12. August 2024, 11:00 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Ein Sprung ins Becken, kurz noch eine Bahn schwimmen und dann einen Taucherring aus dem schultertiefen Wasser an die Oberfläche holen – vermutlich ist die Erinnerung an das Seepferdchen bei einigen noch präsent. Überdies gibt es noch andere Abzeichen, die etwas über die Fähigkeiten eines Schwimmers verraten. Sind Sie den „Gold“-Abzeichen gewachsen? Oder gar einem der Leistungsschwimmabzeichen?
Man kann es nicht oft genug sagen: Kinder sollten so früh wie möglich schwimmen lernen! Das vermindert nicht nur das Risiko von Ertrinkungsunfällen – Schwimmen trainiert auch die Muskulatur und fördert die Fähigkeit zur Koordination. In Deutschland gibt es verschiedene Schwimmabzeichen, die anzeigen, über welche Fähigkeiten ein Schwimmer verfügt. FITBOOK verrät, um welche es sich handelt.
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Übersicht
- Welche Schwimmabzeichen gibt es – und wer vergibt sie?
- Seepferdchen (Frühschwimmer)
- Deutsches Schwimmabzeichen „Bronze“ – Nachweis des sicheren Schwimmens
- Deutsches Schwimmabzeichen „Silber“
- Deutsches Schwimmabzeichen „Gold“
- Seehund „Trixi“ (Vielseitigkeitsschwimmer)
- Leistungsschwimmabzeichen „Hai“
- Deutsches Leistungsschwimmabzeichen „Silber“
- Deutsches Leistungsschwimmabzeichen „Gold“
- Warum sollte man als Erwachsener ein höheres Schwimmabzeichen ablegen?
- Quellen
Welche Schwimmabzeichen gibt es – und wer vergibt sie?
Die Schwimmabzeichen „Bronze“, „Silber“, „Gold“ sowie das „Seepferdchen“ sind Abzeichen des Bundesverbandes zur Förderung der Schwimmausbildung (BFS), die sich mit folgenden Organisationen zusammengeschlossen haben:
- Deutscher Schwimm-Verband (DSV)
- Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG)
- Arbeiter-Samariter-Bund (ASB)
- Bundesverbandes Deutscher Schwimmmeister (BDS)
- Verband Deutscher Sporttaucher (VDST)
- Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes (DRK)
„Die Abzeichen werden gemäß der deutschen Prüfungsordnung Schwimmen durch alle Verbände einheitlich abgenommen“, erklärt Henning Bock vom BFS auf FITBOOK-Anfrage.
Dabei werden die drei Leistungsabzeichen sowie „Seehund Trixie“ und „Hai“ hingegen ausschließlich vom Deutschen Schwimmverband (DSV) abgenommen. Weiterhin gibt es die Rettungsschwimmabzeichen in „Bronze“ und „Silber“, die nur vom ASB, der Wasserwacht des DRK und der DLRG abgenommen werden.
Seepferdchen (Frühschwimmer)
Anforderungen für das Anfängerzeugnis „Seepferdchen“ laut Bundesverband zur Förderung der Schwimmausbildung (BFS)1wären:
- Kenntnis von Baderegeln
- Ein Sprung vom Beckenrand mit anschließendem 25 Meter Schwimmen in einer Schwimmart in Bauch- oder Rückenlage (Grobform, während des Schwimmens in Bauchlage erkennbar ins Wasser ausatmen)
- Heraufholen eines Gegenstandes mit den Händen aus schultertiefem Wasser (Schultertiefe bezogen auf den Prüfling)
Wann sollten Kinder den ersten Schwimmkurs machen – und wo?
Mit den Schwimmkursen, die von den oben genannten Institutionen angeboten werden, ist man also auf der sicheren Seite. Zudem gewährleisten sie gut ausgebildete Trainer, die pädagogisch und didaktisch stets bestens geschult sind – und sind kostengünstig. Die DLRG empfiehlt, mit fünf Jahren den ersten Schwimmkurs zu absolvieren. Also vor der Einschulung.2 Bereits in diesem Alter seien die Kinder in der Lage, Atmung, Arm- und Beinbewegung zu koordinieren. Dieser erste Kurs endet in der Regel mit dem ersten Abzeichen: dem Seepferdchen.
Allerdings ist das Seepferdchenabzeichen kein Nachweis des sicheren Schwimmens. Man betrachtet es eher als eine wichtige und auch vorbereitende Prüfung für den Erwerb des Jugendschwimmabzeichens „Bronze“. Laut dem BFS ist es trotzdem wichtig, dass Kinder mit einem Seepferdchenabzeichen von ihren Eltern im Wasser beaufsichtigt werden sollten.
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Wie viele Seepferdchenabzeichen werden pro Jahr abgelegt?
Tatsächlich hat die DLRG mit über 56000 Seepferdchenabzeichen 2022 nach dem Corona-Einbruch mehr Abzeichen abgenommen als im letzten Vorkrisenjahr 2019. „Das hat viel damit zu tun, dass 2022 sehr viele Maßnahmen zur Förderung der Anfängerschwimmausbildung getroffen wurden, auch durch die Bundesländer“, weiß Henning Bock. Bundesweite Zahlen über alle Verbände gibt es leider nicht. Insgesamt leide die Schwimmausbildung unter Badschließungen, fehlenden Ausbildern und fehlenden Lehrern in der schulischen Schwimmausbildung.
Können auch Erwachsene das Seepferdchen ablegen?
Ja! „Es heißt dann meist nur Frühschwimmerzeugnis, weil die Erwachsenen nicht unbedingt ein Seepferdchenabzeichen an der Badehose brauchen“, erklärt Henning Bock vom BFS gegenüber FITBOOK. Die Anteile der Erwachsenen bei diesem Abzeichen sei aber verschwinden gering: „Wer als Erwachsener Schwimmen lernen will, zielt dann schon eher auf das Schwimmabzeichen Bronze und legt nicht unbedingt noch einen Prüfungsschritt davor ab.“
Deutsches Schwimmabzeichen „Bronze“ – Nachweis des sicheren Schwimmens
Anforderungen für das Schwimmabzeichen „Bronze“:
- Sprung kopfwärts vom Beckenrand und 15 Minuten Schwimmen, wobei in dieser Zeit mindestens 200 Meter zurückzulegen sind – davon 150 Meter erkennbar in Bauch- oder Rückenlage und 50 Meter in der anderen Körperlage. Die Körperlage sollte während des Schwimmens auf der Schwimmbahn ohne Festhalten gewechselt werden.
- Einmal ca. 2 Meter Tieftauchen von der Wasseroberfläche mit Heraufholen eines kleinen Gegenstandes (z. B. kleiner Tauchring)
- Kenntnis von Baderegeln
Grundsätzlich gilt das Schwimmabzeichen „Bronze“ als Nachweis des sicheren Schwimmens. „Wenn es um Sicherheit im Wasser geht, ist dieses Abzeichen völlig ausreichend“, sagt Henning Bock zu FITBOOK.
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Deutsches Schwimmabzeichen „Silber“
Anforderungen für das Schwimmabzeichen „Silber“ laut BFS:
- Sprung kopfwärts vom Beckenrand und 20 Minuten Schwimmen. In dieser Zeit sind mindestens 400 m zurückzulegen, davon 300 m in Bauch- oder Rückenlage, in einer erkennbaren Schwimmart und 100 Meter in der anderen Körperlage (Wechsel der Körperlage während des Schwimmens auf der Schwimmbahn ohne Festhalten)
- Zweimal ca. 2 Meter Tieftauchen von der Wasseroberfläche mit Heraufholen je eines kleinen Gegenstandes
- Ein Sprung aus 3 Meter Höhe oder zwei verschiedene Sprünge aus 1 Meter Höhe
- 10 Meter Streckentauchen mit Abstoßen vom Beckenrand im Wasser
- Kenntnis von Baderegeln und Verhalten zur Selbstrettung (etwa Verhalten bei Erschöpfung, Lösen von Krämpfen)
Deutsches Schwimmabzeichen „Gold“
Beim Deutschen Sportabzeichen wird das Schwimmabzeichen „Gold“ für die Ausdauerleistungen anerkannt.3 Henning Bock vom BFS: „Es ist gerade im höheren Alter vielleicht leichter zu bewältigen als vergleichbare Leistungen an Land.“
Anforderungen für das Schwimmabzeichen „Gold“ laut BFS:
- Sprung kopfwärts und 800 Meter Schwimmen in höchstens 30 Minuten, davon 650 Meter in Bauch- oder Rückenlage und 150 Meter in der anderen Körperlage (Wechsel der Körperlage während des Schwimmens auf der Schwimmbahn ohne Festhalten)
- Startsprung und 25 Meter Kraulschwimmen
- Startsprung und 50 Meter Brustschwimmen in höchstens 75 Sekunden
- 50 Meter Rückenschwimmen mit Grätschschwung ohne Armtätigkeit oder Rückenkraulschwimmen
- 10 Meter Streckentauchen ohne Abstoßen vom Beckenrand
- Drei kleine Gegenstände aus einer Wassertiefe von etwa zwei Metern innerhalb von 3 Minuten heraufholen (höchstens 3 Versuche)
- Sprung aus 3 Meter Höhe oder 2 verschiedene Sprünge aus 1 Meter Höhe
- 50 Meter Transportschwimmen: Schieben oder Ziehen
- Kenntnis von Baderegeln und Hilfe bei Bade-, Boots- und Eisunfällen (Selbstrettung und einfache Fremdrettung)
Nachfolgend die Schwimmabzeichen, die ausschließlich vom Deutschen Schwimm-Verband abgenommen werden.
Seehund „Trixi“ (Vielseitigkeitsschwimmer)
Anforderungen für das Vielseitigkeitsabzeichen „Trixi“4:
- 25 Meter Brustschwimmen
- 25 Meter Rücken- oder Kraulschwimmen
- 15 Meter einen Wasserball führen
- Kopfsprung vorwärts
- 7 Meter Streckentauchen
- 1 Rolle vorwärts oder rückwärts um die Quer- oder Längsachse im Wasser
Hierbei ist das Benutzen einer Schwimm- oder Taucherbrille jedoch verboten.
Leistungsschwimmabzeichen „Hai“
Das Schwimmabzeichen „Hai“ wird – wie „Trixi“ – ausschließlich vom Deutschen Schwimm-Verband abgenommen.5
Die Anforderungen für den „Hai“:
- 50 Meter Brustschwimmen unter 1 Minute
- 50 Meter Kraulschwimmen unter 0:50 Minuten
- 50 Meter Rückenkraulschwimmen unter 1 Minute
- Kopfsprung aus 3 Metern Höhe oder Salto vorwärts aus 1 Meter Höhe
- 25 Meter Wasserballdribbeln
Deutsches Leistungsschwimmabzeichen „Silber“
Anforderungen für das Leistungsschwimmabzeichen „Silber“:
- 100 Meter Brustschwimmen in unter 1:55 Minuten
- 100 Meter Rückenkraulschwimmen in unter 1:50 Minuten
- 100 Meter Kraulschwimmen in unter 1:40 Minuten
- 100 Meter Lagenschwimmen ohne Zeitlimit
- 400 Meter Freistilschwimmen unter 10 Minuten
- Kopfsprung vorwärts aus 3 Metern Höhe
- Salto vorwärts aus 1 Meter Höhe
- 25 Meter Wasserballdribbeln unter 25 Sekunden (damit ist gemeint, dass man den Ball vor dem Kopf vorantreiben muss)
Deutsches Leistungsschwimmabzeichen „Gold“
Anforderungen für das Leistungsschwimmabzeichen „Gold“:
Frauen
- 100 Meter Brustschwimmen unter 1:45 Minuten
- 100 Meter Kraulschwimmen unter 1:30 Minuten
- 100 Meter Rückenkraulschwimmen unter 1:45 Minuten
- 50 Meter Schmetterlingsschwimmen unter 0:45 Minuten
- 400 Meter Kraulschwimmen unter 8 Minuten
- Kopfsprung aus 3 Metern Höhe
- Salto aus 1 Meter Höhe
- 50 Meter Wasserballdribbeln unter 1 Minute
Männer
- 100 Meter Brustschwimmen unter 1:35 Minuten
- 100 Meter Kraulschwimmen unter 1:20 Minuten
- 100 Meter Rückenkraulschwimmen unter 1:35 Minuten
- 50 Meter Schmetterlingsschwimmen unter 0:40 Minuten
- 400 Meter Kraulschwimmen unter 7 Minuten
- Kopfsprung aus 3 Metern Höhe
- Salto aus 1 Meter Höhe
- 50 Meter Wasserballdribbeln unter 1 Minute
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Warum sollte man als Erwachsener ein höheres Schwimmabzeichen ablegen?
Für die weiteren Prüfungen erwirbt man zusätzliche Kenntnisse und Fähigkeiten, sich noch besser im Wasser zurechtzufinden und es vielfältiger zu erleben. Etwa durch einen weiteren Schwimmstil und noch effizienteres – also leichteres und ausdauernderes – Schwimmen. „Letztlich hilft es dabei, den Bewegungsraum Wasser besser zu nutzen und die positiven gesundheitlichen Aspekte des Schwimmens mehr zur Geltung zu bringen“, weiß Henning Bock.
Meistens lernt man in Deutschland nur Brustschwimmen – viele bekommen aber durch den hochgereckten Kopf Probleme mit dem Nacken. Es wäre daher sinnvoll, Kraulschwimmen zu lernen! Das ist effizienter, erfordert aber ein paar mehr koordinative Fähigkeiten als das Ausatmen unter Wasser.
Als anderes Beispiel nennt Bock Rückenschwimmen: „Sehr angenehm, was das Atmen angeht, verlangt aber eine gute räumliche Orientierung, will man nicht an die Wand donnern.“ Alls diese Schwierigkeiten würden kleiner, wenn man auf die verschiedenen höheren Prüfungen hintrainiert. „Das wäre also eine Motivation für jemanden, der besser, länger und auch eleganter Schwimmen möchte.“