3. März 2020, 17:13 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Flavios Wohnzimmer ist das Fitnessstudio. Außerdem ist der FITBOOK-Autor bekennender Fleischliebhaber, der jeden Monat einen halben Hühnerstall verdrückt. Das soll sich jetzt ändern: Für sechs Monate will er sich rein vegan ernähren und im Rahmen einer Kolumne über sein neues Leben berichten. Im dritten Teil berichtet er, wie die lang erwarteten Blutwerte aussehen. Spoiler: Bei einem Wert besteht dringender Handlungsbedarf!
Der Termin für die Blutabnahme stand seit Wochen fest: am 31.01.20 um 12 Uhr. Und weil ich zwölf Stunden vor meinem Termin nichts mehr essen durfte, hieß es also kein Frühstück am letzten Tag vor meiner Vegan-Challenge … wie ärgerlich!
Die Blutabnahme im Labor
Schon beim Aufwachen hatte ich keinen Bock mehr. Mein Kreislauf spielte verrückt, obwohl ich noch nicht mal in die Nähe einer Spritze gekommen war.
Die Tatsache, dass ich irgendwo zwischen Schöneberg, Dahlem und Schmargendorf meinen Termin hatte, trug auch nicht unbedingt dazu bei runterzukommen. Für mich als gebürtigen Ost-Berliner stand erstmal eine kleine Weltreise an – in eine Ecke der Hauptstadt, in die ich freiwillig noch nie gefahren war.
Im Labor angekommen, kochte meine Nervosität endgültig hoch. Und wurde noch schlimmer, als ich es mir im Behandlungszimmer eigentlich gemütlich machen wollte. Die Ärztin holte einfach immer mehr Kanülen aus dem Schrank. In meiner Naivität hatte ich gedacht, dass ein paar Tropfen Blut ausreichen würden.
Zum Glück war in fünf Minuten alles geschafft und ich konnte mich schon wieder auf den Nachhauseweg machen und endlich was essen. In spätestens zehn Werktagen sollte ich die Auswertung im Briefkasten haben. Also erstmal abwarten und Tee trinken.
Der Tag der Wahrheit
(Mehrfach) täglich habe ich danach in meinen Briefkasten geguckt und gehofft, neben Rechnungen auch meine Laborergebnisse vorzufinden.
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Als es dann so weit war, rutschte mir das Herz schon etwas in die Hose. Ich habe noch nie einen solchen Brief bekommen und öffnete mit ängstlicher Vorfreude den Umschlag.
Wer hätte es gedacht? Erstmal eine Rechnung – und erst auf den Folgeseiten meine Werte. Auf den ersten Blick sah alles nach medizinischem Kauderwelsch aus.
Auf den zweiten auch. Also begann ich fleißig zu googeln, was die Bezeichnungen und Abkürzungen zu bedeuten haben. Zum Glück halfen mir die Referenzangaben etwas weiter.
Nach zehn Minuten war ich mir recht sicher, dass einige Werte nicht besonders gut aussehen! Um jedoch nichts falsch zu verstehen, scannte ich die Ergebnisse schnell ein und mailte sie einer Expertin, Frau Dr. med. Anne Fleck, zu.
Was sagt die Ärztin?
Die erste Antwort kam schnell per E-Mail an mich zurück. Meine Befürchtungen bewahrheiteten sich teilweise.
So werte Dr. Fleck meine Ergebnisse aus:
25-OH Vitamin D
25-OH Vitamin D (auch Calcidiol genannt) ist eine Hormonvorstufe im Vitamin-D-Stoffwechsel.
Die Meinung der Ärztin: „Es liegt Vitamin-D-Mangel vor, und zwar im kritischen Mangelbereich. Hier wäre eigentlich eine sofortige Nahrungsergänzung angesagt.“
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Immunoglobulin (=Antikörper)
Die Meinung der Ärztin: „Unauffällig.“
Leberwerte
Die Meinung der Ärztin: „Unauffällig.“
Cholesterin-Status
Die Meinung der Ärztin: „Gut! Auch das oxidierte LDL, das Atherosklerose fördert, ist unauffällig.“
Triglyceride
Die Meinung der Ärztin: „Triglyceride sind Blutfette und Marker für kritischen Kohlenhydratverzehr. Ihr Wert ist unauffällig.“
Harnsäure
Die Meinung der Ärztin: „Ihre Harnsäurewerte sind grenzwertig normal, ggf. durch eine Diät etwas erhöht. Trinken nicht vergessen! Darüber hinaus erhöhen Fleisch und Zucker die Harnsäure.“
Lysin
Eine wichtige Aminosäure, die vor allem in tierischen Produkten, wie Fleisch und Eiern, vorkommt. Wichtig für die Immunabwehr.
Die Meinung der Ärztin: „Grenzwertig normal.“
Cholesterin, Blutzucker und mehr Diese Blutwerte sollten Sie regelmäßig kontrollieren lassen
Analyse-Methode Ist ein Vitamin-D-Mangel auch an den Haaren erkennbar?
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So geht es weiter
Mein Vitamin-D-Mangel lässt sich mit Nahrungsergänzungsmitteln leicht beheben. Wenn dadurch noch der Muskelaufbau gepusht werden sollte, umso besser.
Ansonsten scheinen sich meine letzten Jahre als intensiver Fleischfresser nicht negativ auf meinen Organismus ausgewirkt zu haben. Weder meine Cholesterin- noch meine Leberwerte sind auffällig, obwohl mir neunmalkluge Freunde und Kollegen genau an dieser Stelle erschreckende Laborergebnisse prognostiziert hatten …
BITTE LESEN
„Nur weil bei Flavio die Blutwerte trotz jahrelangem exzessivem Fleischkonsum überraschend unauffällig ausfielen, heißt das nicht, dass 1) eine andere Person dieselbe Ernährungsform gesundheitlich genauso gut vertragen würde und 2) dass FITBOOK eine solche – unausgewogene, weil viel zu fleisch- und proteinlastige – Ernährungsform empfiehlt.“–
Ihr habt eine Meinung oder Fragen zu Flavios Vegan-Challenge? Dann schreibt ihm eine E-Mail an flavio.treppner@axelspringer.com