8. Juli 2022, 19:10 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Zuckerhaltige Getränke wie Cola begünstigen nicht nur Diabetes, sondern erhöhen offenbar massiv das Leberkrebsrisiko. Dafür reicht einer neuen Studie zufolge bereits ein Glas täglich.
Nur eine Limo am Tag kann fatale Auswirkungen haben, sagt Longgang Zhao, Forscher an der University of South Carolina. Seine neuste Untersuchung, die Zhao jetzt bei der aktuellen „Nutrition 2022“ – dem wichtigsten Jahrestreffen der American Society for Nutrition – vorgestellt hat, betrachtet er als deutlichen Hinweis, dass zuckerhaltige Getränke das Leberkrebsrisiko massiv erhöhen. Der Wechsel auf Wasser und ungesüßte Tees könnten demnach Leben retten. Für den eindeutigen Beleg bedarf es allerdings weiterer Forschung, heißt es weiter.
Übersicht
Suche nach dem Grund für stark ansteigende Leberkrebsfälle
In den letzten drei Jahrzehnten sind insbesondere in den USA die Leberkrebsfälle stark angestiegen, heißt es in einer dazugehörigen Veröffentlichung.1 Ein Teil lässt sich durch bekannte Risikofaktoren wie chronische Hepatitis-Infektionen, Alkoholkonsum oder Diabetes erklären. Allerdings haben etwa 40 Prozent aller Diagnosen bislang unbekannte Ursachen. Zhao und sein Team wollten daher herausfinden, ob und inwieweit die Ernährung eine Rolle spielt. Da bekannt ist, dass Zucker für eine Vielzahl gesundheitlicher Probleme verantwortlich ist, fiel ihr Fokus dementsprechend auf zuckerhaltige Getränke. Denn für viele Menschen stehen Cola, Limo und Co. auf dem täglichen Speiseplan.
Auch interessant: 6 Symptome, die zeigen, dass man zu viel Zucker isst
Studie mit über 90.000 Frauen
Um ihrer Fragestellung etwas mehr auf den Grund zu gehen, analysierten die Forscher der University of South Carolina Daten von 90.504 postmenopausalen Frauen (50 bis 79 Jahre), die an der Women’s Health Initiative teilgenommen hatten. Dabei handelt es sich um eine Langzeitstudie, die Anfang der 1990er-Jahre startete und über einen Zeitraum von 18 Jahren lief. Mithilfe der Fragebögen wurde auch danach gefragt, wie oft und wie viele zuckerhaltige Getränke jede Frau zu sich nahm. Anschließend verglichen sie die Ergebnisse mit den bestätigten Leberkrebsdiagnosen.2
Auch interessant: Energy Drinks können das Herz schwer schädigen
Wie zuckerhaltige Getränke das Leberkrebsrisiko um 73 Prozent erhöhen
Der vermutete Zusammengang fiel deutlicher aus als angenommen: So gaben 7 Prozent der Frauen an, täglich ein oder mehrere Gläser zuckerhaltige Getränke zu konsumieren, während 205 an Leberkrebs erkrankten. Das Forscherteam errechnete, dass ein Softdrink täglich das Leberkrebsrisiko um 73 Prozent und zwei oder mehr um 78 Prozent erhöht. Wer sich dagegen nur wenige Male im Monat eine Cola gönnt, hat kein erhöhtes Risiko zu befürchten.
Auch interessant: Was im Körper passiert, nachdem man eine Dose Cola getrunken hat
Zucker fördert krebsfördernde Entzündungen im Körper
Die Forscher betonen, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt und sie daher nicht eindeutig medizinisch belegen kann, dass zuckerhaltige Getränke allein für ein erhöhtes Leberkrebsrisiko sorgen. Außerdem konzentrierte sich die Untersuchung auf ältere Frauen, sodass Studien mit Männern und jüngeren Frauen erforderlich sind, um die Zusammenhänge umfassender zu untersuchen. Dennoch hat Studienleiter Zhao eine Vermutung, warum Zucker die Entstehung von Leberkrebs begünstigt: „Zucker als Risikofaktor für Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördert Insulinresistenz und somit Entzündungen, die schließlich Leberkrebs auslösen können.“
Studie lief 20 Jahre Diese Getränke erhöhen das Sterberisiko durch Leberkrankheiten
Laut Studie Wie Kaffee das Sterblichkeitsrisiko von Diabetikern beeinflusst
US-Studie zeigt Diese Getränke können die Erfüllung des Kinderwunschs gefährden
Quellen
- 1. American Society for Nutrition (2022) Study links sugar-sweetened beverage consumption with liver cancer (aufgerufen am 8.7.2022)
- 2. Zhao L (2022): Association Between Sugar-Sweetened Beverage Intake and Liver Cancer Risk in the Women’s Health Initiative (Abstract, University of South Carolina)