27. Dezember 2023, 7:16 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Um „Aerial Hoop“ zu erlernen, braucht es Kraft, Anmut, Balance und Beweglichkeit. Und trotzdem sind die meisten Anfänger erstaunt, zu was sie mit etwas Anleitung fähig sind, berichtet eine Trainerin. Für FITBOOK hat Anna Engberg einen Workshop besucht. Wie sie die besondere Sportart erlebt hat.
von Anna Engberg
Zugegeben: Zwei blaue Flecken an der Hüfte zähle ich nach der dritten Einheit Aerial Hoop im Wiesbadener Dance Line Studio. Dafür macht es aber richtig Spaß. Schon in der zweiten Stunde erlernen wir eine kleine Choreographie mit rund fünf aufeinander folgenden Figuren. „Half French Gazelle“, „Cradle“ und „Amazone“ nennen sich einige der eleganten Posen, die man am Ring in der Luft einnimmt. Die Bewegungen sind fließend – und am Ende dreht sich der Ring alias „Hoop“ sogar.
Da wird der ein oder anderen Kursteilnehmerin durchaus mal schwindelig. Doch das ist am Anfang normal, erklärt Andrea Britt-Dillenberger. Die Tanzpädagogin und Diplom-Tänzerin unterrichtet schon seit 34 Jahren Ballett, Pilates, Jazz, Modern und Pole Dance im Rhein-Main-Gebiet, seit 14 Jahren ist die Aerial-Sparte mit Flying Pilates und Aerial Hoop hinzugekommen: „Mich hat Hoop einfach persönlich fasziniert. Deshalb habe ich nach Möglichkeiten gesucht, eine Trainerausbildung dafür zu finden.“
Übersicht
- „Selbst leichte Posen sehen toll aus“
- Was man mitbringen sollte, um Aerial Hoop zu erlernen
- Für wen eignet sich Aerial Hoop?
- So entwickelt man eine Hoop-Choreographie
- Was muss man beachten, wenn man sich zu Hause einen Aerial-Hoop-Ring aufhängen will?
- Persönliches Fazit: „Die Luftartistik fasziniert mich“
„Selbst leichte Posen sehen toll aus“
Britt-Dillenberger hat beobachtet, dass das Interesse an der außergewöhnlichen Sportart deutlich gestiegen ist. Sie selbst praktiziert und unterrichtet Aerial Hoop seit zehn Jahren. „Mir gefällt vor allem, wie akrobatisch die Choreografien werden können. Es gibt endlose Kombinationsmöglichkeiten und Transitions. Und auch ich muss sagen: Im Hoop fühle ich mich leicht und schwerelos. Selbst leichte Posen sehen einfach elegant und toll aus.
Der Ursprung von Aerial Hoop liegt, wie man zu recht vermutet, in der Zirkusakrobatik und ist dort neben Trapez und Vertikaltuch ein übliches Akrobatik-Tool: der an der Decke oder einem mobilen Gerüst befestige Hoop-Reifen aus Metall ist für bessere Griffigkeit mit Tape-Band umwickelt, dreht und schwingt sich, je nachdem, was man in und mit ihm macht: im Reifen kann man sitzen, liegen, kopfüber hängen und vieles mehr.
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Was man mitbringen sollte, um Aerial Hoop zu erlernen
„Jeder Tänzer und Akrobat legt seinen Schwerpunkt auf etwas Anderes. Manche Performances sind eher kraftvoll, andere legen den Fokus auf Beweglichkeit“, berichtet die Hoop-Trainerin. Um Aerial Hoop zu erlernen, brauche es Kraft, Anmut, Tanzerfahrung, Balance, Beweglichkeit und Körperspannung.
Dazu kommt: Je nach Ringhöhe auch eine Portion Mut, wie ich bei den ersten Trainings feststelle. Während ich die Posen, die viel Kraft erfordern, leicht umsetzen kann, tue ich mich mit den Drehungen um die eigene Hüfte im Ring schwerer. Andere im Kurs hadern mit dem Kopfüber-Hängen im drehenden Ring. Ohne Frage: Wer bereits über gewisse Tanz- oder Akrobatik-Erfahrungen verfügt, ist im Vorteil.
Für wen eignet sich Aerial Hoop?
Vorkenntnisse braucht es aus Sicht von Hoop-Expertin Britt-Dillenberger jedoch nicht unbedingt: „Anfängerkurse eignen sich grundsätzlich für alle, die Lust haben etwas Neues auszuprobieren und sich selbst neu kennenlernen wollen.“ Immer wieder stellt die Trainerin fest, dass die meisten Teilnehmer erstaunt sind, zu was sie mit etwas Anleitung fähig sind. „Armkraft und ein bisschen Schmerztoleranz verbessern sich im Laufe des Trainings“, sagt die Trainerin zu FITBOOK. Nur Personen, die keine Überkopfhaltungen einnehmen dürfen, rät sie von der Sportart ab.
Damit das Training trotz Schwielen an den Händen und möglicherweise Muskelkater von Anfang an kleine Erfolgserlebnisse bietet, sollte sich der Ring in den ersten Einheiten nicht drehen. „Das kommt später dazu“, erklärt Britt-Dillenberger. „Die Intensität der Drehung lässt sich zudem individuell anpassen.“
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So entwickelt man eine Hoop-Choreographie
Für Einsteiger empfiehlt die Hoop-Trainerin, zunächst einen Song auszuwählen, der gut gefällt und zu dem man sich einzelne Figuren oder Posen aussucht. „Anschließend entwickelt man fließende, tänzerische Verbindungen und Übergänge.“ Inspiration für neue, interessante Moves findet Britt-Dillenberger bei Workshops und Fortbildungen, aber auch auf Instagram.
Was muss man beachten, wenn man sich zu Hause einen Aerial-Hoop-Ring aufhängen will?
Kurz vor Ende unserer vierteiligen Workshop-Serie will ich noch wissen: Was muss man beachten, wenn man sich zu Hause einen Aerial-Hoop-Ring installieren möchte? „Ein einfacher Haken in der Decke reicht für die entstehenden Kräfte bei Drehungen und schwungvollen Moves definitiv nicht aus“, warnt die Expertin. Zum Aufhängen des Rings benötige man eine stabile Betondecke oder Holzbalken. Für die eigene Sicherheit sollte eine Stahlplatte mit einer Aufhängung mehrfach verschraubt werden. Je nach Location benötigt man unter Umständen weitere Karabiner, Kugellager, Loops, Straps oder Seile zum Aufhängen. Auch eine gewisse Deckenhöhe müsse man berücksichtigen, je nach eigener Körpergröße und in Abhängigkeit davon, welche Moves man machen wolle. Und: Wer zur Miete wohnt, muss solche Einbauten mit dem Vermieter absprechen.
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Persönliches Fazit: „Die Luftartistik fasziniert mich“
Für mich steht nach der Workshop-Serie fest: Es geht weiter mit dem Hoop. Obwohl ich keine regelmäßigen Kurse belegen werde, fasziniert mich die Luftartistik so, dass ich die erlernten Tricks beim freien Akrobatik-Training üben und ausbauen will. Gerade für Einsteiger in der Luftartistik ist der Aerial Hoop aus meiner Sicht eine tolle, weil leichtere Alternative zum Vertikaltuch. Und fotogen ist die Sportart überdies!