5. Juni 2020, 17:26 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Hand aufs Herz: Für die meisten von uns ist Bauchtraining ein notwendiges Übel, das sich früher oder später mit einer festen, kräftigen Muskulatur in der Körpermitte auszahlen soll. Anscheinend gibt es aber auch Menschen (vor allem Frauen), die bereits an den Bauch-Übungen selbst Freude haben. Große Freude. FITBOOK wollte wissen, ob es stimmt, dass durch intensives Krafttraining ein Orgasmus erreicht werden kann.
Es kann sich als eine Art Glücksgefühl darstellen, wenn man sein Bauchtraining endlich erfolgreich hinter sich gebracht hat. Die physische Wahrnehmung ist bei vielen aber wohl eine andere: Schmerz. Doch offenbar braucht es genau das, damit das Workout einen tatsächlichen Höhepunkt findet. Was ist dran am Orgasmus durch Bauchtraining?
Studie bestätigt Orgasmus durch Sport
Die Rede ist nicht von Kräftigungsübungen für den Beckenboden (etwa mit Liebeskugeln) und ebenso wenig von einem Fitnesstrend mit genitalem Fokus. Vielmehr gibt es den Mythos vom „Coregasm“ (Wortkombination aus „Core-“ für Rumpf und „-gasm“ für Orgasmus) schon seit vielen Jahren. 2012 sind ihm Forscher der Universität von Indiana (IU) auf den Grund gegangen. Mit positivem Ergebnis.
„Die Datenlage ist interessant, weil sie darauf hindeutet, dass der Orgasmus nicht unbedingt ein sexuelles Ereignis ist“, fasste damals Debby Herbenick zusammen. Sie ist neben ihrer leitenden Funktion in der Abteilung für sexuelle Gesundheitsförderung an der IU auch als Sexkolumnistin tätig. Am häufigsten träten „sportinduzierte Orgasmen“ laut Herbenick bei intensivem Bauchtraining auf.
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Sexuelle Stimulation ohne Sex
Den Forschern hatten Daten von insgesamt 370 Frauen im Alter zwischen 18 und 63 Jahren zur Verfügung gestanden. Die meisten von ihnen hatten angegeben, liiert oder verheiratet zu sein, 69 Prozent von ihnen heterosexuell. Unter den Teilnehmerinnen sollen 124 Frauen beim Sport (jeweils bis zu 10 Mal) zu einem tatsächlichen Höhepunkt gekommen sein. Die restlichen 246 Frauen wollen zumindest intensive sexuelle Gefühle erlebt haben, ebenfalls wiederholt.
Weitere Details der Untersuchung sind in einer Pressemitteilung der Uni nachzulesen.
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Klingt gut. Deshalb gibt es vielerorts (vor allem in den USA) Fitnessstudios, die „Coregasm“-Workouts anbieten und außerdem Anleitungen im Netz oder als Video für zu Hause zum Kaufen. Dabei ist noch nicht wirklich bekannt, was konkret bei den „sportinduzierten Orgasmen“ passiert – zumindest laut den Forschern der IU.
Mit Bauchtraining zum Orgasmus?
Das US-Onlinemedium „Healthline“ weiß es offenbar besser. „Wenn man seine Muskeln beansprucht, um den Körperkern zu stabilisieren, kann es zu einer Beteiligung der Beckenbodenmuskulatur kommen“, heißt es da. Und: Dass es essenziell ist, richtig an die Belastungsgrenze zu gehen, um zum Orgasmus kommen zu können.
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„Healthline“ gibt auch Empfehlungen, welche Übungen ins Core- bzw. Bauchtraining integriert werden sollten, um die Wahrscheinlichkeit auf das Erreichen eines Coregasm zu erhöhen. Es soll nämlich nicht jedes Mal klappen. Zu einem orgasmusverdächtigen Workout gehören demnach u.a. Crunches, seitliche Crunches, „Leg lifts“ (= in Rückenlage die Beine in die Senkrechte bringen, Po am Boden lassen, und die Beine kontrolliert wieder absenken), Kniebeugen und Planks.
Da es sich um Muskelpartien handelt, die neben gezieltem Bauchtraining auch beim Yoga angesprochen werden, soll es auch einen „Yogasm“ geben. Laut „Women‘s Health“ wollen Frauen auch beim Laufen oder Radfahren schon zum Höhepunkt gekommen sein. Das Ganze soll bei Männern theoretisch auch möglich sein, aber sehr, sehr selten.
Wir haben bei deutschen Sportlerinnen nachgefragt. Leider können weder Personal Trainerinnen, Yoga-Lehrerinnen noch Crossfitterinnen aus dem FITBOOK-Pool von entsprechenden Erfahrungen berichten – und doch ist ihnen das Thema zu heiß, um an dieser Stelle namentlich zitiert werden zu wollen…
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Probieren geht über nicht probieren
Deshalb aber bitte nicht den Glauben an den Coregasm verlieren! Immerhin räumen auch diejenigen, die von seiner Existenz überzeugt sind, ein, dass es nicht bei jede(r) und vor allem nicht immer klappt. Probieren schadet garantiert nicht! Und selbst ohne Orgasmus kommt vielleicht zumindest die Lust am Sport.