16. Februar 2025, 18:09 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Vitamin D ist an zahlreichen Prozessen im Körper beteiligt – und offenbar auch von großer Bedeutung für die Funktion der Muskeln. Das geht aus Untersuchungen hervor, die die Auswirkung eines Vitamin-D-Mangels auf Muskelkraft untersucht haben.

Mit zunehmendem Alter geht bei Frauen und Männern die Produktion der Sexualhormone zurück, was u. a. mit einem Abbau von Knochendichte und Muskelmasse einhergeht. Eine eiweißreiche Ernährung und ausreichend Bewegung, sprich moderater Sport, gelten als wichtig, um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen. Auch ein möglicher Vitamin-D-Mangel scheint eine Rolle beim Erhalt der Muskelkraft zu spielen, wie Studien aufzeigen.
Jetzt dem FITBOOK-Kanal bei Whatsapp folgen!
Übersicht
Bei Vitamin-D-Mangel nimmt die Muskelkraft laut Studien ab
Wenn man Kraft und Leistungsfähigkeit möglichst lange bewahren möchte, sollte man einen Vitamin-D-Mangel vermeiden. Dies geht aus einer Studie des Trinity College in Dublin aus dem Jahr 2019 hervor. Ein Forscherteam um Professorin Maria O’Sullivan hatte für ihre Untersuchung auf Daten der English Longitudinal Study of Ageing (kurz: ELSA, = multidisziplinäre Längsschnittstudie mit Daten aus der britischen Bevölkerung) zurückgegriffen und die Angaben von 4157 über 60-Jährigen hinsichtlich ihrer Muskelfunktion untersucht.1
Die Ergebnisse besagen, dass bei der Mehrheit der Studienprobanden „ein Vitamin-D-Mangel mit einer Beeinträchtigung der Muskelkraft verbunden“ war. Genauer gesagt waren fast doppelt so oft Personen mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel von Muskelrückgang betroffen wie solche, bei denen die Versorgung im ausreichenden Bereich lag. In puncto Muskelleistungsfähigkeit schnitt sogar ein Drittel der Unterversorgten deutlich schlechter ab als die Probanden auf Normalniveau.2
Machen Sie mit bei unserer FITBOOK-Umfrage!
Muskelerhalt für gesunden Alterungsprozess
Auf der Website der Fakultät gaben die Wissenschaftler eine Erklärung zu ihrer Studie ab. „Die Aufrechterhaltung der Muskelfunktion ist für einen gesunden Alterungsprozess unglaublich wichtig und wird dabei oft übersehen“, kommentierte etwa Prof. O’Sullivan.3 Vitamin D könnte hier eine wichtige Rolle spielen. Einem Mangel sei nicht nur deshalb vorzubeugen. „In der Lebensmittelpolitik einiger Länder, z. B. Finnland, wurde eine Anreicherung von Vitamin D bereits erfolgreich umgesetzt und in der dortigen Bevölkerung ein Vitamin-D-Mangel so gut wie beseitigt“, befand Co-Autor Dr. Eamon Laird.
Einen ähnlichen Zusammenhang fand auch eine Studie im Jahr 2022 mit 3200 Probanden im Alter von 50 Jahren oder älter. Anhand von Bluttests zur Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels sowie der Messung der Griffkraft ergab sich für die Wissenschaftler ein klares Bild. Personen, die an Vitamin-D-Mangel litten, hatten eine 70 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, Muskelkraft zu verlieren, als Probanden, die keinen Mangel hatten.4
Wie kommt man an Vitamin D?
Vitamin D ist streng genommen kein Vitamin, da der Körper es selbst produzieren kann. Es entsteht in den Hautzellen und der Leber, wenn wir uns den UVB-Strahlen der Sonne aussetzen. In den dunklen Monaten passiert das nicht (oder zumindest viel weniger), und im Sommer hemmt ein UV-Schutz die Synthese. Man kann sich Vitamin D auch über Lebensmittel wie fetten Fisch zuführen. Allerdings müssten es rund 200 Gramm Lachs sein, wenn man seinen Tagesbedarf decken will. Einige Menschen greifen deshalb zu Nahrungsergänzungsmitteln
Mehr Vitamin D für bessere Leistungsfähigkeit im Sport?
Dass Vitamin-D-Mangel sich negativ auf die Muskeln auswirkt, bedeutet aber nicht automatisch, dass eine Steigerung des Spiegels mit einer positiven Veränderung der Muskelkraft einhergehen muss. Das betonten die Wissenschaftler des Trinity College, die für die erstgenannte Studie aus dem Jahr 2019 verantwortlich waren.
Diesbezüglich kam eine Untersuchung aus dem Jahr 2023 zu spannenden Erkenntnissen. Sie zeigte, dass eine Erhöhung des Vitamin-D-Spiegels nicht zu einer Steigerung der Muskelkraft führte. In der Studie wurden 65- bis 89-jährige Menschen untersucht, die bereits eine reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit aufwiesen. Die Forscher wollten herausfinden, ob eine einjährige Einnahme von Vitamin D3 die Muskelkraft (Bein- und Griffkraft), die Beinleistung (Leistung der unteren Extremitäten) sowie die allgemeine Mobilität verbessert. Zudem wurde bei einer Untergruppe von Teilnehmern die Muskelstruktur durch Biopsien untersucht, um potenzielle Veränderungen auf zellulärer Ebene zu analysieren.5
Das Ergebnis: Die Supplementierung von Vitamin D führte zwar zu einem signifikanten Anstieg des Vitamin-D-Spiegels, doch dieser hatte keinen Einfluss auf die untersuchten funktionellen Parameter. Die Erhöhung des Vitamin-D-Spiegels scheint also leider nicht die Muskelkraft und Mobilität steigern zu können – zumindest nicht bei Personen mit bereits reduzierter physischer Leistungsfähigkeit. Inwieweit eine Steigerung des Vitamin-D-Spiegels bei Personen mit noch nicht abgebauten körperlichen Fähigkeiten Leistung und Muskelkraft beeinflusst, ging aus der Studie von 2023 nicht hervor.
Nicht nur für die Muskeln Vitamin-D-Mangel vermeiden
Auch wenn mehr Vitamin D keinen Boost für die Muskelkraft bedeuten muss, sollte man – für die Muskelkraft und für die Gesundheit generell – einen Vitamin-D-Mangel vermeiden.
Vitamin D spielt nicht nur eine bedeutende Rolle im Kalzium- und Phosphatstoffwechsel der Knochen, es steht auch in Verbindung mit der Bildung von Hämoglobin. Dies ist der Blutfarbstoff der roten Blutzellen, welcher den Sauerstoff im Blut bindet und transportiert. So kann ein Vitamin-D-Mangel auch eine Ursache einer Anämie (Blutarmut) sein und eine entsprechende Leistungsminderung und Abgeschlagenheit mit sich bringen. Gerade bei älteren Personen, die sich weniger im Sonnenlicht aufhalten, liegt einer Schwäche häufig eine Anämie zugrunde. Daher sollte neben den Eisenwerten auch immer der Vitamin-D-Spiegel überprüft werden.

Analyse-Methode Ist ein Vitamin-D-Mangel auch an den Haaren erkennbar?

Expertin bewertet Der Einfluss von Vitamin D auf die Gehirnfunktion

Studie Der Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und Herzerkrankungen
Lassen Sie sich testen!
Ein Mangel am „Sonnenvitamin“ kann – auch vor dem 50. oder 60. Lebensjahr – zu Leistungsminderung, Müdigkeit, Lustlosigkeit und sogar zu depressiven Verstimmungen führen. Und auch das Immunsystem soll vom Vitamin-D-Status abhängen. Wer außerdem gerne seine Muskelkraft so lange wie möglich erhalten möchte, sollte ebenfalls darauf achten, nicht langwierig mit einem Vitamin-D-Mangel durch das Leben zu gehen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sind rund 60 Prozent der Deutschen mit Vitamin D unterversorgt oder weisen einen Mangel auf. Gerade in den sonnenarmen Wintermonaten liegt häufig ein Vitamin-D-Mangel vor.6