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Expertin erklärt

Anzeichen, dass Sport zur Sucht geworden ist

Eine junge Frau macht Liegestütze
Sport ist gesund, kann aber auch zur Sucht werden Foto: Getty Images
Flavio Treppner

3. August 2021, 20:58 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Während die einen ihren inneren Schweinehund einfach nicht überwinden können, können andere vom Sport gar nicht genug bekommen. Grundsätzlich ist Bewegung gut, doch irgendwann kann es auch zu viel und dadurch ungesund werden. FITBOOK hat bei einer Expertin nachgefragt, ab wann man von einer Sportsucht sprechen kann, wie sie sich äußert und behandeln lässt.

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Immer häufiger, immer schneller, immer weiter. Wen die Sportleidenschaft erst mal gepackt hat, der ist kaum noch zu bremsen. So weit, so gut erst mal. Aber irgendwann könnte auch Vorsicht geboten sein. Denn ähnlich wie bei einer Drogensucht kann der Körper auch eine Abhängigkeit vom Sport entwickeln. FITBOOK hat bei der Psychiaterin Dr. Aglaja Stirn nachgefragt – sie erklärt die Anzeichen einer Fitness- und Sportsucht und ab wann man sich in ärztliche Hände begeben sollte.

Primäre und sekundäre Bewegungssucht

Statt Fitness- oder Sportsucht wird in der Wissenschaft auch häufig von Bewegungssucht gesprochen. Diese lässt sich in zwei Formen unterteilen. Bei einer primären Bewegungssucht zeigt der Betroffene ein gesundheitsschädliches Ausmaß an Aktivitäten. Der Sport selbst wird dabei über alles gestellt, zum Beispiel auch über die Familie oder Freunde.1 Diese Form der Sucht ist laut Dr. Stirn eher selten. „Die häufigste Variante ist der exzessive Bewegungsdrang in Verbindung mit Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie.“ Mit anderen Worten: Am häufigsten kommt die sekundäre Bewegungssucht vor, bei der übermäßige Sportaktivitäten mit anderen Störungen verbunden einhergehen. „Oft haben Betroffene eine Körperschemastörung, nehmen ihre Figur deutlich negativer wahr, als sie in der Realität ist. Frauen denken oft, sie seien zu dick, und Männer halten sich für zu wenig muskulös“, erklärt die Ärztin weiter.

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Die Anzeichen einer Sportsucht

Da Sportsucht oft Hand in Hand mit anderen mentalen Erkrankungen geht, ist sie für Betroffene nicht immer einfach selbst wahrzunehmen. Doch gibt es Anzeichen, nach denen man Ausschau halten kann. Zum Beispiel, wenn der Sport, der früher Spaß gemacht hat, stattdessen nun Zwangs- und Druckgefühle auslöst. Dann sollten die Alarmglocken klingeln. Auch Entzugserscheinungen sind ein Signal, dass etwas nicht stimmt. Diese äußern sich dann, wenn kein Sport gemacht wird. Das kann unter anderem in Form von Depressionen und Schuldgefühlen, aber auch Schlafstörungen und Magen-Darm-Beschwerden sein. „Diese ersten Anzeichen können noch weiter verstärkt werden, wenn das Sportverlangen so stark in den Vordergrund tritt, dass berufliche oder private Konflikte entstehen“, warnt Dr. Stirn.

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Mögliche Folgen einer Sportsucht

Eine Sportsucht sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Zwar ist sie von den gesundheitsschädlichen Effekten her nicht mit einer Alkohol- oder Zigarettensucht gleichzusetzen – aber sie kommt ja oft nicht alleine daher. Sobald sich aus der Sportsucht eine zusätzliche Essstörung entwickelt oder durch eine Körperschemastörung zu anabolen Steroiden gegriffen wird, können sich die negativen Folgen deutlich verschlimmern.

„Häufig nutzen Betroffene den exzessiven Sport als maladaptive (ungeeignete, Anm. d. Red.) Bewältigungsstrategien, um unangenehme und negative Gefühle zu vermeiden“, erklärt Dr. Stirn. „Das führt zwar zu kurzzeitiger Befriedigung, langfristig wird dadurch aber ein ungesundes Verhaltensmuster konditioniert. “ Das bedeutet, dass körperliche Überlastungssymptome dem Verlangen, Sport zu treiben, untergeordnet werden. Regenerationszeiten werden missachtet, Krankheiten und Verletzungen bagatellisiert, um trainieren zu können. Auf diese Weise sind Langzeitschäden für den Organismus vorprogrammiert.

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Jetzt ist ärztliche Hilfe gefragt

Der Gang zum Arzt ist für Betroffene stets unangenehm. Sich selbst eingestehen zu müssen, ein Problem zu haben und dieses lösen zu wollen, hält viele davon ab, sich professionelle Hilfe zu suchen. Doch Dr. Stirn weiß, ab wann es sinnvoll sein kann, sich in die richtigen Hände zu begeben: „Sobald ein persönlicher Leidensdruck infolge des exzessiven Sporttreibens entsteht, sollte man sich Hilfe suchen.“ Tauchten dann noch berufliche oder private Probleme oder zusätzliche Störungen (z.B. Depressionen, Essstörung) auf, müsse man unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Freunde und Familie sollten alarmiert sein, sobald sie beim Betroffenen ein psychisch und/oder körperlich abhängiges Verhalten in Bezug auf Sport feststellen – und es für den Betroffenen keinen anderen Ausweg als Sport gibt. Auch körperliche Erschöpfungssymptome können ein Anzeichen für eine Sportsucht sein.

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Quellen

Leiden Sie vielleicht auch unter einer Sportsucht? Hier können Sie Hilfe finden!

Themen Sucht
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