23. April 2024, 13:22 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Leichtathletin Alica Schmidt (25) ist Sprint-Profi über 400 Meter und eine der erfolgreichsten Influencerinnen Deutschlands. Ihr großer Traum: ein Startplatz bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Im Interview mit FITBOOK verrät sie, wie hart sie dafür arbeitet, woher sie die mentale Stärke dafür nimmt und welches überraschende Lebensmittel bei ihr regelmäßig auf dem Speiseplan steht.
Sprinterin Alica Schmidt ist auf die Disziplinen Staffellauf und 400 Meter spezialisiert. Ihr bisher größter Erfolg ist die Bronzemedaille 2023 bei den Deutschen Meisterschaften über 400 Meter. Über 4×400 Meter sowie in der 4×400-m-Mixed-Staffel wurde Schmidt 2023 ebenfalls zweimal Dritte. Dieses Jahr soll der große Traum von Olympia wahr werden – deshalb liegt derzeit ihr Fokus im Training darauf, die Qualifikation zu schaffen. Mit fünf Millionen Followern auf Instagram ist Alica Schmidt aber auch noch eine sehr erfolgreiche Influencerin. Im Rahmen eines Events des Getränkeherstellers Vitamin Well, bei dem Schmidt ihre selbst kreierte Sorte vorstellte, hatte FITBOOK-Redakteurin Sophie Brünke Gelegenheit, mit ihr über das Training für die Olympia-Qualifikation, ihre Ernährung und den Balanceakt zwischen Profisport und Influencer-Dasein zu sprechen.
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Übersicht
- Alica Schmidt über ihre Zukunft im Sport: „Ich möchte sehen, wo meine persönliche Grenze ist“
- Über das Training: „Es gibt Situationen, in denen man am Boden liegt und gar nicht mehr kann“
- »Renne gerne über die 400 Meter hinaus, um mich im Kopf zu brechen
- Alica Schmidt über das Essen: „Wenn ich mir zu viel verbiete, dann will ich es umso mehr“
- »Laviai Nielsen ist für mich eine Inspiration
- Tipps für Laufanfänger von Alica Schmidt
Alica Schmidt über ihre Zukunft im Sport: „Ich möchte sehen, wo meine persönliche Grenze ist“
FITBOOK: Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Zukunft in der Leichtathletik gesteckt?
Alica Schmidt: „Mein größtes Ziel ist es, mich für Olympia 2024 in Paris zu qualifizieren und dort erfolgreich an den Start zu gehen. Mit den Staffeln haben wir das Ziel, im Finale zu stehen. Das haben wir letztes Jahr in Budapest auf der Leichtathletik-WM mit der Mixed-Staffel bereits erreicht und es war ein unbeschreibliches Gefühl, in diesem ausverkauften Stadion zu laufen und die Stimmung zu erleben. Wir waren unter den Top 8 der schnellsten Staffeln der Welt und das möchten wir in Paris auch schaffen. Ansonsten steht auch die Europameisterschaft, die Staffel-Weltmeisterschaft und die Deutsche Meisterschaft an – ein Highlight nach dem anderen. Hier möchte ich meine Bestzeit weiter herunterschrauben und sehen, wo meine persönliche Grenze ist.“
Aktuell reicht Ihre Bestzeit von 52,8 Sekunden nicht, um bei Olympia in der 400-Meter-Distanz an den Start zu gehen. Sie müssten sich um über eine Sekunde verbessern. Wie sieht Ihr Training derzeit aus?
„Wir haben gar nicht viel am regulären Trainingsplan verändert. Ich glaube, die Kunst ist es, konstant zu bleiben und hart zu arbeiten. Viele haben das Gefühl, man müsse im Olympiajahr irgendwas Besonderes machen, aber das kann auch schnell nach hinten losgehen. Mein Trainer verfolgt seinen Plan bereits sehr lange, dem sind wir treu geblieben.“
Sie haben also keine Anpassungen im Training vorgenommen?
„Ich habe nur geschaut, dass ich mich in jedem Aspekt abermals professionalisiere und die letzten fehlenden Prozente heraushole. Sei es bei der Ernährung, Regeneration oder aber auch im Fokus im Training.“
Über das Training: „Es gibt Situationen, in denen man am Boden liegt und gar nicht mehr kann“
Im OMR-Podcast von Anfang des Jahres erzählen Sie, man müsse täglich über seine Grenzen gehen und Sie sich schon mal nach dem Training übergeben haben. Woher nehmen Sie die mentale Stärke dafür?
„Das hat sich entwickelt. Ich weiß noch, dass es mir deutlich schwerer gefallen ist an meine Grenzen zu gehen, als ich jünger war. Denn man verlässt seine Komfortzone, man leidet in dem Moment auch extrem. Der Körper ist unfassbar angestrengt, aber gleichzeitig weiß ich auch, wofür ich das mache und das es notwendig ist, um meine Ziele zu erreichen. Dadurch gibt es auch Situationen, in denen man am Boden liegt und gar nicht mehr kann. Dass ich mich inzwischen gut im Training quälen kann, hilft mir sehr – gerade über die 400 Meter.“
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Könnte dieses Übertraining nicht schädlich für Ihre Gesundheit sein?
„Übertraining ist ein gutes Stichwort, denn ich glaube nicht, dass ich etwas Gesundheitsschädigendes tue. Natürlich ist so viel Sport anstrengend für die Muskeln und Gelenke und ich muss aufpassen, nicht übertrainiert zu sein. Das Problem hatte ich aufgrund meines Ehrgeizes schon mal. Doch die Kunst liegt darin, die Regeneration nicht zu vernachlässigen und eine gute Balance zu finden.“
Was war Ihr letzter Rückschlag im Training, was Ihr letzter Erfolgsmoment?
„Ich komme gerade aus dem Trainingslager in Südafrika, das lief sehr gut. Ich hatte dort allerdings einen kleinen Rückschlag, weil ich mir mit etwas Falschem zu Essen den Magen verdorben habe und ein paar Tage nicht fit war. Als es mir wieder gut ging, habe ich gemerkt, dass ich nicht mehr auf dem gleichen Stand war und ich einige Trainingseinheiten brauchte – das war im ersten Moment demotivierend. Trotzdem konnte ich mich im Trainingslager super vorbereiten.“
»Renne gerne über die 400 Meter hinaus, um mich im Kopf zu brechen
Wie kann man sich das Training dort vorstellen?
„Wir haben das Race Modell – die 400 Meter – dort imitiert. Ich renne dann gerne über die Strecke hinaus, um, wie unser Trainer sagt, mich im Kopf zu brechen. Denn 400 Meter sind eine harte Distanz. Wenn man aber im Training häufig darüber hinaus läuft, nimmt das die Angst.“
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Alica Schmidt über das Essen: „Wenn ich mir zu viel verbiete, dann will ich es umso mehr“
Wie ernähren Sie sich? Welche Fehler versuchen Sie, zu vermeiden?
„Ich versuche, mich sehr ausgewogen zu ernähren. Es gibt aber keine Lebensmittel, auf die ich komplett verzichte. Da ich vierstündige Trainingseinheiten habe, ist es vor allem wichtig, genug Kalorien zu essen. Bei mir ist das auch gerne mal Schokolade, denn wenn ich mir zu viel verbiete, dann will ich es umso mehr. Und wenn mir mein Körper signalisiert, dass er Zucker braucht, dann ist es auch okay, ihm Zucker zu geben. Insgesamt ernähre ich mich jedoch zu 80 bis 90 Prozent gesund.“
Was essen Sie an einem normalen Trainingstag, was gibt’s vor einem Wettkampf?
„Meine Ernährung unterscheidet sich da tatsächlich nicht. Vor dem Training esse ich immer Kohlenhydrate, am liebsten Nudeln. Morgens greife ich gerne zu Porridge, weil es sehr lange satt hält. Nach dem Training kommen auch gesunde Fette und Proteine auf den Teller, dazu ein paar Kohlenhydrate, um die Energie aufzufüllen.“
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Neben der sportlichen Karriere und Ihrem Studium sind Sie als Influencerin sehr erfolgreich, haben allein fünf Mio. Follower auf Instagram. Wie lässt sich das vereinbaren?
„Ich setze klare Prioritäten: An erster Stelle steht mein Training, alles andere kommt danach. Mit Social Media lässt sich der Sport leicht vereinbaren, weil ich die Leute gerne mitnehme und zeige, wie mein Alltag ist. Deswegen fühlt sich das für mich gar nicht nach Arbeit an. Stattdessen finde ich es cool, dass die Leute Einblicke durch mich bekommen, die man sonst nicht sieht. Mein Fernstudium kann ich mir selbst einteilen.“
»Laviai Nielsen ist für mich eine Inspiration
Gibt es Athletinnen, die Sie inspirieren und warum?
„Ja, es gibt auf jeden Fall einige tolle Athletinnen, die ich kennengelernt habe. Zum Beispiel Laviai Nielsen, eine 400-Meter-Läuferin aus Großbritannien. Ich durfte sie schon ein paar Mal persönlich treffen und es ist wahnsinnig schön zu sehen, wie sie sich selber treu bleibt. Sie ist sehr ambitioniert und arbeitet unfassbar hart, ist aber auf dem Boden geblieben. Deswegen ist sie für mich eine Inspiration.“
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Zuletzt noch eine praktische Frage für alle, die mit dem Laufen anfangen möchten. Welchen Fehler sollte man unbedingt vermeiden?
„Als Anfänger ist es wichtig, nicht zu übertreiben, weil es eine körperliche Belastung ist. Sonst kann man schnell Probleme bekommen und die Lust am Laufen verlieren. Das heißt, man muss den Körper langsam daran gewöhnen und sich kontinuierlich steigern in der Länge der Distanz, aber auch in der Trainingshäufigkeit. Zwischen den Trainings sind Pausen wichtig.“