26. Juni 2019, 12:31 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die Darmflora spielt für verschiedene körperliche Funktionen und das Wohlbefinden eine wichtige Rolle. Nun haben US-Forscher herausgefunden, wie wichtig ein bestimmtes Bakterium auch für die sportliche Leistungsfähigkeit ist.
Die Leistung von Sportlern hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Körperbau, der mentalen Verfassung/Stärke und der Art der Ernährung ab – und offenbar auch vom Vorkommen eines bestimmten Darmbakteriums. Das schreiben Forscher vom Bostoner Joslin Diabetes Center aktuell im Fachblatt „Nature Medicine“.
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Darmbakterium vermehrt sich nach sportlicher Leistung
Das Team um Studienleiter Aleksandar Kostic hat Stuhlproben von 15 Teilnehmern des Boston-Marathons 2015 analysiert. „Eines der Dinge, die sofort unsere Aufmerksamkeit auf sich zog, war dieser einzelne Organismus, Veillonella, der unmittelbar nach dem Marathon deutlich zahlreicher vorhanden war“, wird Kostic in einer Mitteilung der Diabetes-Klinik zitiert. Die Vermehrung von Veillonella-Bakterien war im Kot von 87 Ultramarathonläufern und Ruderern festgestellt worden. Als Kontrollgruppe dienten zehn Personen mit überwiegend sitzender Tätigkeit.
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Bekannt war den Wissenschaftlern schon vorher, dass Veillonella-Bakterien Laktate als einzige Kohlenstoffquelle nutzen. Laktate entstehen bei längerer sportlicher Betätigung im Muskel – logischerweise also auch beim Marathon. Ihren Fund deuteten sie so, dass jene Mikroben die Laktate in kurzkettige Fettsäuren umgewandelt hatten. Dazu sollen sogenannte Propionate gehören, die die Leistungsfähigkeit erhöhen.
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Ergebnis in einem Versuch bestätigt
Um ihre These zu verifizieren, führten sie einen Versuch mit 16 Mäusen durch. Sie brachten die genannten Bakterien in ihren Darm ein und ließen die Mäuse anschließend bis zur Erschöpfung in einem Hamsterrad laufen. Und tatsächlich: Die Mäuse, denen Veillonella-Mikroben verabreicht wurden, liefen im Schnitt 13 Prozent länger als die Mäuse einer Vergleichsgruppe.
„Es wurde gezeigt, dass Propionate die Herzfrequenz und die maximale Rate des Sauerstoffverbrauchs erhöhen, den Blutdruck bei Mäusen beeinflussen sowie den Energieverbrauch im Ruhezustand und die Fettverbrennung bei nüchternen Menschen erhöhen“, fasst der Untersuchungsleiter zusammen.
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Leistungssteigernde Probiotika zum Einnehmen geplant
Ihre Erkenntnisse wollen die Forscher auch medizinisch nutzen. „Was wir uns vorstellen, ist eine probiotische Ergänzung, die die Menschen einnehmen können, um ihre Fähigkeit zu sinnvoller Bewegung zu verbessern und sie somit vor chronischen Krankheiten, einschließlich Diabetes, zu schützen“, sagte Kostic.