Schuhe fühlten sich wie Fremdkörper an meinen Füßen an. Wie sollten die umsetzen, was ich mir vorstellte? Tatsächlich war mir ziemlich mulmig zumute. „Komm schon, du Schisser“, rief mein Freund, der es bereits auf das Eis geschafft hatte und sich dort gar nicht mal so unbeholfen anstellte. Ich seufzte hörbar und folgte schließlich.
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Erfahrungsbericht Schlittschuhlaufen: So fühlten sich die ersten Schritte auf Eis an
Die ersten Schritte auf Eis nach 25 Jahren fühlten sich an wie die Art von Joggingrunde im Winter, die nicht leiden kann: Läufe mit vereisten Pfützen auf dem Weg, die mir den Halt nehmen und bei denen sich in mir alles verkrampft. Mein ganzer Körper ist dann in Alarmbereitschaft. In solchen Situationen kann ich meinen Muskeln noch so oft sagen, dass sie sich entspannen können. Das machen sie erst, wenn sie sich wieder sicher fühlen. Während beim Joggen vereiste Stellen wirklich gefährlich sein können, sind sie beim Schlittschuhlaufen dagegen Grundlage der Bewegung. Das versuchte ich mir in Erinnerung zu rufen. „Glauben wir nicht!“, schienen sich meine Füße zu denken, die, anstatt wie es sich beim Schlittschuhfahren gehört, in langen Bewegungen und ohne sich anzuheben, über das Eis zu gleiten, einen Schritt vor den anderen setzen wollten.
„Du musst fahren, nicht gehen“, rief mein Freund. Das machte die Situation für mich nicht gerade besser. Wäre dies unser erstes Date gewesen, wäre es gleichzeitig auch das letzte gewesen, denke ich für mich.
Um meinem Körper Sicherheit zu signalisieren, tastete ich mich erst einmal vorsichtig am Rand entlang. Mit immer einer Hand an der Bande kamen meine Füße am Boden schließlich immer mehr ins Gleiten. Nach zehn Minuten fühlte ich mich sicher genug, die Bande loszulassen und traute mich sogar ins Zentrum der Eisbahn. So fühlte es sich also an, Schlittschuh zu laufen, dachte ich, während mein Körper sich allmählich erinnerte. Links, rechts, immer schön den Schwung mitnehmen – vor meinem geistigen Auge schwebte ich wie eine Fee über das Eis. Auch wenn ich in Wirklichkeit wohl eher wie mein Neffe bei seinen ersten Gehversuchen aussah, wenn man meinen Freund fragen würde. Mir war das in dem Moment vollkommen egal. Denn ich hatte Spaß, genau darum ging es hier! Und gegen Ende unseres Ausflugs fühlte ich mich recht sicher.
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Wird es ein nächstes Mal geben? Auf jeden Fall!
Ach, Schlittschuhlaufen! Der Sport auf dem Eis, der für mich mit glücklichen Kindheitserinnerungen und schneereichen, weißen Wintern verbunden ist, ist gar nicht so einfach. Nach 25 Jahren Pause hatte ich definitiv so meine Schwierigkeiten auf dem Eis. Schwebte ich in meiner Erinnerung noch leichtfüßig über zugefrorene Gewässer, sah die Realität weit weniger elegant aus. Das mag allerdings auch daran liegen, dass ich zu Beginn noch gehörig Respekt vor dem Sport hatte und mich erst nach einer Weile an das Eis gewöhne. Ich will nicht sagen, dass Schlittschuhfahren wie Fahrrad fahren ist – man verlernt es meiner Meinung nach definitiv in 25 Jahren, aber am Ende unserer Eislauf-Erfahrung kam ich mir doch um einiges kompetenter vor als zu Beginn unseres Ausflugs. Nächstes Mal werde ich mich bestimmt schon etwas besser anstellen, da bin ich mir ganz sicher. Genauso sicher, wie ich mir bin, dass es ein nächstes Mal geben wird. Auf jeden Fall! Es gibt doch nichts Schöneres, als schöne Erinnerungen wieder aufleben zu lassen.