21. September 2020, 18:38 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
In „Die Höhle der Löwen“ kämpfen die Gründer von Breakletics bei den potenziellen Investoren um 350.000 Euro für ihr Unternehmen. FITBOOK hat mit Peter Sowinski über das Fitness-Programm gesprochen, das Elemente des Breakdance mit klassischen Übungen zu Workouts kombiniert. Und: Wir haben es ausprobiert.
Peter Sowinksi (34) und Samim Quraischi (32) sind passionierte Breakdancer. Peter, oder auch „Petair“, holte sich solo dreimal den Titel des Deutschen Meisters, 2011 auch im Team mit Kumpel Samim. Inzwischen haben die beiden den Sprung ins nächste Level geschafft und Breakletics gegründet. Mit dem „HIIT the Beat“-Workout wollen sie die Fitness-Branche buchstäblich auf den Kopf stellen. In der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ kämpfen sie um Investoren. Im Interview mit FITBOOK erklärt der studierte Sportwissenschaftler Peter Sowinski, wie das Trainingsprogramm entstanden ist, für wen es sich eignet und was seine Mutter damit zu tun hat.
FITBOOK: Was macht „HIIT the Beat“ so einzigartig?
Peter Sowinski: „Als ich mir die anderen Fitness-Apps und -Programme, die auf dem Markt sind, angeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass sie alle mehr oder weniger das Gleiche bieten. Burpees, Sit-ups, Squats etc. werden in verschiedene Workouts gepackt und müssen z. B. je nach Schwierigkeitsgrad unterschiedlich oft wiederholt werden. Natürlich funktioniert das auch: Wenn ich diese Workouts konsequent durchziehe und mich entsprechend ernähre, werde ich Resultate erzielen – zum Beispiel Muskeln aufbauen oder Abnehmen. Aber mir hat immer etwas Entscheidendes gefehlt: die Kreativität. Als ehemaliger Breakdancer möchte ich mich immer weiterentwickeln, neue Schritte kreieren, neue Bewegungen erlernen und mit Musik kombinieren. Diesen Spaß an der Bewegung, der ganz nebenbei fit und gesund macht, versuchen wir mit ‚HIIT the Beat‘ weiterzutransportieren.“
FITBOOK: Ist das Konzept nicht etwas zu ambitioniert für den „normalen“ Fitness-Sportler ohne (Break)Dance-Erfahrung und eher untauglich für die breite Masse?
Sowinski: „Überhaupt nicht! Wir haben zwar die kreativen Elemente aus dem Breakdance übernommen, sie aber so stark runtergebrochen und mit ’normalen‘ Fitnessübungen kombiniert, dass es ein High-Intensity-Programm für jeden ist. Wenn ich von der schwierigsten Übung ausgehe, die bei uns Level 15 bedeutet, schafft die vermutlich niemand. Aber auf Level 1 kann jeder mitmachen, ohne überfordert zu sein, und sich dann langsam steigern. Das ist übrigens auch der Grund, warum wir das Training nicht mehr Breakletics, sondern ‚HIIT the Beat‘ nennen. Ersteres hat viele abgeschreckt, weil sie wohl dachten: ‚Ich kann kein Breakdance‘. Seitdem die Kurse ‚HIIT the Beat‘ heißen, sind sie fast immer und überall ausgebucht.“
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„Ich teste die Übungen mit meiner Mutter“
FITBOOK: Obwohl der Kurs an sich der gleiche ist?
Sowinski: „Ja, also nur keine Angst! Ich teste neue Übungen gerne mit meiner Mutter. Und wenn Mutti sie nicht hinkriegt, schafft es die Übung wahrscheinlich auch nicht in Repertoire.“
FITBOOK: Was sagen deine ehemaligen Breakdance-Kollegen dazu, dass du aus der Szene ein Fitness-Programm entwickelt hast?
Sowinski: „Ich musste da einiges einstecken. Das sei nicht richtig, das als Produkt an die Masse zu verkaufen, es gehe gegen den Spirit von Breakdance, es sei Quatsch, etc. Aber ich sehe das anders. Es ist eben kein Fitness-Programm für Breakdancer. ‚HIIT the Beat‘ ist zwar aus dem Extremsport entstanden, aber es soll vor allem gesund sein. Ich selbst habe am eigenen Körper erfahren, was es heißt, Profi-Breakdancer zu sein. Ich habe viel, aber nicht unbedingt richtig trainiert. Von außen sah ich fit aus, aber ich habe meinen Körper strapaziert. Unter anderem hatte ich sieben Knieoperationen und zwei Bandscheibenvorfälle. Deshalb wollte ich unbedingt ein Programm entwickeln, bei dem Fitness und Gesundheit im Fokus stehen.“
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„HIIT the Beat“ gibt es in Live-Kursen und in der App
FITBOOK: Wie und wo kann man denn an „HIIT the Beat“-Kursen teilnehmen?
Sowinski: „Wir haben mittlerweile rund 1000 Trainer ausgebildet, die Kurse anbieten – zum Beispiel in Fitnessstudios oder draußen in Parks. Die meisten davon, etwa 800, sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Aber wir sind auch in Ländern wie Taiwan, Japan oder Russland vertreten. In Deutschland gibt es in fast jeder Stadt eine engagierte Community – insbesondere in Frankfurt, Stuttgart, Köln, Berlin und München. Aber auch im ländlichen Bereich gibt es immer mehr lizenzierte Trainer. Und natürlich die Möglichkeit, mit der App zu trainieren.“
FITBOOK: Ist die App euer Hauptgeschäft oder sind es die Kurse?
Peter Sowinski: „An den Kursen verdienen wir nicht direkt, sondern über die Aus- und Fortbildungen der Trainer und Trainerinnen. Das war bisher unser Main Business, welches in der Corona-Krise natürlich eingebrochen ist. Umso wichtiger wird die App für uns – und natürlich auch für die Menschen, die während Lockdown und Kontaktbeschränkungen fit bleiben wollen. Dort verzeichnen wir einen deutlichen Anstieg der Downloads. Langfristig werden wir aber auch weiterhin sowohl auf Digital Trainings als auch auf Live-Trainings setzen. Denn auch wenn das Digitale immer wichtiger wird, wird es immer Menschen geben, die lieber gemeinsam mit anderen im Gym oder Park schwitzen.“
Breakletics im Test
„„Ich glaube, von mir behaupten zu können, dass ich alles andere als ein 'Körper-Klaus' bin. In meiner Vergangenheit als Profisportlerin im Bereich Ski Alpin und Skicross habe ich so einiges an Körperbeherrschung und koordinativen Fähigkeiten erworben. Auch Ballsportarten in sämtlichen Variationen stellen mich vor keine große Herausforderung. Vor einem hat mir allerdings immer gegraut: Tanzen – und alles was damit im Zusammenhang steht. Unter diesen Vorzeichen bin ich 2019 zum ersten Mal mit Breakletics in Berührung gekommen. In Berlin konnte ich mit Freunden aus meiner Laufgruppe an einem Schnupper-Live-Training teilnehmen. Die Trainerin stand vor einer Gruppe von sechs Personen, die vermutlich alle den gleichen Gesichtsausdruck hatten: irgendwas zwischen 'Das sieht cool aus, das will ich auch probieren' und 'Ich werde mich gleich so blamieren, ich sollte es lieber sein lassen!'. Doch alle schlimmen Befürchtungen lösten sich bald in Luft auf. Schritt für Schritt wurden wir an die Übungsabfolgen herangeführt, alles im Beat der Musik. Super easy am Anfang, und am Ende sah das sportlich, tänzerisch aus – bei jedem von uns. Gleichzeitig haben die 20 Minuten Training gut angestrengt, und zwar im ganzen Körper. Doch der Rhythmus hat uns immer weiter getrieben – Aufgeben war kein Option. Ich war wirklich positiv überrascht, und kann es jedem nur empfehlen, es zumindest auszuprobieren. Und mit der App von 'HIIT the Beat' geht das auch sehr einfach – und kostenlos. Auch hier ist das Training sehr einfach aufgebaut, beginnend bei Level 1. Es werden zunächst einzelne Übungen vorgemacht und erklärt und dann zu einer 'Routine' zusammengesetzt. Ein Workout dauert somit etwa 20 Minuten. Wer Zugriff auf alle 250 Übungen, Workouts, Levels und Videos haben möchte, kann eine Plus-Mitgliedschaft abschließen. Die liegt in der App derzeit bei 24,99 Euro für drei Monate oder 69,99 Euro für 1 Jahr““– Alexandra Grauvogl
In der „Höhle der Löwen“ auf „VOX“ forderten die Gründer Peter Sowinksi und Samim Quraischi Kapital in Höhe von 350.000 Euro für zehn Prozent ihres Unternehmens. Vor den Verhandlungsgesprächen wagten sich Ex-Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg und Dr. Georg Kofler selbst auf die Trainingsbühne. Während Kofler ein bisschen zu kämpfen hatte, gelang es Rosberg recht mühelos die Level-5-Übung von „HIIT the Beat“ zu absolvieren. Doch er gestand: „Das zieht ganz schön rein!“ Nicht nur er, sondern auch die anderen Löwen fanden das Trainingsprogramm und die „Breakletics“-Gründer überzeugend. Doch die hohe Firmenbewertung stellte für alle ein Problem dar. Zu hoch sei die Gefahr, das Investment auf dem hart umkämpften Markt der Fitness-Apps nicht gewinnbringend zurückzubekommen. Kein Deal für Breakletics! Gründer Peter Sowinski gesteht: „Irgendwie war das schon vor dem Pitch klar.“ Die eigentliche Firmenbewertung von externen Experten läge sogar noch deutlich über den 350.000 Euro. Aber damit hätte man den Löwen erst gar nicht kommen brauchen. Derzeit ist „Breakletics“ mit anderen potenziellen Investoren im Gespräch, um das Projekt zu pushen.