11. März 2021, 11:31 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Wie viele Burpees schaffen Sie? Ganz gleich, was Sie jetzt sagen: Nick Anapolsky (32) schafft mehr. Der Kanadier hat kürzlich den Weltrekord für die meisten Burpees in einer Stunde gebrochen. FITBOOK erzählte er mehr über die verrückte Challenge, sein Training und seine Motivation.
Fast zwei Jahre hielt der Weltrekord des australische Autorennfahrers Macauley Jones für die meisten Chest-to-Ground-Burpees in einer Stunde. Am 22. Juni 2019 setzte er sich mit 870 Wiederholungen in 60 Minuten an die Spitze der Guiness-Weltrekord-Liste. Jetzt toppte Nick Anapolsky diesen irren Wert um 9 Wiederholungen. Der Kanadier erzählt FITBOOK, wieso ein T-Shirt-Weltrekord der Ursprung seiner Idee war, warum er nicht gezielt für den Rekord trainiert hat und wann ihn fast die Kräfte verlassen hätten.
Übersicht
Der neue Burpee-Rekordhalter ist kein Unbekannter
Die neue Bestmarke bezieht sich auf eine spezielle Form des Burpees, den Chest-to-Ground-Burpee. Ein normaler Burpee ist eine Kombination aus Kniebeuge, Strecksprung und Liegestütz. Beim Chest-to-Ground-Burpee muss der Athlet zusätzlich den Oberkörper auf dem Boden ablegen und die Arme komplett ausstrecken. In den nächsten Tagen wird nun Nick Anapolsky als Weltrekordhalter auf der Website der Guiness Weltrekorde aufgeführt sein: 879 Chest-to-Ground-Burpees und damit neun mehr als Jones, der bisherige Rekordhalter. Pro Minute waren das mehr als 14 Burpees! Der erfolgreiche Versuch fand zwar schon am 6. März 2021 statt, doch die Formalitäten müssen noch geklärt werden.
Der 32-jährige Nick Anapolsky ist kein Unbekannter in der kanadischen Fitnessszene. Er spielte in seiner Kindheit und Jugend Football und wurde nach seinem Uni-Abschluss professioneller Football-Spieler in Australien. Nach seiner Spielerkarriere kehrte er nach Kanada zurück und widmete sich dem Crossfit. „Ich habe das Gefühl, dass Crossfit einen auf praktisch jeden körperlichen Test vorbereiten kann“, erzählt Nick Anapolsky im FITBOOK-Interview. Heute sind er und seine Ehefrau Kaitlyn Besitzer eines eigenen Crossfit-Studios namens „Polsky’s Strength and Conditioning“ in Ontario, in dem sie beide auch als Coaches arbeiten. So hat Nick neben seiner Crossfit-Lizenz unter anderem auch Ausbildungen als Trainer für Gewichtheben und Zumba.
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Die Sache mit dem Lockdown und dem T-Shirt-Weltrekord
Im Zuge des Lockdowns in Kanada mussten auch Nick und Kaitlyn ihr Fitnessstudio schließen. Ihren Mitgliedern stellten sie Workouts zusammen, die sie zu Hause absolvieren konnten. Eine zentrale Übung dabei: Burpees. „Schließlich haben wir bei einer Spendenaktion mitgemacht, bei der es darum ging, lokale Restaurants zu unterstützen“, erzählt Nick. „Dabei haben wir eine Stunde lang Burpees gemacht und danach Essen unseres Lieblingsrestaurants bestellt.“ Im Nachgang dieser Aktion schlug ein Gym-Mitglied von Nick vor, den Weltrekord für die meisten Burpees anzugehen. In der Vergangenheit hatte der besagte Sportler den Guiness Weltrekord für die meisten zeitgleich getragenen T-Shirts gebrochen. Nick musste nicht lange überredet werden: „Die Standards für den Chest-to-Ground-Burpee des Guinness-Weltrekord-Buches waren etwas anders, als die, die ich durch das Crossfit-Training gewöhnt war. Aber ich hatte das Gefühl, dass es möglich wäre, den Rekord zu brechen.“
Burpees sind nicht gleich Weltrekords-Burpees
Die erwähnten Standards sind ausführlich. Aber Nick hatte alle zu befolgen, sonst wäre sein Versuch nicht gewertet worden. „Ich musste meine Körpergröße messen, durch zwei teilen und diese Distanz durch zwei Linien auf dem Boden markieren“, schildert der Sportler. Zu Beginn jeder Wiederholung musste er ich mit ausgestreckten Armen auf den Boden legen, die Füße dabei hinter der zweiten Linie. Danach den Körper vom Boden stemmen und mit den Füßen vor die vordere Linie springen. Als Letztes ein Sprung nach oben, wobei der Körper in einer gerade Linie sein muss, bevor er in die Ausgangsposition am Boden zurückkehrt. Auf seinem Instagram-Account zeigt der Kanadier, wie das bei seinem Weltrekordversuch in der Praxis aussah:
Ein offizieller Guinness-Juror war über Zoom dazu geschaltet, um zu überprüfen, ob die Standards eingehalten wurden und um die Wiederholungen zu zählen. Alle zehn Minuten habe er durchgegeben, wie viele valide Burpees Nick bereits absolviert hatte. Für Rekord-Aspiranten war eines schwierig: „Beim Zählen hat er ‚keine Wiederholung‘ gesagt, aber nicht weshalb die jeweilige Wiederholung ungültig oder welche genau es gewesen war. Die Abzüge wurden ins Endergebnis mit eingerechnet.“ Er wisse nicht, wie viele es insgesamt waren.
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Am Tiefpunkt motivierte ihn sein kleiner Sohn
Nicht nur die Ungewissheit über die ungültigen Wiederholungen setzten dem Kanadier zu. Gegen Ende drohte der Weltrekordversuch zu scheitern. „In den letzten fünf Minuten hat mir meine Frau gesagt, dass es sehr knapp werden würde und ich schneller werden müsste, nachdem ich bereits zwei einminütige Pausen während der Stunde gemacht hatte“, erinnert sich Nick Anapolsky. „Ich hing bei der Geschwindigkeit hinterher und habe die letzten fünf Minuten durchgepowert. Da habe ich mich an einem sehr düsteren Ort wiedergefunden.“ Doch seine Verzweiflung und sein Motivationstief sollten nicht von langer Dauer sein, denn für die letzten Minuten feuerte ihn auch sein kleiner Sohn an. „Das hat mich sehr motiviert, alles zu geben und den Schmerzen einen Sinn zu geben.“
Während der 14 Monate alte Carter nur während des Finales dabei war, blieb Nicks Ehefrau Kaitlyn die vollen 60 Minuten an seiner Seite. „Sie war meine Schrittmacherin und hat mich immer wieder motiviert.“ Auch alle Trainer des gemeinsamen Fitnessstudios waren vor Ort, um den Chef zu unterstützen. Nick: „Einige haben sich dabei abgewechselt, zwischendurch neben mir Burpees zu machen, um mir beim Tempo zu helfen und weil es einfach mehr Spaß macht, die Übung gemeinsam zu absolvieren.“
Auch seine Eltern seien dabei gewesen. Wie im Video oben zu sehen, trugen alle Zuschauer einen Mund-Nasen-Schutz. „Aufgrund der Corona-Beschränkungen konnte unsere Gym Community leider nicht vor Ort dabei sein. Aber sie haben über Instagram Live zugeschaut.“ Zu wissen, dass sie alle zusehen und ihn von zu Hause aus anfeuern, habe ihm geholfen, auch in dunkelsten Momenten durchzuhalten.
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Die Vorbereitung für den Weltrekord
„Um ehrlich zu sein, habe ich nicht wirklich gezielt hierfür trainiert“, gibt der 32-Jährige zu. „Ich habe mit meinem Crossfit-Training weitergemacht und mich darauf verlassen, dass mich meine allgemeine Leistungsfähigkeit weit bringen wird.“ Für den Rest des Weges habe er auf seinen Willen vertraut. Drei Wochen vor dem Weltrekordversuch begann er damit, sich mit den ungewohnten Standards, wie den ausgestreckten Armen, vertraut zu machen. „Ab dann habe ich einige bis zu 30 Minuten lange Sessions mit jeweils 15 Burpees pro Minute gemacht. Das war die Geschwindigkeit, die ich halten musste, um den Weltrekord zu brechen“, sagt Nick Anapolsky.
Nicks Tipp, um mehr Burpees zu schaffen
Vielleicht gibt es ja einen FITBOOK-Leser, der Nicks Rekord von 879 Chest-to-Ground-Burpees brechen möchte. Für die Leserinnen gilt es übrigens, die 730 Chest-to-Ground-Burpees der Kanadierin Alison Brown zu schlagen.
FITBOOK hat übrigens mit der ehemaligen Weltrekordhalterin Stephanie Tennessen ein ausführliches Interview geführt. Auch hier finden Sie wertvolle Tipps fürs Training.
Ob Sie nun einen Weltrekord aufstellen oder schlicht mehr Burpees schaffen wollen, Nick hat einen Tipp für Sie. „Achten Sie darauf, dass Sie ihren Bewegungsablauf so kontrollieren, dass Sie Ihre Schultern schützen. Sie sollten eine stabile Liegestütz-Position üben, bei der Ihre Schulterblätter zurückgezogen und die Ellenbogen eng an den Seiten sind.“ Es kann die Schultern schwer schädigen, die Ellenbogen bei einem Burpee oder Push-up nach außen zu strecken. „Ich würde raten, die Zahl der Wiederholungen im Laufe der Zeit zu steigern.“
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In Zukunft ein weiterer Rekord?
Nick Anapolsky hatte zunächst die Vorstellung, dass ein Weltrekordversuch ein bisschen schräg sei. Am Ende sei es aber schon „ein bisschen cooler“ gewesen, als er ursprünglich gedacht hatte. „Ein besonderer Grund, wieso ich es versuchen wollte, war: Ich wollte meinem Sohn sagen, dass ich einen Weltrekord habe (oder hatte, wenn er bis dahin gebrochen sein sollte). Ich finde, das ist ziemlich cool.“
Bislang habe er aber noch nicht darüber nachgedacht, einen weiteren Rekordversuch anzugehen. „Vielleicht wird es mich jetzt, wo ich es geschafft habe, jucken, etwas anderes zu versuchen. Wenn ich durch das Buch mit den Guinness Weltrekorden blättern werde, könnte es mich inspirieren, einen weiteren zu finden.“