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Fitnesstrainerin erklärt

Die positiven Effekte von Sport während der Schwangerschaft

Sport in der Schwangerschaft hat positive Effekte
FITBOOK-Expertin Alina Bock empfiehlt Schwangeren regelmäßigen Sport Photo: Getty Images / skynesher

13. Januar 2025, 11:01 Uhr | Read time: 7 minutes

Zu Zeiten Roms herrschte die Ansicht, dass Spartanerinnen, die während einer Schwangerschaft körperlich aktiv waren, fittere Nachkommen hervorbringen. Die Annahme, dass körperliche Aktivität und Anstrengung während der Schwangerschaft ungesund für die werdende Mutter und das ungeborene Kind sind, ist eine relativ neue Ansicht, die sich erst um 1900 in der westlichen Welt etablierte. Dass diese Ansicht jedoch nicht zutrifft und wie positiv regelmäßige körperliche Aktivität während der Schwangerschaft ist, erklärt Trainerin und FITBOOK-Autorin Alina Bock.

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Die Effekte von Sport während der Schwangerschaft werden oftmals unterschätzt. Deshalb haben viele Frauen fälschlicherweise Angst vor Belastung und körperlicher Aktivität während dieser Zeit. Dabei kann regelmäßige sportliche Aktivität nicht nur das Wohlbefinden steigern, sondern auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit von Mutter und Kind haben.

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Positive Effekte auf den Körper der Schwangeren

Sport während der Schwangerschaft geht mit vielen positiven Effekten für die werdende Mutter einher, was wiederum gut für die Entwicklung des Babys ist.

Fördert den Glukosestoffwechsel

Regelmäßige sportliche Aktivität führt zu einer Verbesserung des Glukosestoffwechsels durch die Zunahme der Insulinsensitivität. Dies lindert in der Folge das Risiko für Gestationsdiabetes, umgangssprachlich auch Schwangerschaftsdiabetes genannt.

Eine Studie, die im April 2017 im „Journal of Obstetrics and Gynaecology“ veröffentlicht wurde, bestätigt dies.1 Bei der Studie wurden 300 schwangere Frauen mit erhöhtem BMI ausgewählt, die sich in der zehnten Schwangerschaftswoche befanden und in eine Kontroll- sowie Übungsgruppe aufgeteilt. Bis zur 37. Schwangerschaftswoche absolvierten die Frauen in der Übungsgruppe dreimal wöchentlich ein mindestens 30-minütiges Training auf dem Fahrrad. Bei den schwangeren Frauen aus der Übungsgruppe trat der Schwangerschaftsdiabetes mit 22 Prozent deutlich seltener auf als in der Kontrollgruppe (40,6 Prozent). Auch eine deutlich geringere Gewichtszunahme sowie reduzierte Insulinresistenzwerte während der Schwangerschaft konnten festgestellt werden.

Unterstützt Bänderfestigkeit und Gleichgewichtsempfinden

Bestimmte Hormone wie Östrogen und Relaxin, die der Körper während der Schwangerschaft vermehrt ausschüttet, sorgen bewusst dafür, dass das Gewebe der Schwangeren auflockert. Dies führt dazu, dass unter anderem die Bänderfestigkeit abnimmt, was das Risiko, umzuknicken, erhöht. Krafttraining kann die Bänderfestigkeit unterstützen sowie das Gleichgewichtsempfinden der Schwangeren fördern. Hierfür eignen sich vor allem Übungen mit instabilem Set-up.

Reduziert das Thromboserisiko

Doch nicht nur die Bänder können instabiler werden, auch die Venen werden während der Schwangerschaft elastischer und weiter, um einen erhöhten Blutfluss ermöglichen zu können. Dies und die Veränderung der Zusammensetzung des Blutes kann zu einem erhöhten Thromboserisiko führen. Regelmäßige körperliche Aktivität kann den Blutfluss fördern und das Thromboserisiko deutlich reduzieren.

Lindert Rückenschmerzen

Zudem kann Krafttraining die Haltung der Schwangeren verbessern und folgendermaßen schwangerschaftsbedingte Rückenschmerzen lindern. Insbesondere das Gewicht des Babys und der Umfang des Bauches können dazu führen, dass die Schwangere in eine „typische“ ungünstige Haltung fällt. Sie streckt den Bauch nach vorn raus und zieht den Rücken in ein Hohlkreuz. Ein Krafttraining der Gesäß-, Rücken- sowie tiefen Rumpfmuskulatur stärkt die Muskulatur und kann Haltungsschäden und folgend Schmerzen im Rücken vorbeugen.

Stärkt den Beckenboden

Außerdem stärkt ein Training der Tiefenmuskulatur des Bauches den Beckenboden der werdenden Mutter. Dies führt zu einer besseren Ansteuerung des Beckenbodens und zu einem deutlich verringerten Risiko einer Inkontinenz während der Schwangerschaft und nach der Geburt. Außerdem geht man davon aus, dass ein trainierter Beckenboden sowie die Fähigkeit, den Beckenboden bewusst auch entspannen zu können, die Austreibungsphase der Geburt unterstützt.

Kann sich positiv auf die Entbindung auswirken

Des Weiteren gibt es Hinweise darauf, dass sich Sport während der Schwangerschaft positiv auf die Entbindung auswirkt. Eine Studie aus dem Jahr 2021 untersuchte mithilfe von 110 schwangeren Frauen die Effekte eines Pilates-Übungsprogramms auf die Entbindung. Hierfür wurden die Frauen per Zufallsprinzip in eine Kontroll- und eine Übungsgruppe aufgeteilt. Die Frauen der Übungsgruppe (Schwangerschaftswoche 26 bis 28) führten über einen Zeitraum von acht Wochen ein bestimmtes Pilates-Übungsprogramm durch. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass Pilates-Übungen während der Schwangerschaft die Intensität der Wehen, die Dauer der aktiven Phase und der zweiten Geburtsphase deutlich reduzierten und die Zufriedenheit der Mutter mit der Geburt erhöhten.2

Positive Effekte für die Psyche der Schwangeren

Neben den positiven Effekten auf die Physis der Schwangeren dürfen wir die günstigen Auswirkungen auf die Psyche nicht vergessen werden. Körperliche Aktivität hat eine antidepressive Wirkung auf den Körper. Dies liegt an der Ausschüttung von Endorphinen während und nach körperlicher Belastung. Doch nicht nur die automatische Ausschüttung von Endorphinen hat positive Effekte auf die Stimmung der Schwangeren: Sportliche Betätigung in Form von Cardio-, Krafttraining oder auch anderen Sportarten kann zu der Förderung eines positiven Körperbildes und folgend zu einer Verbesserung des Selbstwertgefühls führen. Dies kann unter anderem auch an einer verminderten Gewichtszunahme während der Schwangerschaft liegen. Nicht zu unterschätzen ist zudem die verbesserte Schlaffähigkeit als Folge von regelmäßiger körperlicher Aktivität, die zusätzlich zu einer verbesserten Stimmungslage und Erholung führen kann.

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Positive Effekte für das Baby

Treibt die werdende Mutter während der Schwangerschaft Sport, so kann sich dies, wie erwähnt, positiv auf die Entbindung sowie die Gesundheit des Babys auswirken.

Auswirkung auf Geburtsgewicht

Ist die Frau während ihrer Schwangerschaft körperlich aktiv und leidet sie weder unter Adipositas noch unter Diabetes mellitus, so reduziert sich das Risiko für das Baby, im späteren Alter Adipositas zu entwickeln. Dies liegt daran, dass das Baby im Mutterleib weniger Fettzellen entwickelt.

Eine Studie, die im Jahr 2014 in Wales mithilfe von Fragebögen an 466 Schwangeren durchgeführt wurde, untersuchte die Auswirkungen eines niedrigen täglichen Aktivitätsniveaus sowie Übergewicht auf die Geburt sowie das Geburtsgewicht des Babys.3 Die Studie zeigte, dass Mütter mit niedriger körperlicher Aktivität eher eine instrumentelle Entbindung (mithilfe von Zange, Vakuum, elektiver sowie Notfall-Kaiserschnitt) hatten als Mütter mit höherer körperlicher Aktivität. Zudem benötigten Frauen mit höherer körperlicher Betätigung seltener eine Einleitung der Geburt. Frauen, die während der Schwangerschaft selten körperlich aktiv waren, bekamen zudem häufiger ein makrosomes Baby (Geburtsgewicht über 4000 Gramm) und benötigten einen längeren Krankenhausaufenthalt nach der Entbindung als körperlich aktive Frauen.

Mögliche Effekte auf Gehirn, Verhalten und Stressresistenz

Zudem können bei Babys von körperlich aktiven Frauen während der Schwangerschaft eine verbesserte Stressresistenz sowie eine fortgeschrittene neurobehaviorale (Gehirn, Nerven und Verhalten betreffend) Reifung festgestellt werden.

Sport schadet dem ungeborenen Baby nicht

„Regelmäßige körperliche Aktivität in Form von Sport ist allen Schwangeren anzuraten, bei denen keine Kontraindikatoren auftreten. Die Sorge, dem ungeborenen Baby durch sportliche Betätigung zu schaden, ist unbegründet. Trotz dessen hört ein erheblicher Teil der Frauen auf, Sport zu treiben, nachdem sie erfahren haben, dass sie schwanger sind. Ein inaktiver Lebensstil kann jedoch zu negativen gesundheitlichen Folgen wie Bluthochdruck, mütterliche und kindliche Fettleibigkeit, Schwangerschaftsdiabetes, Atemnot und Präeklampsie beitragen. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich mit den positiven Effekten von Sport während der Schwangerschaft auseinanderzusetzen. Unzählige Studien widerlegen Bedenken zu körperlicher Aktivität während der Schwangerschaft und bestätigen, dass Sport die Entwicklung des Babys positiv beeinflusst und die Gesundheit der werdenden Mutter fördert. Auch die Geburt kann erleichtert werden.“

Topics Frauengesundheit

Sources

  1. Wang, C., Wei, Y., Zhang, X., et al. (2017). A randomized clinical trial of exercise during pregnancy to prevent gestational diabetes mellitus and improve pregnancy outcome in overweight and obese pregnant women. American Journal of Obstetrics and Gynecology ↩︎
  2. Ghandali, N.Y., Iravani, M., Habibi, A. & Cheraghian, B. (2021). The effectiveness of a Pilates exercise program during pregnancy on childbirth outcomes: a randomised controlled clinical trial. BMC Pregnancy and Childbirth ↩︎
  3. Morgan, K.L., Rahman, M.A., Hill, R.A. et al. (2014). Physical activity and excess weight in pregnancy have independent and unique effects on delivery and perinatal outcomes. PLoS One ↩︎
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