21. September 2024, 8:19 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Beim Tanzen kommt es nicht auf das Alter an, sondern darauf, sich zu trauen. Dieser Meinung ist auch Breaker Eddie (Hai Duy Pham). Er ist davon überzeugt, dass es nie zu spät ist, mit Tanzen anzufangen. Der B-Boy selbst hat Breaking erst spät für sich entdeckt und seitdem sogar einen eigenen Move entwickelt. Heute arbeitet er als Tanzlehrer in der Samuel’s Dance Hall. Mit FITBOOK-Redakteurin Julia Freiberger sprach der Eddie über den Einstieg ins Breaking als Erwachsener, seine Trainingseinheiten sowie Lieblingsmoves.
Breaking gehört mit den schnellen Bewegungsabfolgen und außergewöhnlichen Moves zu einem athletischen Tanzstil. Immerhin erfordert Breaking laut B-Boy Eddie (31) nicht nur einen guten Gleichgewichtssinn, sondern auch Kraft, Fitness und eine ordentliche Portion Selbstvertrauen.
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Übersicht
Darum sollten sich auch Erwachsene trauen, mit Breaking anzufangen
„Es ist nie zu spät, um mit Breaking anzufangen! Ich habe persönlich auch erst mit 20 Jahren angefangen. Es fördert die Beweglichkeit und bringt viel Selbstvertrauen mit sich. Die Community ist auch sehr hilfsbereit und freundlich“, erklärte der Tänzer im FITBOOK-Interview.
Diese Moves waren besonders herausfordernd
Doch der späte Einstieg in den Sport brachte auch spezielle Herausforderungen mit sich, wie B-Boy Eddie verriet: „Die ganzen Powermoves sind für mich sehr schwer, zu erlernen. Ich war am Anfang sehr unsportlich und hatte keine Grundlagen, trotzdem wollte ich diese Moves ohne große Vorbereitungen lernen, was mir das Erlernen unnötig erschwerte. Dabei habe ich keine gute Basis bekommen. Es ist besser, sich Zeit zu nehmen und die verschiedenen Bewegungen geduldig zu erlernen. Die größte Herausforderung von mir war es dann, die falschen Gewohnheiten zu verbessern.“
»Meinen persönlichen Lieblingsmove nenne ich „Fishspin“
Mittlerweile trainiert er seit elf Jahren Breaking, hat nicht nur bessere Fitness-Gewohnheiten und diverse Schritte gemeistert, sondern sogar einen eigenen Move kreiert – den sogenannten „Fishspin“. „Es ist mein Signature Move, den ich mir selbst ausgedacht habe. Von den traditionellen Moves gefallen mir der Side Invert Freeze oder der Airchair Freeze, da ich sie besonders ästhetisch finde.“
Übersetzt man den Begriff „Signature Move“ wortwörtlich aus dem Englischen, bedeutet er so viel wie „Unterschrift und Bewegung“. Im Sport hingegen versteht man darunter eine bestimmte Bewegung, die für die jeweilige Person typisch ist – ein individuelles „Markenzeichen“.
„Momentan arbeite ich weiterhin an meinen Powermoves. Zudem möchte ich mir neue Moves oder Kombinationen ausdenken, denn darauf kommt es dann am Ende an“, verriet der Breaker.
Beim Side Invert Freeze handelt es sich um eine Art Handstand. Dabei platziert man als Tänzer seine Hände etwas mehr als schulterbreit auseinander und dreht die Handflächen leicht zueinander. Bei einem normalen Handstand hält man den Körper gerade und das Gesicht zeigt zu den Händen. Bei dem „Invert Freeze“ hingegen neigt man das Kinn zur Brust und lehnt die Beine weiter nach hinten oder etwas zur Seite. Dadurch verschiebt sich der Gleichgewichtspunkt. In der Regel zieht man die Knie zur Brust, damit die Füße durch den Freeze sichtbar werden – und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Der Airchair Freeze zeichnet sich dadurch aus, dass man den Kopf vom Boden hebt und sozusagen die Beine in der Luft schweben lässt. Hierbei zieht man die Knie zur Brust und den Ober- und Unterkörper eng zusammen, wodurch eine Art „Sitzposition“ entsteht. In dem Moment fungiert der Oberkörper dann als „Rückenlehne“ des Stuhls und die Beine als Teil des Stuhls, auf dem man sitzen würde. Diese Übung ist besonders beliebt und wird in verschiedenen Kombinationen eingesetzt.1
So sieht eine typische Breaking-Trainingseinheit aus
„Ich starte das Training, indem ich die Musik aufdrehe und mich mit lockeren Toprocks aufwärme“, gab der B-Boy Einblicke in seine Trainingsroutine. „Diese Schritte im Stehen helfen mir, in den Flow zu kommen und meine Muskeln langsam auf Betriebstemperatur zu bringen. Nach dem Aufwärmen folgen dynamische Dehnübungen. Dabei konzentriere ich mich besonders auf die Regionen, die beim Breaking stark beansprucht werden, wie Beine, Rücken, Schultern, Nacken und Handgelenke. So bereite ich meinen Körper optimal auf die intensiveren Bewegungen vor und minimiere das Verletzungsrisiko. Im Anschluss lasse ich meiner Kreativität freien Lauf und tanze im Freestyle. Hier geht es darum, mich frei zur Musik zu bewegen, neue Moves auszuprobieren und vor allem Spaß zu haben. Diese Phase hilft mir, meinen eigenen Stil zu entwickeln und meinen Flow zu verbessern.“
»Jetzt wird es technisch
Nach dem Aufwärmen geht es in den intensiven Teil des Breakings. „In diesem Teil des Trainings widme ich mich dem gezielten Üben und Perfektionieren von Bewegungen und Abläufen. Durch wiederholtes Drillen verbessere ich meine Präzision und baue Muskelgedächtnis auf. Zum Abschluss fahre ich mein Training mit einem Cool-down herunter. Langsame, sanfte Bewegungen und leichtes Dehnen helfen mir dabei, meinen Körper zu entspannen und die Regeneration einzuleiten. So beende ich das Training ruhig und ausgeglichen. Diese Struktur hilft mir, sowohl meine Technik zu verbessern als auch meine Kreativität zu fördern, während ich Verletzungen vorbeuge und meinen Körper fit halte“, so der Breaking-Experte.
Das sind der häufigste Fehler bei Anfängern
B-Boy Eddie kennt die anfängliche Ungeduld nur zu genau und weiß daher, welchen Fehler es zu vermeiden gilt. „Viele Anfänger sind sehr überstürzt und möchten schnelle Erfolge sehen. Dabei führen sie Bewegungen sehr hastig durch und bekommen keine gute Basis. Es ist besser, sich Zeit zu nehmen und die verschiedenen Bewegungen geduldig zu erlernen“, betonte B-Boy Eddie im Interview.
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Breakerin Rachael Gunn und die Olympia-Diskussion
Als erfahrener Performer verfolgt der B-Boy auch Wettbewerbe, wie z. B. bei Olympia. Seit 2024 gehört Breaking nämlich zum olympischen Programm. Doch was hielt Eddie von der umstrittenen Performance von Rachael Gunn? „Leider war Rachael Gunn bei den Olympischen Spielen weit unter dem Niveau der anderen Teilnehmer. Ich finde es schade, dass man nicht mehr über die beeindruckenden Leistungen der anderen B-Girls und B-Boys spricht. Stattdessen werden über Gunn Verschwörungstheorien verbreitet und sie wird beleidigt, was ich für völlig überzogen halte. Andererseits habe ich auch viele Kommentare von Menschen gelesen, die durch ihr Video erst auf die anderen Battles aufmerksam geworden sind und sich dann dafür begeistern konnten. Vielleicht war es am Ende doch nicht so schlecht“, so B-Boy Eddies Meinung.
Das virale Video von der Breakerin „Rachael Gunn“ hat regelrecht zu einer „Olympia-Diskussion“ geführt. Unter anderem waren es ihre außergewöhnlichen Moves, die im Internet auf eher gespaltene Meinungen gestoßen sind. Einige Breaker behaupten sogar, dass ihre Performance den Ruf des Sports herunterziehen würde.2