21. November 2024, 13:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Zartbitterschokolade gilt im Vergleich zur Vollmilchschokolade wegen ihres höheren Kakao- und niedrigeren Zuckergehalts als die gesündere Variante. „Ökotest“ sah sich 21 Produkte nun genauer an und untersuchte, ob das allein reicht, um sie zum Verzehr empfehlen zu können.
Kakao hat viele positive Einflüsse auf die Gesundheit. So kann Bitterschokolade mit einem Kakaoanteil ab 70 Prozent Entzündungen lindern und sich positiv auf das Gedächtnis sowie das Abwehrsystem auswirken – je höher also der Kakaoanteil, desto besser (FITBOOK berichtete). Eine Studie zeigte sogar, dass die Sehkraft durch diese gesündere Nascherei verbessert werden könnte. Zusätzlich verringern die enthaltenen Flavonoiden das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Doch neben diesen Gesundheitsaspekten untersuchte „Ökotest“ 21 Zartbitterschokoladen hinsichtlich Schadstoffen, der Lieferkette und den Arbeitsbedingungen auf den Kakaofeldern – mit ernüchterndem Ergebnis.
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Übersicht
Nur 5 Zartbitterschokoladen empfiehlt „Ökotest“
„Ökotest“ nahm 21 Zartbitterschokoladen mit einem Gehalt von 66 bis 75 Prozent in den Test auf, der Zuckergehalt lag zwischen 21 und 30 Prozent.1 Doch rundum begeistern konnte keines der Produkte in den Untersuchungen: Die Tester gaben keiner geprüften Schokolade die Bestnote. Lediglich fünf Zartbitterschokoladen empfiehlt „Ökotest“ mit der Note „gut“. Dazu gehören:
- Ener Bio „Feine Bitter Schokolade“ (70 Prozent Kakao)
- Fairglobe „Bio Schokolade Bitter“ (70 Prozent Kakao)
- Gepa „Grand Noir Zarte Bitter“ (70 Prozent Kakao)
- Tony’s „Chocolonely (70 Prozent Kakao)
Sieben weitere schneiden mit der Note „befriedigend“ und fünf mit „ausreichend“ ab, vier fallen komplett durch. Ein großes Manko bei der Mehrheit der Produkte: die Inhaltsstoffe. In fast der Hälfte der getesteten Zartbitterschokoladen fand man Rückstände von gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen. Diese können sich im Gewebe anreichern und Entzündungen in der Leber hervorrufen.2
Die Laboruntersuchungen wiesen in manchen Produkten aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nach. Diese sollten sich laut „Ökotest“ in keinem Lebensmittel befinden, da man ihnen eine krebserregende und erbgutverändernde Wirkung nachsagt.
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Schokoladen von Lindt und Penny auf den letzten Plätzen
Die „Excellence Mild 70% Cacao Edelbitter Mild“ von Lindt und die „Best Moments Edelbitter-Schokolade, 74% Kakao“ von Penny belegen die letzten Plätze im Test. „Unerwünschte Inhaltsstoffe und/oder aus unserer Sicht nicht ausreichend belegtes soziales und nachhaltiges Engagement in der Kakaoproduktion“, begründet „Ökotest“. Besonders der Anteil an Mineralölkohlenwasserstoffen sei in beiden Zartbitterschokoladen deutlich erhöht.
Weitere Pestizide und bedenkliche Inhaltsstoffe
Neben den Mineralölkohlenwasserstoffen stießen die Tester auch in einigen Produkten auf Rückstände bzw. Spuren von bis zu drei Pestiziden. Aufgrund von ausbreitenden Krankheiten auf den Feldern kommen vermehrt Pestizide zum Einsatz, wodurch sich der Anteil in der Schokolade erklären lässt.
Außerdem: ein von „Ökotest“ gewerteter erhöhter Cadmium-Gehalt in den Süßigkeiten. Dies kann auf die Bodenbeschaffenheit zurückzuführen sein, wodurch das Schwermetall von der Kakaobohne aufgenommen wird. Dieses Element ist deshalb so bedenklich, weil es sich im Körper anreichern kann und Nieren- sowie Knochenschäden begünstigt.
Auch natürliche Aromen in den Zartbitterschokoladen kritisiert „Ökotest“, da Kakao allein schon für viel Geschmack sorgt. Deshalb werten die Tester diesen Zusatz als unnötig.
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Produkte sind Zuckerbombem Bekannte Kakao-Marke ist der große Verlierer im „Ökotest“
Mehrheit der Produkte fällt durch Vegane Butter kann im „Ökotest“ nicht überzeugen
Grund: Mineralöl Nur 7 von 23 Schoko-Nikoläusen sind laut „Ökotest“ empfehlenswert
So sind die Arbeitsbedingungen auf den Kakaofeldern
Den Großteil an Kakao beziehen die Hersteller aus Lateinamerika und Westafrika, wo oftmals schlechte Bedingungen herrschen. Häufig arbeiten auch Kinder auf den Feldern. Deswegen beschäftigte sich „Ökotest“ mit den Fragen, ob die Anbieter ihre Lieferketten bis ins Detail kennen, ob sie sich mit dem Thema Kinderarbeit beschäftigen und ob sie sich für existenzsichernde Einkommen der Bauern einsetzen.
Diese Informationen zur Lieferkette forderte man mit der Beantwortung eines Fragebogens ein. Die Transparenz der Anbieter fiel dabei sehr unterschiedlich aus – während ein paar ihre Lieferkette bis auf Farm-Ebene skizzierten, gingen andere nicht so ins Detail. Selbst bei den neun Schokoladen mit Fairtrade-Labeln fiel der garantierte Mindestpreis im Zusammenhang mit den weltweiten Kakaopreisen niedrig aus.
Kinderarbeit
Das Erschreckende nach Auswertung der Fragebögen: Keiner der 21 Anbieter konnte Kinderarbeit auf den Farmen, von denen sie ihren Kakao bezogen, komplett ausschließen.