2. April 2024, 20:03 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Jeder Hobby-Athlet sollte über seine eigenen Fitnesswerte Bescheid wissen, um sein Training samt Regeneration entsprechend zu gestalten. Das gilt für Berufssportler, zum Beispiel Profi-Fußballer, noch viel mehr. Schließlich müssen sie nahezu tagtäglich physische (und mentale) Höchstleistungen vollbringen, um konkurrenzfähig zu sein. Arne Greskowiak, Athletiktrainer zahlreicher Sport-Stars in Deutschland, hat FITBOOK verraten, welche Daten und Werte dabei ganz entscheidend sind.
Wer Leistungssport auf höchstem Level betreiben will, muss in jedem Fall topfit sein und je nach Sportart zumindest eine gewisse Grundlagenausdauer mitbringen. Beim Fußball ist sie sogar absolute Basis und essentielle Grundlage für 90 Minuten Bewegung in oft höchstem Tempo. Gerade in der heutigen Zeit, weil das Spiel durch die Spieler selbst immer schneller und athletischer wird. Umso wichtiger sind darüber hinaus auch Beweglichkeit, Kraft und Schnelligkeit. Das weiß in Deutschland kaum jemand besser als Arne Greskowiak. Der 39-jährige Kölner Athletik- und Personaltrainer macht regelmäßig Deutschlands Spitzensportler fit. Neben Basketball-Weltmeister Dennis Schröder oder Eishockey-Star Leon Draisaitl vertrauen auch viele Profi-Fußballer aus der Bundesliga dem Know-how von Greskowiak und seinem Team. FITBOOK erklärte er, welche Fitnesswerte er bei den Profi-Fußballern ermittelt und was ihm diese über deren individuelle Leistung verraten.
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Übersicht
- Wovon das Fitnessniveau eines Profis abhängt
- Diese Werte erhebt Greskowiak bei seinen Spielern
- Greskowiak: «Wer bei den Fitnesswerten nicht in den Standard-Bereich kommt, droht, hinterherzulaufen
- So häufig werden die unterschiedlichen Daten bei Fußball-Profis erhoben
- Messung der Belastung auf dem Feld
- So wird bei Fußball-Profis das Körperfett gemessen
- Herzfrequenz messen bei Fußball-Profis: Handgelenk oder Brustgurt?
- Übersicht: Diese Fitnesswerte analysiert Greskowiak bei Fußball-Profis
Wovon das Fitnessniveau eines Profis abhängt
Grundsätzlich verfügt jeder Mensch und damit auch jeder Sportler über ein eigenes, individuelles Fitnessniveau. Bei dem einen ist es – je nach Lebensgestaltung und auch genetischer Ausstattung – höher, bei dem anderen niedriger. Bei Berufsathleten hingegen hängt das Fitnessniveau von sehr viel mehr unterschiedlichen Faktoren ab: Wie Arne Greskowiak FITBOOK erklärt, definiert es sich zum einen aus den Anforderungen der Sportart bzw. des Spielsystems und zum anderen aus dem individuellen Anforderungsprofil.
„Beim Fußball gibt es Spieler, die in 95 Minuten in der Lage sein müssen, 12 bis 14 Kilometer zu laufen und dabei viele intensive Läufe wie Antritte oder Sprints zu absolvieren“, erklärt Profi-Athletiktrainer Greskowiak. „Hinzu komme noch das individuelle Profil, dass von Spieler zu Spieler variiert.“ Gemeint sind Faktoren wie Alter und Rolle bzw. Funktion auf dem Spielfeld. Ein Torwart muss beispielsweise aufgrund seiner Position weniger laufen als etwa ein Mittelfeldspieler. Somit benötigen verschiedene Spieler bzw. Positionsgruppen ein anderes Fitnessniveau, um den spezifischen Anforderungen gerecht zu werden.
Diese Werte erhebt Greskowiak bei seinen Spielern
Um sich ein Bild vom aktuellen Zustand zu machen, sind zunächst mal die biometrischen Daten wichtig: Alter, Größe und Gewicht. Variabel ist lediglich das Gewicht, das von der körperlichen Zusammensetzung abhängt. Um sich einen Überblick zu verschaffen, misst Greskowiak zunächst die Umfänge von Schultern, Brust, Bauch, Po, Beinen etc. mit einem Maßband, stellt den Spieler auf die Waage und bestimmt ihren Körperfettanteil (mehr dazu weiter unten). Das ist aber noch lange nicht alles.
Genauso entscheidend sind für den Profi-Athletiktrainer die sogenannten kardiologischen Werte. „Wir brauchen die maximale Herzfrequenz für die individuelle Trainingssteuerung seiner Ausdauerfähigkeit“, erklärt Greskowiak. „Dazu wollen wir sehen, welches Regenerationspotezial der Spieler hat.“ Hierfür werde häufig der sogenannte HRV-Wert mit herangezogen. „Die Herzfrequenzvariabilität sagt mir etwas darüber aus, wie gut ein Spieler erholt ist.“
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Greskowiak: «Wer bei den Fitnesswerten nicht in den Standard-Bereich kommt, droht, hinterherzulaufen
Diese verschiedenen Fitnesswerte fügen sich wie einzelne Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammen, auf dessen Grundlage der Athletiktrainer Aussagen über die Fitness und Leistungsbereitschaft des Körpers treffen kann. Für jeden Bereich gibt es Standards und Ist-Zustände, die nach Aussage des Experten auch bei den Profis oft voneinander abweichen. Auf der Hand liegt das etwa nach längeren Verletzungspausen; doch natürlich gibt es weitere, individuelle Gründe. „Um allgemein leistungsfähige Spieler zu haben, empfiehlt es sich, darauf hinzuarbeiten, dass die Spieler in diesen Standard-Bereich kommen“, macht Greskowiak im Gespräch mit FITBOOK klar.
Ansonsten könne das Verletzungsrisiko steigen oder es drohe die Gefahr, leistungsmäßig gegenüber der Konkurrenz „hinterherzulaufen“ – und damit irgendwann den Anschluss zu verlieren. Nicht umsonst ist Disziplin und Wille für Profis oberstes Gebot und allgemein sogar wichtiger als Talent.
So häufig werden die unterschiedlichen Daten bei Fußball-Profis erhoben
Um den Ist-Zustand eines Fußball-Profis zu checken, muss dieser entsprechend abgefragt werden. Die Häufigkeit variiert laut Greskowiak: „Einige Daten werden täglich erfasst: Läufe, Sprints, Belastungen, Herzfrequenzen. Andere wiederum wöchentlich, zum Beispiel das Gewicht. Und wieder andere, wie Umfänge und Körperfett, alle paar Wochen.“ Sind die Werte nicht gut oder zu weit weg vom Standard, müsse durch zusätzliches Training oder Wissen gegengesteuert werden. Ernährung, Schlaf, Regeneration: Potentiale zur Verbesserung gibt es viele.
Messung der Belastung auf dem Feld
Längst ist die Sport- und Leistungsdiagnostik heute so weit entwickelt, dass den Coaches allerhand hochmoderne Tools und technische Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Das macht den Zugang zu den benötigten Informationen einfacher und spart Zeit. Die Belastung auf dem Feld etwa wird mit Tracking-Systemen, wie zum Beispiel Catapult gemessen, berichtet der Profi-Trainer. Dabei werden die Spieler mit Sensoren versehen, welche u.a. die Bewegungen und Positionen nachverfolgen. So ergeben sich Werte zu Laufdistanzen, Sprints oder Geschwindigkeiten, die anschließend eingeordnet und ausgewertet werden.
So wird bei Fußball-Profis das Körperfett gemessen
Auch die Körperfettmessung erfolgt heute meistens elektronisch. Greskowiak bevorzugt die Variante mit einem Caliper: Eine Art Zange, mit der man das Unterhautgewebe an bestimmten Körperstellen bestimmen kann.
Körperfettanteil per Calipometrie messen: An mindestens drei vorgegebenen Körperstellen (Drei-Falten-Formel) wird mit Daumen und Zeigefinger ein Hautabschnitt von drei bis fünf Zentimetern gegriffen und zu einer Falte zusammengedrückt. Diese wird dann mit dem Caliper gemessen. Anschließend werden die Werte in ein Online-Tool oder eine Smartphone-App eingegeben und daraus dann der Körperfettanteil errechnet. Für den Privatgebrauch sprechen die günstigen Anschaffungskosten: Caliper sind schon für unter zehn Euro erhältlich. Jedoch muss man sehr exakt messen, um genaue Werte zu erhalten – daher wird Hilfe benötigt oder man geht zu einem Sportmediziner.
Herzfrequenz messen bei Fußball-Profis: Handgelenk oder Brustgurt?
Daten zur Herzfrequenz lässt Greskowiak bei seinen Fußball-Profis nicht mit Handgelenksensoren, sondern mittels Brustgurt ermitteln. Auch ein Praxistest von FITBOOK hat in der Vergangenheit gezeigt: Bei hoch intensiven Trainings mit viel Armbewegung stoßen Handgelenkssensoren an ihre Grenzen und messen entsprechend ungenau.
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Übersicht: Diese Fitnesswerte analysiert Greskowiak bei Fußball-Profis
Arne Greskowiak nimmt bei seinen Fußball-Profis verschiedene Messungen vor, um Aussagen über ihr Fitnesslevel treffen zu können; darauf aufbauend gestaltet er das Training des Spielers, um diesen hinsichtlich der Fitnesswerte im „Standard-Zustand“ zu halten. Gelinge dies nicht, steige das Verletzungsrisiko und es drohe die Gefahr, leistungsmäßig den Anschluss zu verlieren.
- Alter, Größe, Gewicht
- Umfang von Schultern, Brust, Bauch, Po, Beinen etc.
- Körperfettanteil
- maximale Herzfrequent
- Laufdistanzen, Sprints, Geschwindigkeiten
Besonders lustig scheint häufig der Moment zu sein, wenn er seine Profi-Sportler auf die Waage stellt. „In jeder Mannschaft gibt es Spieler, die an der Genauigkeit der Waage zweifeln“, berichtet Greskowiak FITBOOK. Gut zu wissen: Da unterscheiden sich die Profis offenbar nicht von uns Hobbysportlern.