29. März 2023, 15:25 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Als Musiker, DJ und Produzent begeistert der Künstler Diplo seit Jahren Millionen von Zuhörern. Nun sorgte der US-Amerikaner mit einem Marathonlauf für Aufsehen. Nicht nur die gute Zeit ließ staunen, sondern auch die Tatsache, dass er nach eigener Aussage während des Laufs auf LSD war. FITBOOK fragte einen Mediziner, wie gefährlich so was ist.
Hinter dem Künstlernamen Diplo steckt der US-Amerikaner Thomas Wesley Pentz. Der 44-Jährige ist ein umtriebiger Musiker, der nicht nur selbst Lieder komponiert und produziert, sondern auch Teil von verschiedenen Musikprojekten wie Major Lazer, LSD und Jack Ü ist. Zudem hat er in den letzten Jahren mit den größten Popstars wie Justin Bieber, Beyoncé, Madonna und Shakira zusammengearbeitet. Doch aktuell sorgt er nicht mit seiner Musik für Aufsehen, sondern mit seiner Teilnahme am 37. Los-Angeles-Marathon (19. März 2023). Dabei ist es nicht nur die gute Zeit von unter vier Stunden (3:55:16), die staunen lässt. Vielmehr ist es die Aussage von Diplo, er sei während des Laufs unter Drogeneinfluss von LSD gewesen.1 Ist das der Grund für die schnelle Zeit? Und wie gefährlich ist das? Dazu hat FITBOOK den Experten Enrico Zessin, Sportmediziner und Verbandsarzt des Deutschen Leichtathletik Verbands, befragt.
Übersicht
Diplo schafft unvorbereitet eine Zeit von unter vier Stunden
Der Marathonlauf von Diplo lässt Außenstehende staunen. Denn der Musiker soll laut einem Instagram-Beitrag, den er veröffentlichte, unvorbereitet die Zeit von unter vier Stunden gelaufen sein. Das ist für untrainierte Marathonläufer eine Ausnahmezeit. „Grundsätzlich ist es möglich, einen Marathon ohne großes Training zu laufen. Dafür sollte aber eine gewisse Grundfitness vorhanden sein. Und es tut auf jeden Fall weh, selbst erfahrenen Läufern. Für jemanden, der niemals Sport macht, ist dies wahrscheinlich nicht durchzuhalten“, kommentiert der Sportmediziner Enrico Zessin. Ganz untrainiert ist Diplo jedoch nicht, denn er lief schon früher einen Halbmarathon. Und auch äußerlich präsentiert sich sein Körper ziemlich fit für einen 44-Jährigen.
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Das Mindset spielt eine wichtige Rolle, aber …
Körperliche Fitness ist aber nur ein Faktor, der beim Marathonlauf eine Rolle spielt. Laut Laufexperte Zessin spielt auch das Mindset eine entscheidende Rolle. Also die mentale Stärke, „wie willensstark und auch leidensbereit eine Person ist“, erklärt er. Selbst wenn man einen extrem starken Willen hat, rät der Sportmediziner untrainierten Personen davon ab, einen Marathon zu laufen. „Es besteht für eine völlig untrainierte Person ein hohes Verletzungsrisiko, da die Muskulatur den Belastungen kaum standhalten kann. Aber auch das Weichteilgewebe wie Sehnen, Knorpel etc. haben sich an solche Belastung nicht angepasst und können schnell Schaden nehmen“, so der Sportmediziner. Besonders gefährlich sei es für das Herz-Kreislauf-System, da es an solch eine Belastung überhaupt nicht gewöhnt ist.
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LSD-Einnahme zur Leistungssteigerung?
Offenbar weiß auch Diplo, dass es für unvorbereitete Marathonläufer kaum möglich ist, unter vier Stunden zu laufen. Deswegen hat er laut eigener Aussage mit der Droge LSD (Lysergsäurediethylamid) nachgeholfen. Dabei handelt es sich um eines der stärksten Halluzinogene, welches Einfluss auf die Serotonin-Produktion im Körper nimmt. Es kann zu tranceartigen Zuständen führen, die eine Mischung aus Traum, Realität und Halluzinationen erzeugen.2 LSD gilt als gefährlich, da es unter anderem Psychosen auslösen kann.
Ob nun Diplo tatsächlich LSD eingenommen hat oder es nur behauptet, kann nicht überprüft werden. Doch wäre das überhaupt nützlich bei einem Marathonlauf? „Es ist bekannt, dass der Einsatz von Drogen im Sport das Potenzial hat, die Leistung zu steigern, aber auch der gegenteilige Effekt ist möglich“, sagt der Sportmediziner. Es hänge davon ab, wie individuell die Person auf diese Droge reagiert. „Aus Erfahrung wissen wir, dass Menschen unter Drogen enorme Kräfte entwickeln können, die sie unter normalen Bedingungen nicht zustande bringen. Sie können das vergleichen mit einer Person, die um ihr Leben kämpft oder einer sehr großen Gefahr ausgesetzt ist. In solchen Situationen können auch besondere Kräfte abgerufen werden“, erklärt Enrico Zessin die Wirkung von Drogen beim Sport.
Wie gefährlich ist das?
Aber wie gefährlich ist es, wenn man, wie Diplo behauptet, LSD bei einem Marathonlauf einnimmt? „Durch Drogen, wie zum Beispiel LSD, kann die Schmerzgrenze stark verschoben werden. In solch einem Fall kann ein Läufer weit über seine natürlichen Grenzen hinausgehen“, sagt der Experte. Dies habe den großen Nachteil, dass auch bei beginnenden Verletzungen weiter gelaufen wird, da diese nicht wahrgenommen werden. Somit bestehe ein großes Verletzungsrisiko. „Zudem hat LSD einen Einfluss auf den Blutdruck und die Herzfrequenz, die ungesunde Bereiche erreichen können. Und auch das Zeitempfinden kann sich verändern, sodass auch von Läufern berichtet wird, dass sie dann langsamer laufen“, erklärt Enrico Zessin.
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Insbesondere bei Halluzinogenen wie LSD bestehe auch die Gefahr, dass man durch eine veränderte Realitätswahrnehmung abgelenkt ist und Hindernisse nicht erkennt oder durch Schrittfehler beim Laufen Verletzungen entstehen. „Auch natürliche Bedürfnisse wie Durst- und Hunger werden weniger stark wahrgenommen, was zu Dehydration, Herzkreislaufstörungen bis hin zum Kollaps und im schlimmsten Fall sogar dem Tod führen kann“, warnt der Sportmediziner.
Sowohl aus medizinischer als auch sportwissenschaftlicher Sicht rät er dringend davon ab, LSD zur Leistungssteigerung einzunehmen. Neben den genannten Risiken und Gefahren bringt der Drogenkonsum noch viele andere Probleme mit sich.
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Quellen
- 1. Runner’s World: Diplo Says He Ran the LA Marathon on LSD (aufgerufen am 29.3.2023)
- 2. Techniker Krankenkasse: Die Droge LSD (aufgerufen am 29.3.2023)