12. Dezember 2024, 16:28 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Aaron Taylor-Johnson ist alles andere als ein Marvel-Neuling. Nach seinen Erfolgen in den „Kick-Ass“ und „Avenger“-Filmen kehrt er nun als Kraven ins Comic-Universum zurück. FITBOOK-Redaktionsleiterin Melanie Hoffmann erfuhr von seinem Trainer David Kingsbury, wie er sich für die Rolle des Marvel-Schurken vorbereitete, woran er am meisten arbeiten musste und wie ihm eine unglaubliche Transformation gelang.
Definierte Muskeln, dabei geschmeidige Beweglichkeit – keine einfache Herausforderung, die der britische Schauspieler Aaron Taylor-Johnson mithilfe von Promi-Trainer David Kingsbury und einem maßgeschneiderten Training aber gemeistert hat. Für den Marvel-Film arbeiteten die beiden das erste Mal zusammen. Mit Kingsbury hatte Taylor-Johnson einen absoluten Vollprofi an seiner Seite: Der Promi-Trainer arbeitete schon mit Superstars wie Chris Hemsworth, Hugh Jackman, Jennifer Lawrence, Jessica Chastain oder Ryan Reynolds zusammen. Im FITBOOK-Interview verriet er, wie er die individuellen Trainingspläne für die Hollywood-Stars erarbeitet, worauf er bei Aaron Taylor-Johnson den Fokus legte und was ihn an dem 34-Jährigen am meisten überraschte.
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»Die Arbeit an ‚Kraven‘ war ein wahrgewordener Traum
FITBOOK: War dies das erste Mal, dass Sie mit Aaron Taylor-Johnson für einen Film gearbeitet haben? Was war Ihr erster Eindruck vom Hollywood-Star?
David Kingsbury: „‚Kraven‘ war der erste Film, den ich mit Aaron gemacht habe. Inzwischen haben wir bereits mehrere Projekte zusammen umgesetzt. Wir kommen tatsächlich aus derselben Stadt und sind sogar im selben Krankenhaus geboren, aber es hat erst ‚Kraven‘, das in Großbritannien gedreht wurde, gebraucht, damit wir zusammenarbeiten konnten.“
Was hat Sie dazu bewogen, speziell bei diesem Film („Kraven the Hunter“) mit dem Schauspieler zusammenzuarbeiten?
„Ich liebe es, an solchen Filmen zu arbeiten. Je mehr Action und Spannung, desto besser. In den letzten Jahren habe ich in vielen verschiedenen Genres und mit unterschiedlichsten Rollen gearbeitet. Als dann ‚Kraven‘ kam, war das für mich ein wahr gewordener Traum – die Chance, Schauspielern wieder dabei zu helfen, wie Comicbuch-Charaktere auszusehen.“
Aaron Taylor-Johnson hatte schon Muskeln, musste aber Körperfett verlieren
Welches Fitnesslevel hatte Johnson, als Sie mit dem Training für „Kraven the Hunter“ begonnen haben?
„Sein Fitnesslevel war wirklich gut, aber wir hatten noch einiges zu tun. Muskelaufbau ist ein Prozess, der normalerweise in zwei Phasen abläuft: zuerst eine Massephase und dann eine Definitionsphase. Als Aaron anfing, hatte er bereits eine gute Menge Muskelmasse aufgebaut, aber wir mussten noch viel Körperfett reduzieren, um für den Drehstart bereit zu sein.“
Was musste Johnson für die Rolle lernen? Welche Fähigkeiten und körperlichen Voraussetzungen sollte er erlangen?
„Aaron taucht immer komplett in die Charaktere ein, die er spielt, und macht eine enorme Menge an Arbeit, um die Figur zu verstehen und zu verkörpern. Für ‚Kraven‘ hat er in vielen Bereichen recherchiert und sich weitergebildet, etwa im Parkour, durch Bewegungstraining und natürlich durch die körperliche Transformation. Er musste nicht nur wie ‚Kraven‘ aussehen, sondern sich auch wie ‚Kraven‘ bewegen können.“
So erarbeitet Kingsbury die Trainingspläne für seine berühmten Klienten
Wie können wir uns Ihren Prozess als Coach vorstellen? Wie entwickeln Sie das individuelle Training für Ihre Klienten?
„Es gibt normalerweise mehrere Schritte und Personen, mit denen ich sprechen muss. Für ‚Kraven‘ habe ich zunächst mit Aaron gesprochen, um seine Ideen und Vorstellungen zu erfahren. Dann hatte ich Meetings mit Eunice Huthhart, der Stunt-Koordinatorin, um die Art der Stunts und die physischen Anforderungen des Drehs zu verstehen. Schließlich versuche ich, eine Übersicht über den Drehplan zu bekommen, um Prioritätstage für bestimmte Szenen wie Stunts oder Schlüsselaufnahmen, z. B. Oben-Ohne-Szenen oder andere physisch herausfordernde Momente, zu identifizieren, die besonders betont werden sollen. Ich arbeite schon lange in der Filmbranche, und der Schlüssel ist, einen Gesamtplan zu erstellen, dem man folgen kann, aber gleichzeitig flexibel genug zu bleiben, um Anpassungen vorzunehmen, wenn sich Dinge ändern – und das tun sie immer.“
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Das „Kraven“-Training von Aaron Taylor Johnson
Wie sah das Training von Aaron Taylor-Johnson aus?
„Wir haben typischerweise 4 bis 5 Gewichtstrainingseinheiten pro Woche absolviert, jeweils 45 bis 60 Minuten. In der Vorbereitungszeit haben wir zusätzlich 1 bis 2 kurze Konditions- und Sprint-Einheiten pro Woche eingebaut, um uns auf einige Szenen zu Beginn der Dreharbeiten vorzubereiten. Diese wurden nach Abschluss der Szenen weggelassen. Aaron musste außerdem zusätzliche Stunts erlernen und spezifische Stunttechniken üben. Für das Gewichtstraining haben wir hauptsächlich ein Ober-/Unterkörper-Split-Programm durchgeführt. Während der Dreharbeiten haben wir dies als 5-Tage-Programm umgesetzt, da wir aufgrund von frühen Starts und langen Tagen meistens nicht länger als 40 Minuten trainieren konnten.“
Haben Sie auch bestimmte Workouts absolviert, damit Aaron Taylor-Johnson für den Film lernen konnte, sich mehr wie ein Tier zu bewegen?
„Das ist ein Bereich, den oft ein Bewegungstrainer übernimmt, um die spezifischen Anforderungen auszuarbeiten. Meine Aufgabe war es, Aarons Kraft und Fitness so zu unterstützen, dass er die Szenen sicher und effektiv umsetzen konnte. Wir haben Sprint-Einheiten in der frühen Vorbereitungsphase integriert, um die Grundlagen für große Stunt-Szenen zu schaffen.“
Wie sah ein typischer Trainingstag aus?
„Es gibt keinen ‚typischen‘ Tag, wenn man an einem Film wie diesem arbeitet. Während der Vorbereitungsphase hatten wir jedoch eine gute Routine aus Training, Ernährung, Stunt-Proben usw. Sobald die Dreharbeiten beginnen, ändern sich die Dinge schnell. Wir haben oft frühmorgens oder spätabends trainiert. Ich habe mich mit dem Koch am Set abgestimmt, um sicherzustellen, dass Aaron alles bekam, was er benötigte. Außerdem haben wir uns an den jeweiligen Tagen auf die Stunts aufgewärmt und vorbereitet.“
Wie haben Sie als Trainer Johnson während der Dreharbeiten sonst noch unterstützt?
„Meine Hauptaufgabe bestand darin, ihn sicher und gesund durch den Film zu bringen. Während der Dreharbeiten haben wir weniger trainiert als in der Vorbereitungsphase, und die Einheiten waren kürzer. Aber vieles blieb gleich. Ich habe seine Aufwärmübungen für Stunts, die tägliche Ernährung sowie Training und Regeneration gemanagt.“
»Das habe ich durch die Zusammenarbeit mit Taylor-Johnson gelernt
Ihre berühmten Klienten lernen sicherlich von Ihnen, aber Sie lernen sicher auch von ihnen. Was haben Sie aus der Zusammenarbeit mit Aaron Johnson mitgenommen?
„Es war großartig zu sehen, wie ein Schauspieler so talentiert in der Ausführung von Stunts sein kann. Ich habe gelernt, dass großartige Schauspieler auch großartige Stuntleute sein können.“
Sie haben schon mit vielen Prominenten zusammengearbeitet. Sticht jemand hervor?
„Ich habe im Laufe der Jahre mit über 50 Schauspielern gearbeitet und genieße immer wieder die neuen Herausforderungen – unterschiedliche Menschen, verschiedene Rollen und einzigartige Produktionen.“
„Das Training muss immer spezifisch auf die Rolle abgestimmt sein“
Haben Sie allgemeine Regeln für die Vorbereitung auf die Arbeit mit Schauspielern, oder hängt das stark von der jeweiligen Person ab? Bereiten Sie sich z. B. anders auf Chris Hemsworth vor als auf Jennifer Lawrence?
„Das Wichtigste bei der Vorbereitung von Schauspielern auf ihre Rollen ist, dass das Training spezifisch auf die jeweilige Rolle abgestimmt ist. Ich habe an Filmen gearbeitet, bei denen es nur darum ging, dass die Schauspieler genug Ausdauer hatten, um Drahtseil-Stunts zu machen und so auszusehen, als würden sie im All fliegen. Ich habe aber auch ein gesamtes Ensemble darauf vorbereitet, so auszusehen, als würden sie vor Hunger sterben, während sie auf See gestrandet sind. Oder ich habe jemanden für Trapezkunststücke im Zirkus trainiert. Es gibt so viele verschiedene Filmgenres und Geschichten, dass ich als Trainer eine Vielzahl von Trainingsmethoden und -zielen erkunden kann.“
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Macht es mehr Spaß, mit jemandem wie Chris Hemsworth zu arbeiten, der bereits superfit und erfahren im Fitnessbereich ist, oder mit jemandem, der gerade erst anfängt?
„Die meisten Schauspieler, mit denen ich arbeite, haben vorher bereits irgendeine Art von körperlicher Aktivität gemacht. Ich genieße beides gleichermaßen, solange die Person motiviert ist, die Arbeit zu investieren.“
Erzählen Sie über Ihren eigenen Werdegang: Wie sah ihr Weg bis zum Promi-Trainer aus?
„Ich habe in einem kleinen Personal-Training-Studio in den Pinewood Filmstudios angefangen. Nach ein paar Jahren dort begann ich, mit Schauspielern zu arbeiten, und habe seitdem die Welt bereist, um mit großartigen Menschen an großartigen Projekten zu arbeiten. Aber ich habe noch nie an einem Film in Hollywood gearbeitet. Die meisten Filme, an denen ich mitgewirkt habe, wurden auf Parkplätzen in England gedreht.“
Wie würden Sie Ihre Fitnessphilosophie als Trainer beschreiben?
„Offen, gesundheitsorientiert und stets lernbereit.“
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David Kingburys 3 Trainingstipps
Haben Sie Fitnesstipps für unsere Leser: Wenn man sich nur auf 3 Dinge im Training konzentrieren könnte, was würden Sie empfehlen?
„Man sollte spezifisch sein. Das Training sollte auf bestimmte Ziele abgestimmt sein. Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung. Setzen Sie auf hauptsächlich unverarbeitete Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte, um Energie und Hormonfunktion zu unterstützen.
Priorisieren Sie Krafttraining. Für eine bessere Körperkomposition sollte man drei- bis viermal pro Woche Gewichtstraining einbauen.“