10. März 2023, 13:19 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
American Football ist ein Vollkontaktsport, der es absolut in sich hat. Überall kracht und knallt es auf dem Spielfeld. Das offenbart auch die FITBOOK-Doku „Alltagsathleten“ rund um Giancarlo Boone von Berlin Adler. Die Physiotherapeutin der Mannschaft sowie ein behandelnder Arzt verraten typische bis hin zu dramatischen Verletzungen auf dem Platz.
Beim American Football wird der komplette Körper beansprucht, denn anders als z. B. beim Fußball müssen nicht nur vorwiegend die Beine arbeiten. Beim Tackeln, Blocken, Fangen oder Werfen werden auch der Oberkörper und vor allem die Arme und Hände beansprucht. Daher sind Verletzungen am gesamten Körper die Folge und das nicht selten. Einige davon sind so typisch, dass sie von Marie Lindner, die sich bei Berlin Adler als Physiotherapeutin um die Spieler kümmert, als „Standardverletzungen“ beschreibt. Andere sind schon schwerwiegender – und manchmal wir. Denn der Arzt kennt die typischen, aber auch tragischen Verletzungen im deutschen Football gut.
Übersicht
„Ausgekugelte Schultern, gebrochene Knochen, überdehnte und gerissene Bänder“
Marie Lindner ist Physiotherapeutin und betreut ehrenamtlich die Spieler der Berlin Adler. Dabei bekommt sie so manche Verletzung zu Gesicht. „Ich muss sagen, dass ich bisher Glück hatte und ziemlich verschont worden bin. Ich habe bisher keine dramatischen Verletzungen mitbekommen, sondern eher so die Standardverletzungen, wenn man das sagen kann“, erzählt sie in unserer Doku am Rande, während sie gleichzeitig den Fuß eines Spielers bandagiert. Das sind ausgekugelte Schultern oder gebrochene Knochen, vor allem kleine Knochen wie das Schlüsselbein, Finger, Mittelhandknochen. Auch überdehnte oder gerissene Bänder. Also alles relativ überschaubar.“
Ebenfalls häufig, aber wesentlich weitreichender in ihrer möglichen langfristigen Auswirkung auf die Gesundheit, sind Gehirnerschütterungen. Auch diese kennt die Physiotherapeutin zur Genüge: „Natürlich gibt es im Football Gehirnerschütterungen, die sind ganz oben mit dabei. Aber die sind sehr unterschiedlich und kann man nicht miteinander vergleichen.“
Marie Lindners Angaben decken sich mit einer Studie zu typischen Verletzungen im American Football von 2019. So ergab die Analyse, dass die häufigsten Verletzungen das Kniegelenk und Schultergelenk betreffen.1 Besonders häufig kommt es dabei zu Stauchungen und Quetschungen. Brüche und ausgekugelte Gelenke kommen zwar seltener vor, machen aber dennoch einen großen Teil aus. Außerdem kommt hinzu, dass Spieler welche sich in der Zeit ein mal verletzten, mit hoher Wahrscheinlichkeiten ein zweites Mal mit Problemen zu kämpfen hatten.
Finger im Auge führte zum einseitigen Erblinden
Doch es sind nicht nur die vermeintlich „leichten“ Verletzungen, die entstehen. „Es gibt viele und vielfältige Verletzungen, weil viele Menschen gleichzeitig einer Sache hinterherrennen und da dementsprechend Kollateralschäden entstehen“, erklärt uns Dr. Pouria Taheri, der unseren Doku-Protagonisten nach einer Verletzung behandelte. Die Sicherheit in dem Sport ist gewachsen (durch Ausrüstung, inklusive Helm; Anm. d. Red.), aber man kann nicht davon sprechen, dass das ein ungefährlicher Sport ist.“
Wie gefährlich der Vollkontaktsport sein kann, zeigt eine Situation, die Orthopäde und Unfallchirurg erlebte: „Die schlimmste Verletzung, die ich gesehen habe im Football, war, als bei einem Sportler der Finger vom Gegenspieler hängengeblieben ist, und der Patient dann am Ende auf einem Auge blind war. Das war schon sehr tragisch.
Auch interessant: Warum macht man sich für sein Sport-Hobby den Körper kaputt?
Tragische Beispiele aus der NFL
Doch es geht noch schlimmer. In der NFL gab es in der Saison 2022 einen Herzstillstand auf dem Feld. Der Spieler der Buffalo Bills, Damar Hamlin, ging nach einem harten Tackle zu Boden, richtete sich wieder auf aber brach dann zusammen. Er wurde noch auf dem Feld reanimiert und ins Krankenhaus gebracht. Glücklicherweise überlebte der Spieler und erholte sich. Die genaue Ursache für den Vorfall ist aber nicht geklärt. Eine Möglichkeit könnte aber ein zu harter Schlag auf die Brust durch das Tackle sein.
CTE durch Schläge gegen den Kopf
Auch das Thema Gehirnerschütterung wird in der NFL und generell im American Football zunehmend heißer diskutiert. Der Grund: Es gibt gehäuft Hinweise darauf, wie dramatisch häufige Stöße gegen Kopf für die Hirngesundheit sein können. Zuletzt machte in dem Zusammenhang die chronische traumatische Enzephalopathie (CTE) Schlagzeilen, die zu Symptomen wie Gedächtnisverlust bis zu Verhaltensstörungen führen kann.
Auch Doku-Held Boone kennt Verletzungen
Auch der Protagonist der FITBOOK-Doku „Alltagsathleten“, Giancarlo Boone, hat mit Verletzungen zu kämpfen. Zuletzt setzte ihn eine Schulterverletzung außer Gefecht. Warum sich der Familienvater, der seit knapp 20 Jahren Football spielt, sich in diesen Situationen oft alleingelassen fühlt, erfahren Sie hier.
Sehen Sie sich hier „Alltagsathleten – die neue Doku von FITBOOK“ an
FITBOOK-Alltagsathleten Doku gibt seltene Einblicke in das Leben von deutschem Football-Spieler Giancarlo Boone
Mit Footballer Giancarlo Boone FITBOOK feiert Premiere der Doku-Reihe „Alltagsathleten“
Amateur-Footballer Giancarlo Boone Warum macht man sich für sein Sport-Hobby den Körper kaputt?
Quellen
- 1. Geißlein, M., Frodl, A., Millrose, M., et al. (2019). Wie gefährlich ist American Football im deutschen Amateurbereich? Eine positionsbezogene Verletzungsanalyse über vier Spielzeiten. Der Unfallchirurg.
- Stylecaster (2023). Damar Hamlin Just Made His First Super Bowl Appearance 6 Weeks After Suffering Cardiac Arrest on the Field (aufgerufen am 9.3.2023)