5. August 2020, 18:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Surfen ist extrem cool, aber auch sehr gefährlich. Das musste auch US-Profi John John Florence am eigenen Leib erfahren. Der zweifache Weltmeister hat sich in fünf Monaten von einem Kreuzbandriss erholt und surft wieder auf Top-Niveau. Jetzt hat er verraten, wie die harte Rehabilitation ausgesehen hat.
Im Juni 2019 schien die Welt für John John Florence noch in Ordnung – mehr als das. Bei der World Surf League in Rio de Janeiro (Brasilien) lag der Hawaiianer an der Spitze der Weltrangliste und war auf dem Weg zu seinem dritten Weltmeistertitel. Eine Tipi-förmige Welle veränderte alles. Der 27-Jährige paddelte in die Welle, doch diese entwickelte sich nicht zum gewünschten Barrel, sondern stürzte zusammen. Bei einem Manöver, das ihn davor bewahren sollte, nicht unter der Welle begraben zu werden, riss sich Florence das vordere Kreuzband am rechten Knie – genau jenes Band, dass ihm schon im Vorjahr Ärger bereitete. Damit war der Traum vom Titel ausgeträumt.
Besonders tragisch: Das vordere Kreuzband trägt beim Surfen entscheidend zur Stabilität im Wasser und der Balance auf dem Brett bei. John John Florence ließ sich sofort operieren und flog dafür nach flog nach Newport Beach in Kalifornien, wie aktuell die „Men’s Health“ berichtet.
Zehn Tage voller Schmerzen
Dort begab sich John John Florence begab in die Hände von Warren Kramer. Der Kniespezialist entfernte einen Teil einer Sehe von Florences hinterem Oberschenkel, um aus dieser ein neues Kreuzband zu formen. Die ersten Monate nach der Operation stand ruhiges Training auf dem Plan: leichtes Beinheben und Mobilitätstraining half, die Kraft im Oberschenkel die Beweglichkeit des Surfers zu erhalten.
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Doch de Zeit drängte: Um sich für die Olympischen Spiele in Tokio zu qualifizieren (die eigentlich im Juli 2020 hätten stattfinden sollen und dann aufgrund der Corona-Pandemie verschoben wurden), blieben ihm noch fünf Monate.
Nach zweieinhalb Monaten wurde das Rehabilitationstraining härter: Florence war soweit sich in die Hände von Drew Morcos, Spezialist für Physiotherapie, zu begeben und an seiner Muskulatur zu arbeiten und die verletzen Bereiche zu stärken.
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Das Rehabilitations-Workout des Surfers
Zwei Mal täglich galt es für den 27-Jährigen zum Training anzutreten. Die Stärkung der Beinmuskulatur und die Dehnung der Sehne standen dabei im Fokus. Dazu führte John John Florence Kniebeugen und Ausfallschritte aus. Wichtig: Der Surfer trainierte mit wenig Gewicht und vielen Wiederholungen. Die Übungen wurden kontrolliert und so langsam wie möglich ausgeführt. Zur zusätzliche Belastung wickelte John Johns Trainer die Oberschenkel des Surfers in eine Spezial-Manschette, um dem Blutfluss im Bein zu beschränken. „Ich habe wirklich hart gearbeitet“, sagte Florence der „Men’s Health“. Und weiter: „Es war verrückt, wieviel Kraft ich in kurzer Zeit gewonnen habe.“
Um das Gleichgewicht des Surfers zu trainieren, kam ein sogenannter Bosu-Ball zum Einsatz. Auf der wackligen Fläche, die einem halben Gymnastikball ähnelt, absolvierte Florence einbeinige Kniebeugen. Zur Steigerung der Koordination musste er zusätzlich Tennisbälle fangen oder mit dem Surfbrett auf einer Schaumstoffrolle balancieren. Mit fortschreitender Genesung unternahm Florence wöchentliche Reisen nach Hawaii, um auf kleinen Wellen vor seinem Haus zu reiten.
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Langsam kam das Gefühl auf dem Brett zurück. Florence fühlte sich sicherer, sodass er im Dezember 2019 – fünf Monate nach seiner Verletzung – sogar am „Pipe Masters“-Wettbewerb auf Hawaii teilnehmen konnte. Er belegte den fünften Platz und konnte seinen Platz im Olympia-Team der USA gegen Surf-Superstar Kelly Slater behaupten. „Ich bin physisch so stark wie nie zuvor“, sagte Florence der „Men’s Health“. Die Zeit, die er durch die Verschiebung der Olympischen Spiele gewonnen hat, will er nun nutzen, um noch besser zu werden und wieder an die Spitze zu surfen.
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